Valentin Vitanov weckt mit „Schöne Aussichten“ die Vorfreude auf die Wärme des kommenden Sommers. Foto: : z/Géza Spiegel

Der Kunstverein Kultur am Kelterberg hat für seine jurierte Ausstellung das Thema „Wärme“ gewählt. Bei der Vernissage am Sonntagnachmittag wird erstmals der Otto F. Scharr-Kunstpreis an drei Künstlerinnen und Künstler verliehen.

Vaihingen - Seit elf Jahren lädt der Kunstverein Kultur am Kelterberg alljährlich Künstlerinnen und Künstler der Region ein, sich an einer jurierten Ausstellung zu beteiligen. In diesem Jahr ist manches anders: Mit der Otto F. Scharr-Stiftung wurde ein Sponsor für den gleichnamigen Kunstpreis in Höhe von 1000,–, 500,– und 250,– Euro gewonnen. Erstmals gibt es zudem einen Katalog, der die Beiträge genauer vorstellt. Das Thema „Wärme“ ist ein Tribut an Otto F. Scharr, der im vergangenen Jahrhundert aus einem kleinen Kohlenhandel ein großes Energiehandelsunternehmen gemacht hat.

Die dreiköpfige Jury hatte aus 99 Arbeiten auszuwählen. Keine leichte Aufgabe für Christiane von Seebach (Künstlerin und Vorsitzende der Gedok Stuttgart), Manfred Bodenhöfer (Künstler und Dozent) sowie dem Stuttgarter Fotografen Jim Zimmermann. Entschieden hat sich die Jury für 41 recht unterschiedliche Arbeiten, die das Thema Wärme von allen Seiten beleuchten.

Rot- und Orangetöne strahlen Wärme aus

Naturgemäß stehen die Farben Rot und Orange beim Thema „Wärme“ im Vordergrund. Bereits im Vorraum erwartet die Besucher eine Art Superman, der eine Plakette mit der Aufschrift „Warning hot“ trägt und dessen Mantel mit Fotos von Flammen geschmückt ist. Die Skulptur erinnert ebenso wie das Acrylgemälde „Ofenecke“, das einen altmodischen Herd zeigt, an die technische Seite des Aspektes Wärme.

In einem Objektkasten wurde aus den Flusen, die aus einem Wäschetrockner stammen, ein leuchtend rotes Wintermäntelchen samt Accessoires. Ein Föhn aus Filz, dessen Stecker in einer wolligen Handtasche steckt, sorgt ebenso für Wärme. Ausrangierte Feuerzeuge, ein Kabelgewirr als Verhüllung, wörtlich genommene Brandbriefe oder eine Nudelpfanne, in der ein Plastikgerippe vom „Unfreiwilligen Selbstmord beim Aufwärmen einer Pasta“ erzählt, setzen sich ironisch mit dem Thema auseinander. Während es bei letzterem Objekt um eine Kritik an der Überflutung mit Informationen geht, nimmt das Pastell „Kopftuch“ direkt Bezug auf das Zeitgeschehen. Die rote Kopfbedeckung wirkt wärmend und einengend zugleich. Die rechteckigen Augenschlitze schauen herausfordernd oder ängstlich auf die Betrachter – je nach ihrer persönlichen Einstellung zum Thema Verhüllung. Auch eine Fotocollage, die einen Swimming Pool mit rauchenden Fabrikschloten kombiniert, sorgt für Nachdenklichkeit.

Die Fröhlichkeit der Motive wirkt ansteckend

Es gibt Beiträge, die allein durch ihre Ausstrahlung erwärmen. Dazu gehört das Doppelporträt „Heinz und Käthe“. Es zeigt ein Paar, vermutlich zwei behinderte Menschen, die offen und fröhlich miteinander kuscheln. Der gelbe Blumenkranz und der kleine Blumenstrauß in der Hand verweisen auf den Sommer. Mit Hilfe von Teebeuteln hat die Künstlerin ihren Protagonisten einen warmen Farbton gegeben, doch es ist vor allem ihre Fröhlichkeit, die wohltuend und ansteckend wirkt. Ähnlich sommerlich sind die überwiegend blau gehaltenen „Schönen Aussichten“ auf Wasser und Berge, auf die ein älteres Paar blickt. Die Leinwand scheint am Bildrand wie eine Persenning angebracht zu sein, und so hat der Maler den Vorgeschmack auf einen Segeltörn mit in sein Bild eingearbeitet.

Eher winterlich wirkt dagegen das Kerzenlicht in „Start up 1“, das mit dem Symbol für „Play“ kombiniert ist und so alte Zeiten mit neuen kontrastiert. Dass Licht nicht immer wärmt, zeigt eine Fotoserie, die einen Nachthimmel, den Vollmond und ein kalt leuchtendes Smartphone zeigt.