Ohne Nitrate wäre die Entwicklung der Agrarwirtschaft in den vergangenen zwei Jahrhunderten nicht möglich gewesen, sagen Wissenschaftler. Foto: dpa-Zentralbild

Eine Ausstellung im Hohenheimer Spielhaus widmet sich Nitraten. Sie will verdeutlichen, dass die Stickstoffverbindungen viele nützliche Entdeckungen möglich gemacht haben, aber dass sie eben auch wichtig für die Entwicklung des Kriegs waren.

Hohenheim - Sie haben keinen guten Ruf, sind aber seit Jahrhunderten nützlich. Stickstoffverbindungen werden seit dem 15. Jahrhundert genutzt. Eine Ausstellung im Museum zur Geschichte Hohenheims im Spielhaus im Exotischen Garten widmet sich bis zum 31. Oktober diesen Stoffen. Ihr Titel: „Auf Gedeih und Verderb“. Mit vielen Exponaten und den Beiträgen von Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen weist die Ausstellung auf die gedeihlichen und Verderben bringenden Folgen der Stickstoffnutzung hin.

Zum einen waren unter anderem die Nitrate genannten Stickstoffverbindungen wichtig für den technischen Fortschritt in den vergangenen Jahrhunderten. Zum anderen wurden sie aber auch für zerstörerische Zwecke verwendet. Seit dem 15. Jahrhundert gab es ein rasch an Bedeutung zunehmendes Gewerbe, das Salpeter gewinnt und weiterverarbeitet. Salpeter ist die gängige Bezeichnung für einige häufig vorkommende Stickstoffverbindungen. Sie wurden insbesonderevon den damaligen Armeen benötigt. Denn aus Salpeter wurde Kaliumnitrat gewonnen, das wiederum die explosive Basis für Schwarzpulver lieferte. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war Schwarzpulver das Mittel der Wahl bei der Herstellung von Munition. Dann wurde das Dynamit entwickelt, das auch aus der Salpetersäure gewonnen wird.

Wichtig für die Landwirtschaft

Doch nicht nur die Geschichte des Krieges kann ohne Nitrate kaum geschrieben werden. Auch die Expansion der Landwirtschaft im Zeitalter der Industrialisierung ist ohne sie undenkbar. Vor rund 200 Jahren begann die gezielte Stickstoffdüngung. Sie führte zu bedeutenden Produktionssteigerungen in der Agrarwirtschaft. Nur mit ihrer Hilfe konnte die wachsende Weltbevölkerung im 19. und 20. Jahrhundert ernährt werden. Die Ausstellung im Spielhaus widmet sich auch dem Einsatz von Nitraten in der Medizin und ihrem Ruf als Nahrungsgift. Beim Narkosemittel Lachgas handelt es sich um eine Stickstoffverbindung. Sie kommen auch als Herzmittel zum Einsatz. Das Potenzmittel Viagra beruht wiederum auf demselben Wirkmechanismus im Körper wie Stickstoffmonoxid.

Doch in den vergangenen Jahren bestimmte die Furcht vor mit Nitraten belasteter Nahrung die Debatte über Stickstoffverbindungen. Immer wieder wird eine krebserregende Wirkung von nitratbelasteten Salaten und Gemüsesorten befürchtet – als Folge der Überdüngung. Die Ausstellung spricht auch diesen Aspekt an und diskutiert mögliche Gesundheitsfolgen.

Ausstellung

„Auf Gedeih und Verderb“ im Spielhaus im Exotischen Garten ist bis 31. Oktober samstags von 11 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.