Die weitgereiste Malerin Vera Stütz-Neumann inmitten ihrer Schätze im Kirchheimer Kornhaus. Foto: Horst Rudel

Bei der Ausstellung im Kirchheimer Kornhaus erweist sich die Stuttgarter Künstlerin Vera Stütz-Neumann als eine Reisende in Sachen Kunst.

Kirchheim/Teck - Die Ankündigung klingt kurz und bündig, fast wie im Telegrammstil: „Vera Stütz-Neumann Stationen Zeichnung und Malerei“. Was an der Interpunktion gespart wird, wird in der Sache selbst freilich mehr als wettgemacht. 150 Bilder belegen im Kirchheimer Kornhaus die Schaffenskraft und Kreativität der bekannten Künstlerin im Verlauf von gut 40 Jahren, dokumentieren ihre Reiselust sowie die handwerkliche und stilistische Vielseitigkeit. Aquarell und Öl, Ölpastell und Kreide, Feder und Kohle, Zeichen- und Mischtechniken kommen zum Einsatz, grafische Arbeiten gehen auf Lithografie Monotypie zurück.

Dass der Publikumsandrang zur Ausstellungseröffnung groß sein würde, war zu erahnen. Doch als auch noch just an dem Tag (er)wärmendes Frühlingsahnen hinzukam, gab es für Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer in seiner Begrüßungsrede nur einen treffenden Kommentar: „Wunderbar, würde ich sagen!“ Schließlich ist es die Natur, sind es die Pflanzen und Blumen, die einen Großteil der Sujets von Stütz-Neumann ausmachen. Als weitere Inspirationsquellen nannte die Kunsthistorikerin Barbara Honecker die klassische Literatur bis hin zu Dante und die Musik – passend bei der Vernissage gleich vorgetragen von Ernst Leuze am Klavier und der Cellistin Hannah Schmid.

Motive aus der Umgebung der Wahlheimat Kirchheim

Vera Stütz-Neumann zeigt im Kornhaus Bilder aus Séguret in der Provence, aus Südtirol stammen Motive aus dem Tal der Etsch und von Schloss Wehrburg. San Vicente de la Barquera in Spanien lieferte ihr weitere Motivvorgaben, Nordseeszenerien vor Pellhorn runden den Bilderreigen ab. Da türmen sich dann die Wolken vielgestaltig über dem Wasser auf oder das Ufergestein verwächst im Bild zu frappierenden Zufallsstrukturen.

Doch die gebürtige Stuttgarterin hat in ihrer Wahlheimat Kirchheim dem Albtrauf und der Hochfläche gleichfalls viele Eindrücke unter verschiedensten Stilvorgaben und Materialverwendungen verarbeitet. So brodelt es buchstäblich droben am Randecker Maar – und man meint in einiger Entfernung noch eine Art vulkanischen Feuersaum zu entdecken. Weit bescheidener zwar, aber gleichwohl beeindruckend ist die Gewürzluiken-Blüte beim Teckstädtchen Owen.

Es gibt in der Bilderschau Vitrinen etwa mit kleinformatigen „Traumbildern“ oder „Geträumten Wirklichkeiten“. Und stets wirft eine Vernissage einen ersprießlichen Humus für Anekdoten und Geschichten ab, die sich um die Kunst ranken. Der große Cézanne etwa, so steuerte Barbara Honecker bei, soll in der lichtvollen Provence immer ohne die Farbe Schwarz unterwegs gewesen sein. Eine Vorstellung wiederum, die Vera Stütz-Neumann immer weit von sich gewiesen habe.

Öffnungszeiten und Begleitprogramm

Dauer: Die Ausstellung mit Werken von Vera Stütz-Neumann im 1. Stock des Kirchheimer Kornhauses, Max-Eyth-Straße 19, ist noch bis zum 6. Mai zu sehen.

Öffnungszeiten: Geöffnet hat das Städtische Museum im Kornhaus dienstags von 14 bis 17 Uhr, mittwochs bis freitags von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr; über die Osterfeiertage gilt allerdings eine Sonderregelung: So bleibt die Bilderschau an Karfreitag (30. März) und Ostersonntag (1. April) geschlossen. An den regulären Sonntagen wird die Künstlerin Vera Stütz-Neumann jeweils von 14 bis 17 Uhr anwesend sein.

Begleitprogramm: Im Rahmen der Kunstausstellung im Kornhaus gibt es am Sonntag, dem 22. April, Beginn 19.30 Uhr, einen besonderen Musikabend mit Werken von Frescobaldi und weiteren anerkannten Meistern des Barock. Der Konzertabend steht unter dem Titel „Rom und Venedig – Ein musikalischer Wettstreit“, und bestritten wird er von Bernhard Moosbauer (Barockvioline) und Michael Müller (Cembalo). Karten können über den VHS-Kulturring, Telefonnummer 0 70 21/97 30 32 bezogen, oder an der Abendkasse gelöst werden.