Neben Schwarz-Weiß-Zeichnungen stellt Dieter Konsek in Korntal auch einige großformatige Bilder in eher düsteren Farben aus. Foto: factum/Bach

Dieter Konsek stellt in der Galerie 4/1 in Korntal aus. Seine Bilder sind abstrakte Spiegel von Empfindungen und Assoziationen – und haben ihren Anfang immer unter Bäumen.

Korntal-Münchingen - Für manche ist ein Baum einfach ein Baum. Für Dieter Konsek steht er für viel mehr. Der Künstler aus Wilhelmsdorf bei Ravensburg sieht darin ein Symbol für Werden und Vergehen, aber vor allem ist er für ihn ein steter Inspirationsquell. „Bei den Bäumen“ heißt die Korntaler Ausstellung des in Weissach aufgewachsenen Künstlers daher; von Sonntag an ist sie in der Galerie 4/1 zu sehen.

Bei den Bäumen war Konsek schon immer gerne. „Bäume haben mich schon immer beeindruckt“, sagt der 53-Jährige. Damit meint er weniger die akribisch zurechtgestutzten Exemplare in städtischen Parkanlagen. Sondern eher die alten, knorrigen Bäume, die in Naturschutzgebieten ungestört wachsen dürfen – inklusive Pilzen und Flechten. Oder die alten Kastanien am Comer See, die er auf etlichen Skizzenblättern verewigt hat. Die hängen nun im ersten Stock in der Galerie in Korntal. Der Betrachter lernt Konseks Arbeiten in ganz unterschiedlichen Stadien kennen: Da gibt es jene Blätter mit skizzenartigem Charakter, aber auch die ausladenden Leinwände, die der Künstler mit dickem Pinselstrich und kräftigen Farben bearbeitet hat. Ihren Anfang aber nehmen sie stets am gleichen Ort: unter Bäumen.

Der Baum auf dem Bild wächst

Stößt Dieter Konsek auf ein Exemplar, das ihn anspricht, „blicke ich intensiv drauf, und dann kommen mir Assoziationen“, erklärt er seine Herangehensweise. Manchmal sieht er, mit der Zeit, Figuren in den Bäumen, mal sind sie eher männlich, mal weiblich. Das, was sich am Ende auf der Leinwand oder dem Papier wiederfindet, hat mit dem Original unter Umständen nicht mehr viel zu tun, um eine Eins-zu-Eins-Abbildung geht es dem Wilhelmsdorfer nicht. „Es ist immer Interpretation“, sagt Konsek. Der Baum auf seinem Bild wächst, wie der Baum in der Natur. Dabei folgt er weniger einem strikten Plan, als dass er „macht, reagiert“. Es ist „wie bei einem Schachspiel“. Auch wenn er kein Schach spiele, sagt er, stelle er sich das Spiel genau so vor.

Wie so viele Künstler kam Konsek über Umwege zu seinem jetzigen Dasein als Maler, Illustrator und Teilzeitlehrer. Mit 15 hat er zunächst eine Fliesenlegerlehre gemacht, später mittlere Reife und Abitur nachgeholt und dann Grafikdesign studiert. Die Begeisterung nicht nur für Bäume, sondern auch die Weite der Natur ganz generell hat Konsek bei einem Urlaub am Nordkap entdeckt. Damals war er 18 Jahre alt und beeindruckt von den unberührten Flüssen, Bergen und Ebenen. Später war er auch in Lappland und Kanada, hat mehrmals Wochen, Monate gar, bei Indianern verbracht – und natürlich gezeichnet. „Manchmal bin ich aber so überwältigt, dass ich keinen Strich machen kann“, sagt Konsek.

Eine Überlagerung von Eindrücken

An seinen Bildern arbeitet der 53-Jährige manchmal einen Tag, manchmal auch ein Jahr. Von der ersten Skizze ist mitunter häufig nicht mehr viel übrig. „Das Bild ist dann das Wichtigste“ – nicht mehr der realistische Baum. Oft ist das Ergebnis eine Überlagerung verschiedener Eindrücke, von Farben, Pinselstrichen, Linien. Welcher Baum ursprünglich Modell stand, weiß Konsek am Ende trotzdem noch.