Rainer Allgöwer bezeichnet sich selbst als „Anwalt der Biber“. Foto: Alexandra Kratz

Die Nagetiere sind noch bis Freitag das Thema einer Ausstellung im Regierungspräsidium in Stuttgart-Vaihingen.

Vaihingen - Rainer Allgöwer bezeichnet sich selbst als „Anwalt der Biber“. Der promovierte Biologe arbeitet seit 15 Jahren für das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart. Seine Aufgabe ist es, Konflikte zwischen den Nagern und dem Menschen zu lösen. Er möchte über die possierlichen Tiere informieren und so für Verständnis werben.

3300 Exemplare im Ländle

Konflikte gibt es vor allem mit Landwirten. Wenn Biber in Flüssen nahe landwirtschaftlich genutzter Flächen ihre Dämme bauen, kommt es schon mal vor, dass Teile des Ackers hinterher unter Wasser stehen. Ab und an passiert es auch, dass ein Traktor einbricht, weil sich unter dem zu pflügenden Feld ein Biberbau befindet. Spätestens an diesem Punkt ende die Akzeptanz der Bevölkerung für die Nager, sagte der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl. Er eröffnete am Montagvormittag eine Ausstellung unter der Überschrift „Faszination Biber“. Bis Freitag, 15. April, ist diese im Regierungspräsidium zu sehen. Kein anderes Tier rufe seine Behörde so oft auf den Plan wie der Biber, sagte Schmalzl. Etwa 160 Jahre lang waren die Tiere ausgerottet. 1854 waren die letzten Biber an Brenz und Jagst gesichtet worden. 1966 wilderten Zoologen die Nager in Bayern wieder aus. Von dort aus kamen sie in den 1970er-Jahren nach Baden-Württemberg. Mittlerweile gibt es etwa 3300 Exemplare im Ländle. Im Regierungsbezirk Stuttgart sind es 850. Die Tiere sind umtriebig. „Der Biber schafft in reiner Handarbeit, wofür Menschen viel Technik und Geld einsetzen“, sagte Schmalzl. Unter guten Bedingungen können die Tiere in kurzer Zeit ganze Flussabschnitte renaturieren. Das Ergebnis gefällt den Menschen aber nicht immer.

Allein im vergangenen Jahr habe es im Regierungsbezirk 53 „Biberfälle“ gegeben. So bezeichnet Schmalzl die Situationen, in denen Allgöwer und seine Mitstreiter vermittelnd und helfend tätig werden mussten. „Die meisten Konflikte sind lösbar“, betonte Schmalzl. Bibermanagement heißt das im Fachjargon des RP. Die Wissensvermittlung sei dabei eine der entscheidenden Komponenten. Darum habe das RP mittlerweile mehr als 100 ehrenamtliche Biberberater ausgebildet, die Allgöwer bei seiner Arbeit unterstützen. Schmalzl betonte auch, dass es bezüglich des Artenschutzes keine Diskussionen gebe und dass das Bibermanagement in Baden-Württemberg keine Schadenersatzleistungen beispielsweise für Landwirte vorsehe. Schließlich seien die Tiere eingewandert, das sei der Unterschied zu Bayern.

Infos über die Lebensweise

In der Ausstellung geht es zum einen um Fakten rund um den Biber, seine Lebensweise und seine Anpassungsfähigkeit. Zum anderen erfährt der Besucher mehr darüber, was der Mensch tun kann, um Konflikte mit den Nagern zu vermeiden. Darüber hinaus sind verschiedene Exponate wie ein ausgestopftes Exemplar und Schädel zu sehen. Die Ausstellung ist noch bis Freitag, 15. April, im RP, Ruppmannstraße 21, Gebäude B, zu sehen. Der Eintritt ist kostenfrei. Anschließend ist die Ausstellung an verschiedenen anderen Orten im Regierungsbezirk zu sehen.