Foto: Peter Buchholtz

Im Lennart betreibt der Kulturjournalist Manfred Heinfelder für vier Wochen einen Pop-Up Space mit Drinks, Büchern und Bildern.

Stuttgart-Süd -

Vier Wochen sollte das Lennart an der Tübinger Straße im August eigentlich geschlossen bleiben. Der Betreiber Michael Hamma hatte eine Sommerpause vorgesehen. AlsManfred Heinfeldner davon erfuhr, gefiel ihm die Idee gar nicht. „Es gibt viele Leute, die im August hier sind“, sagt der Kulturjournalist, der für die Stadtisten als stellvertretender Bezirksbeirat im Stuttgarter Westen aktiv ist. „Dann macht halt was“, habe ihm Hanna entgegnet. Entstanden sei dann innerhalb von nur zwei Wochen die Idee für den Pop-Up Space, „eine Frühstück-Kaffee-Idee“, wie Heinfeldner betont, „keine Schnapsidee“.

Seit zwei Wochen öffnet er die Bar für jeweils drei Tage pro Woche, die Halbzeit ist damit geschafft. Von Donnerstag bis Samstag gibt es je eine neue Ausstellung, freitags eine Lesung, und samstags werden psychedelische Filme aus den USA gezeigt. Die Karte ist deutlich reduziert, es gibt Bier, Wein, Cremant, Aperol Spritz und Gin Tonic. Das Spirituosen-Regal hinter der Bar ist mit schwarz-gelbem Absperrband verknotet. Wer die Bar sonst nicht kennt, könnte dies als kontrastgebende Design-Komponente verstehen.

Die aufwendigen Longdrinks und Cocktails, die hier sonst von Michael Hamma und seinem Team gemixt werden, gehören nicht zu Manfred Heinfeldners Repertoire. Dafür pflegt er gute Kontakte in die Welt der Kunst, Musik und Literatur. Mit „I call your name“ tönen am Samstagabend die Beatles aus den Boxen. Manfred Heinfelder steht im Wu-Tang-Clan T-Shirt hinter der Bar und bedient die Gäste, die seiner Einladung zur Lesung mit Mark Stichler gefolgt sind. Noch so ein Kontrast.

Buchautor und Weinhändler

Stichler ist Buchautor und Weinhändler, und wie bei der Henne und dem Ei weiß er selbst auch nicht ganz genau, was zuerst da war. Schon während des Studiums habe er mit Wein zu tun gehabt, habe sich dann aber durch ein Volontariat dem Journalismus zugewandt. Inzwischen schreibt er Krimis und Kinderbücher, unter anderem auch für die neuen Bände von „Hanni & Nanni“. Dem Wein ist er trotzdem treu geblieben.

Für die Lesung hat er sein vorletztes Buch mitgebracht, einen Schwabenkrimi. Aus einem einfachen Grund: „In ‚Gasgeschäfte’ kommen viele Bars vor“, sagt er. Daher biete sich das Werk an. Er selbst habe nicht „wahnsinnig überdurchschnittlich“ viele besucht, habe aber schon einige Zeit in Bars verbracht. Schilderungen von realen Kneipen würden sich in seinen Büchern mit verschiedenen Eindrücken vermischen.

In seinem Krimi ermittelt der Ludwigsburger Hauptkommissar Rocco Marino in einem Mordfall an einem Journalisten und Trinker, dessen Leiche aus dem Neckar gefischt wird. Die Recherche führt Marino und seinen Kollegen Lenny Grünspan durch Kneipen und Bars, in denen das Opfer verkehrt und regelmäßig für Ärger gesorgt hat. Den richtigen Tipp erhalten die beiden schließlich von Enzos Ex-Freundin Mary, der „Madonna der Trinker“.

Kleine Formate mit großer Natur

Flüssig sind nicht nur Buchinhalt und Barausstattung. Auch die Künstlerin Nicola Jehle, die ihre kleinformatigen Bilder in der Bar ausstellt, beschäftigt sich darin vorwiegend mit dem Meer und dem Wasser. Lange Zeit habe sie in Schottland gelebt und sei dabei stärker mit der Natur konfrontiert worden. Inzwischen zeichnet sie großformatiger, derzeit Walkadaver.