Im Kornwestheimer Rathaus wurde anlässlich des 10-Jahr-Jubiläums der Stolperstein-Initiative eine Ausstellung eröffnet.
„Sie sind ein wunderbares Beispiel für Verständigung und Respekt“, sagte der Kornwestheimer Oberbürgermeister Nico Lauxmann unter großem Applaus im voll besetzten Rathausfoyer zu den Musikerinnen und Musiker des Studio-Orchesters der städtischen Musikschule. So unterschiedlich wie ihre Instrumente sind die Mitspieler in der bunten inklusiven Truppe unter der Leitung von Thomas Reiner. Mit feinem Gespür hatte der Ensembleleiter für die Ausstellungseröffnung schwungvoll-zuversichtliche, aber auch nachdenklich-getragene Titel mit Klezmer-Anklängen ausgewählt.
2013 den ersten Stolperstein verlegt
Der offiziellen Vereinsgründung im Jahr 2014 waren bereits langjährige Aktivitäten vorausgegangen, erinnerte Friedhelm Hoffmann, Vorsitzender der „Initiative Stolpersteine“. „Schon 2008 hat sich ein kirchlicher Kreis gegründet. Und 2013 haben wir in der Bolzstraße unseren ersten Stolperstein verlegt“, berichtete Hoffmann. Im damals gedrehten Video erkannten sich einige der Besucher im Saal wieder. „Von uns waren damals auch schon tolle Schüler dabei“, erzählte Björn Wimmer, Konrektor der Theodor-Heuss-Realschule. Er war als Lehrer an der Aktion beteiligt.
2024 beschäftigt das Thema „Ideologie – Erziehung – Tat während der Nazi-Diktatur“ wiederum Schülerinnen und Schüler der örtlichen Realschule. Aus drei Abschlussklassen haben sich Jugendliche an diesem Projekt beteiligt und präsentieren die Ergebnisse auf mehreren Schautafeln mit informativen Texten und Bildern. „Es gibt eben junge Menschen, die mehr wissen wollen“, lobte Björn Wimmer. Vier seiner Schützlinge berichteten von Erlebnissen bei den Arbeiten am Projekt, die besonders eindrücklich für sie waren.
3000 Zwangsarbeiter bei Salamander
Die Stolperstein-Initiative widme sich in ihren Aktivitäten hauptsächlich den bedrückenden Schicksalen von Kornwestheimern, die in der Nazi-Diktatur wegen ihrer politischen oder religiösen Überzeugung verfolgt wurden – oder weil sie wegen einer Behinderung nicht in das Nazi-Weltbild passten, erklärte Friedhelm Hoffmann. „Kornwestheim hatte keine eigene jüdische Gemeinde.“ Ein weiteres Hauptthema sei die Zwangsarbeit bei der Schuhfirma Salamander. Dort seien 3000 Menschen zur Arbeit gezwungen worden, „und das bei 10 000 Einwohnern“.
Die Schautafeln beleuchten die vielfältigen Aktivitäten und Erkenntnisse der Stolperstein-Initiative. Viele der Besucher der Ausstellungseröffnung informierten sich über entsetzliche Einzelschicksale, aber auch über Auswirkungen auf ganze Industriezweige. „Wir waren als Gruppe im KZ Grafeneck. So grauenvolle Dinge sollen nie wieder jemandem geschehen“, hatte eine der Realschülerinnen gesagt.