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Eine Ausstellung in London zeigt den Weg von der Queen Hollywoods zur Adeligen.

London - Die Katastrophe schlug wenige Minuten vor der wichtigsten Begegnung ihres Lebens ein: Bei den Filmfestspielen von Cannes 1955 fiel der Strom in Grace Kellys Hotel aus - ihre Abendrobe konnte nicht gebügelt, ihr Haar nicht gelegt werden. Kelly musste hektisch improvisieren: Sie kämmte die Haare unter eine Haube und legte ein groß-geblümtes, ganz und gar nicht glamouröses Sommerkleid an, das man damals nach Schnittmustern einer Zeitschrift nähen konnte.

Fürst Rainier von Monaco, der sie an jenem Tag zum ersten Mal treffen würde, war allerdings hingerissen von ihrer Erscheinung. Die Amerikanerin war trotz des Malheurs ganz sie selbst: majestätisch und zugleich zurückhaltend, elegant, aber nicht extravagant.

Der Rest ist Geschichte - und diese Geschichte erzählen ab Samstag im "Victoria and Albert Museum" all jene Perlen, Taschen und Roben, denen Grace Kelly einst so viel Treue "wie alten Freunden" geschworen hat. Wegbegleiter waren die Kreationen allemal: Filmfans werden sofort die bodenlange, roséfarbene Robe aus besticktem Chiffon wiedererkennen, die Kelly an der Seite von Frank Sinatra in "High Society" trug. Im Gegensatz zu heutigen Popstarts trug sie viele Kleider mehrmals; die meisten verwahrte sie, weshalb diese Ausstellung mit Leihgaben des Fürstentums überhaupt möglich ist.

Wie abgelegte Hüllen ihrer verschiedenen Lebensstationen zeigen die Kleider die Verwandlung Grace Kellys von der mäßig bekannten Schauspielerin in sittsamer Spitze über die fürstliche Braut in erhabener Standesamtsrobe hin zur Aristokratin mit vielen gewagten Haute-Couture-Abendkleidern. Filmwelt und Realität verbanden sich im Kleiderschrank des schönen Stars: Helen Rose, Schneiderin vieler ihrer Filmkostüme, fertigte auch das legendäre Kleid für Kellys kirchliche Hochzeit an.

Dies ist - einziges Manko der Ausstellung - nicht in London zu sehen, sondern verbleibt wegen seiner Zerbrechlichkeit in Kellys Heimatstadt Philadelphia. Kleiner Trost: Ihre berühmte Hermès-Handtasche ("Kelly-Bag") hat es im Original nach London geschafft, ebenso wie viele ihre weißen Handschuh-Paare, dramatischen Sonnenbrillen und schicken Hüte.

Kelly-Bag: Mehr Statussymbol als Stil-Statement

"Grace Kelly hat Stil, nicht Trends, verkörpert", erklärte Kuratorin Jenny Lister, "sie war so bodenständig wie glamourös, und ihr Chic und Understatement sind selbst heute noch Vorbild für Frauen auf der ganzen Welt." Tatsächlich befindet sich die fashion-verrückte Themse-Metropole seit Tagen im Grace-Kelly-Fieber.

Viele Modehäuser haben es pünktlich zur Ausstellung geschafft, einige charakteristischen Kleidungsstücke der Ikone zu duplizieren und passend zur aktuellen Vintage-Welle auf den Markt zu bringen.

Ob der perfektionierte Lady-Stil ins kantige, flippige London von 2010 passt, sei dahin gestellt. Der Bewunderung für Grace Kellys kühle Makellosigkeit tut dies jedoch offensichtlich keinen Abbruch. Kister glaubt auch zu wissen, warum: "Es gibt heute einfach keine Stars mehr, die uns wie Grace Kelly auch 50 Jahre später noch für ihre Eleganz im Gedächtnis bleiben werden." 

Selbst Victoria Beckham, für viele die britische Stil-Ikone der Moderne, greift auf jenes Kelly-Markenzeichen, die Hèrmes-Tasche, zurück. Preis und Produktionszeit haben sich seit 1956, als der Hollywoodstar damit seinen Babybauch vor Paparazzi versteckte, kontinuierlich gesteigert; heute ist der "Kelly-Bag" mehr Statussysmbol für Reiche denn Stil-Statement.

1956 nahm die blonde "Queen von Hollywood" mit ihrer Hochzeit schließlich Abschied von der Schauspielerei und verschrieb sich ganz ihrer neuen Rolle als echte Fürstin. Sie verstand, dass die Kleidung ihre neue Position spiegeln musste: "Unser Leben diktiert uns die Garderobe", befand Grace Kelly. Zugleich gehörte es zu ihrem Lebensmotto, dass Mode Ausdruck des Charakters sein sollte und der Blick gerade deshalb auch immer der Person hinter der Fassade gelten sollte.

 "Grace Kelly: Style Icon" ist vom 17. April bis 26. September im Londoner Victoria & Albert-Museum zu sehen. Geöffnet täglich von 10 Uhr - 17.45 Uhr, freitags von 10 Uhr bis 22 Uhr. U-Bahn-Station "South Kensington". Wer die Ausstellung verpasst, kann im passenden und frisch erschienen Buch "Grace Kelly Style" (von Kristina Haugland) ebenfalls durch die Garderobe des Fifties-Stars blättern.