Hauke Hein ist ein spätberufener Maler. Einen Ausschnitt seines Schaffens zeigt Rielingshausens Galerie Kunststall am Weidenbach.
Individueller und persönlicher geht es kaum: der Kunststall am Weidenbach in Rielingshausen dürfte sich zum Geheimtipp für Kunstliebhaber entwickeln, die es hautnah und intensiv mögen und mit Künstlern bei Sekt und selbst gebackener Quiche ins Gespräch kommen wollen. Doch das geschieht bei der Vernissage nicht allein mit den handverlesenen Künstlern, die die Besitzerin der Galerie, Christiane Scheuing-Bartelmess, zu sich in den früheren, heute urig-gestylten Stall einlädt, der ihrem Wohnhaus angegliedert ist; auch mit den Besuchern kommt man dort schnell und unaufdringlich ins Gespräch.
Charakteristisches Profil
Die Idee zu der Ausstellungsfläche im Miniaturformat entwickelte sich bei einem Essen mit Freundinnen. Die Kunsthistorikerin Carla Heussler ist eine davon. Sie stellt dabei ihr Fachwissen zur Seite und bringt es fertig, der jeweiligen Künstlerpersönlichkeit ein charakteristisches Profil zu geben.
Am Freitag galt dieses Vorgehen dem Maler Hauke Hein, der seine Werke bei Ausstellungen im Großraum Stuttgart, aber auch in Ruhpolding gezeigt hat. In der Ausstellung im Kunststall am Weidenbach, die mit dem Titel „Ufer und Horizonte“ bedacht wurde, zeigt der 75-jährige Künstler jedoch nur einen kleinen Teil seines künstlerischen Lebenswerks, dafür aber den aktuellen Stand.
Ausgelegte Exemplare mit Fotografien weiterer Werke zeigen mehr. Heins Bilder spiegeln seinen Lebensweg wider und vor allem seine Leidenschaft für das Meer und die norddeutsche Landschaft, in der er sich noch gern aufhält. Wer jedoch typische Meeresmotive erwartet, der irrt. Nicht immer erschließt sich die Landschaft dem Betrachtenden auf den ersten Blick. Der Mann, der an der Ruhr Universität Bochum ein Studium der Kunstgeschichte und zeichnerische Ausbildung begonnen, aber nicht abgeschlossen hat und der erst als Rentner-Frischling den Faden an der Freien Kunstschule Stuttgart wieder aufnahm, um ihn fünf Jahre lang weiterzuspinnen, beruft sich im weitesten Sinn auf Caspar David Friedrich.
Jener wagte es, „mit seinem epochalen Bild ‚Der Mönch am Meer’, eine Landschaft in räumliche Ebenen zu schichten“, erklärte Carla Heussler die Technik Heins. Denn Hauke Hein „baut seine Landschaften noch viel radikaler und konsequenter in farbigen Streifen auf. Handelt es sich dabei aber tatsächlich um Ufer und Horizont?“ Genauso gut könnten die in Streifen geschichteten Farbabfolgen als ungegenständliche Farbkompositionen zu werten sein.
Unstet und abwechslungsreich
Heins Biografie ist nicht nur unstet und abwechslungsreich, sie nimmt offensichtlich Einfluss auf seine Kunst, wie er darlegt. Denn nach einem Studium der Kunstpädagogik und Geschichte, das er ebenfalls abgebrochen hat, wendet sich Hauke Hein schließlich der Technik zu. Er lernt Werkzeugmacher, wird Mechaniker-Meister und später Leiter einer Konstruktionsabteilung. Eine Funktion, die ihn nicht nur höchste Präzision lehrt, sondern ihn mit einem Grafik- und Designbüro zusammenarbeiten lässt, da er beginnt, Produkte aus Metall zu entwerfen und realisieren. Und genau diese Präzision, die in Heins Kunst zu einer exakten Linienführung beiträgt, ist Bestandteil seiner Werke. Dass er auch anders kann, zeigt er etwa mit seinem Selbstporträt. Kess, authentisch und weit weg von technischer Disziplin und Strenge, überzeugt es den Betrachtenden von der künstlerischen Bandbreite Heins.
Info: Mit dem Künstlergespräch bei der Finissage am 23. Mai um 19 Uhr haben Interessierte erneut die Chance, sich mit Hauke Hein ins Gespräch zu begeben.