Der Feuerbacher Christian Musse, alias Renoir Mussyé, stellt seine Kunstwerke noch bis Ende März im Bezirksrathaus Weilimdorf aus. Foto: Susanne Müller-Baji

Der Feuerbacher Künstler Renoir Mussyé zeigt im Bezirksrathaus in Stuttgart-Weilimdorf seine Werke.

Weilimdorf - Fast meint man, im Hintergrund die Anfangssequenz aus Raumschiff Enterprise zu vernehmen: „Der Weltraum, unendliche Weiten. . .“. Mit der neuen Ausstellung haben nun 20 strukturelle Ge- und eine Planeteninstallation Einzug ins Weilimdorfer Bezirksrathaus gehalten. Marskrater oder Einzeller? Diese Frage müssen die Betrachter freilich jeder für sich beantworten.

Im Alltagsleben ist Christian Musse für die Evangelische Gesellschaft tätig und Mitglied des Feuerbacher Bezirksbeirats. Doch zwei Herzen schlagen, ach, in seiner Brust und so stellt er ab morgen unter seinem Künstlernamen Renoir Mussyé im Weilemer Bezirksrathaus aus, und sucht dabei nach der Unendlichkeit: Auf türkisfarbenem oder tiefblauem Grund wachsen nun kreisförmige Strukturen, die vieles sein könnten: Krater, Zellhaufen oder auch Wurmlöcher im Raum-Zeit-Kontinuum.

Eine Frage des Blickwinkels

Aber ist das, was man dort sieht, unendlich weit weg oder extrem nah? „Das ist so, wie wenn man früher ganz nah an den Fernseher hingegangen ist und gar nichts mehr hat erkennen können“, erläutert Mussyé angesichts des Bildes ‚Mars 1’: Rote Bänder fokusieren hier zwar den Blick, verhindern gleichzeitig aber auch, dass man das Motiv in seiner Gesamtheit erfassen kann: „Mir gefällt, dass da etwas ist, zu dem wir nicht hinkönnen“, erläutert der Maler und gibt Interessierten gleich noch einen Hinweis mit auf den Weg zur Kunst: „Ich sage immer: Der Betrachter schenkt dem Bild die Seele.“ Die Titel seien also als Vorschläge zu verstehen; wer anderes darin erkennt, liege ebenso richtig. So zeigt ‚Mars 2’ einen Krater auf dem roten Planeten, oder auch nicht: „Für mich ist das auch ein Tunnel, der in eine andere Welt führt“, so Mussyé. Und dann ist ja auch alles eine Frage des Blickwinkels: Von weitem sieht man in der ‚Kalypso’-Serie einen farbigen Bildgrund mit strukturierten runden Flächen. Stellt man sich knapp vor die Bilder, die übrigens nach der Meernymphe aus der griechischen Mythologie benannt sind, fühlt man sich an schrundige Baumrinde erinnert oder auch an Baumflechten.

Wie erzielt Mussyé die Oberflächen? Die rindenartige Struktur entsteht aus Kaffeesatz und sein reales Alter Ego Christian Musse legt als Vorsitzender des Grünen-Ortsverbandes in Feuerbach Wert auf die Feststellung, dass er dafür den guten alten Kaffeefilter heranzieht und nicht nicht etwa die schicke, aber umweltschädliche Kapsel: „Es reizt mich, aus einem Abfallprodukt etwas zu machen“, sagt er. So ist das markante Hintergrundmuster einiger Arbeiten sind die Spuren, die etwa die Folie eines gelben Sacks in der noch feuchten Farbe hinterlassen hat: „Ich bin Autodidakt, habe mir meine Techniken mit vielen Versuchen selbst erarbeitet.“

Galaktischer Versuchsaufbau

Was wie schwerer Betonguss wirkt, kann da in Wirklichkeit auch federleicht sein, wie die Modellplaneten beweisen, die nun um die markante Kugellampen kreisen wie um eigene Sonnen: Sie bestehen aus Styropor-Kugeln, die Mussyé mit Modelliermasse und Farbe bearbeitet hat. „Sie sind so leicht, dass sie an Bindfäden hängen”, verrät der Feuerbacher zu seinem galaktischen Versuchsaufbau. Einfach mal die Unendlichkeit und mehrere Sonnensysteme auf einmal ins Rathaus holen – in Weilimdorf geht das.

Info Die Ausstellung wird am Donnerstag, 1. Februar, um 19 Uhr im Weilimdorfer Bezirksrathaus, Löwen-Markt 1, eröffnet. Zu sehen ist sie bis 29. März, montags bis mittwochs von 8 bis 16.30 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 13 Uhr.