Das Publikum der Volksbank-Jahresausstellung gewann Erkentnisse in Sachen „Postnuklearer Neo-Symbolismus“. Foto: Susanne Müller-Baji

Die am Freitag in der Volksbank in Zuffenhausen eröffnete Ausstellung von Abel Auer wirft Fragen auf.

Zuffenhausen - Er beschreibt seine Malerei als „Post-nuklearen Neo-Symbolismus“ und malt Motive von „Haarmensch“ bis zu „Der Prophet“. Seit Freitag stellt der in Zuffenhausen ansässige Maler Abel Auer in der Volksbank aus – und wirft mehr Fragen auf, als bei der Vernissage beantwortet wurden.

Die Bilder wirken mal naiv, mal rotzig hingeworfen und teilweise sogar abstoßend – und die Malweise tut wenig, diesen Eindruck zu mildern. Laut Künstler Abel Auer sind die Gemälde Abbild unserer Zeit und ihrer Umbrüche, die seiner Meinung Parallelen zum viktorianischen Zeitalter in England aufweise: „Damals gab es auch einen neuen Moralismus“, erzählt er. Soviel sei also schon gesagt: Leicht macht die neue Werkschau es dem Betrachter nicht.

Farbpsychologisch verstörende Introspektion

„Aber es geht ja nicht um dem persönlichen Geschmack und um ein schönes Bild“, sagte eine Besucherin bei der Eröffnung: „Edvard Munch hat ja mit dem ,Schrei‘ auch das Schreckliche dargestellt.” Allerdings gilt der „Schrei“ unter Kennern als eines derjenigen Gemälde, die die meisten Dezibel in die Malerei übersetzen. Auer hingegen präsentiert Sujets wie den „Haarmensch”, bedient sich in einigen Bildern der Schnörkel eines Friedensreich Hundertwassers und betreibt in anderen eine immerhin farbpsychologisch verstörende Introspektion.

Vielleicht hätte eine kundige Einführung den Gästen den Zugang erleichtert. Anstelle dessen tritt der eigens aus München angereiste Jo Van de Loo ans Rednerpult: Zunächst nutzt er die Gelegenheit, um Werbung für seine Galerie zu machen. Schließlich liest er stockend und hörbar unvorbereitet einen Text von Abel Auer vor, in dem englische Passagen wohl Weltläufigkeit suggerieren sollen, und der etwas bemüht die Gedankengänge während eines Zuffenhäuser Waldspaziergangs beschreibt. Immerhin erläutert der Münchner Galerist den Ausstellungstitel „Porsche, Horkheimer & Me“: Der Zuffenhäuser Philosoph Max Horkheimer stehe für die Geisteswissenschaften, Ferdinand Porsche für die Errungenschaften des technischen Erfindergeistes und Abel Auer reihe sich nahtlos durch seine Kunst ein. Drei große Geister entlang der Schwieberdinger Straße. Leises Schnauben im Publikum.

Künstler hält sich abseits

Nach dem fix abgehandelten offiziellen Teil der Eröffnung gäbe es nun Gelegenheit zum Gespräch mit dem Künstler. Doch der hält sich abseits, weicht lieber in Anglizismen und andere -ismen aus. Die Bilder entstünden zunächst in der Abstraktion und würden dann gegenständlicher, sagt er schließlich. Tatsächlich lassen die Farbschlieren darauf schließen, dass die Leinwände während des Trocknens mehrfach gedreht wurden. Was hat es mit der Orthografie der Titel auf sich, bei der etwa aus „Clouds“ „Clauds“ wird und aus „City“ „Citi“? „Marcel Duchamp hat einmal gesagt, Sprache ist der Feind des Menschen.“ Deshalb halte er es in Sachen Rechtschreibung so, wie es ihm gefällt.

Einige der Vernissage-Gäste kommen unterdessen dem „Postnuklearen Neo-Symbolismus“ selbst auf die Spur: „Da ist der Schnurrbart und dort sind sie Augen“ entschlüsselt eine Besucherin die „Große Katze“. Einem anderen Gast entschlüpft ein „Sapperlot“ angesichts des fünfstelligen Verkaufspreises des Landschaftsbildes „Attitude Ajustment“, übersetzt etwa „Verhaltensanpassung“. Der Abend verklingt eher als in den Jahren zuvor.

Die Vorstandsvorsitzende hatte bei ihrer Begrüßung noch die illustren Beschicker der bisherigen Ausstellungen aufgezählt, die die Volksbank seit 1973 ausrichtet – darunter Anton Stankowski, Max Ackermann, Otto Herrmann und andere. Ob sich Abel Auer eines Tages zwischen sie oder in die Achse „Porsche, Horkheimer & Me“ einreihen darf, wird sich zeigen.

Info Die Werkschau ist bis 31. Januar zu den üblichen Öffnungszeiten im Erdgeschoss und 1. Stock der Volksbank Zuffenhausen zu sehen, Unterländer Straße 58.