Der Farbfilter macht’s: Der Schönaicher Fotograf Andreas Sporn hat die gleiche Blüte in zwei verschiedene Lichter getaucht. Foto: Simon Granville

Die VHS Herrenberg zeigt Fotografien von Andreas Sporn, der aus Pflanzen malerische Farbsymphonien komponiert.

Herrenberg - Was könnte Vergänglichkeit deutlicher symbolisieren als eine verwelkte Blüte? Und was hat der Schönaicher Fotograf Andreas Sporn als Symbol für neues Leben in Farben und Schönheit genommen? Abgefallene Orchideenblüten. Die Galerie in der Volkshochschule Herrenberg zeigt einer Reihe seiner großformatigen Makrofotografien, die Andreas Sporn aus mehreren Einzelaufnahmen komponiert. Jede einzelne Blattader wird dabei zu einem dynamischen Farbelement, oftmals gibt es geradezu einen Strudel von Farben, die sich um die Mitte der Blüte anordnen.

Seine Blüten führen Sporn zu universellen Strukturen der Natur. Die Blattadern verlaufen auf seinen Bildern wie Lebenslinien oder wie seismische Linien, manche ähneln den Bahnen von Blitzen oder den Verästelungen von Bäumen.

Fingerkuppe als Rotfilter

Blumen zählen zu den wichtigsten Elementen der Malerei und Andreas Sporn bemüht sich, die Grenze von der Fotografie zur Malerei zu überschreiten. Der Weg dahin ist denkbar unprätentiös: Sporn sammelt von Orchideen abgefallene Blüten, legt sie auf eine Glasscheibe, beleuchtet sie mit der Handy-Diode von unten und verfremdet das Licht mit einem Farbfilter. „Wissen Sie wie mein Rotfilter aussieht?“, fragt er und legt den Finger auf das Handylicht, das wiederum die Fingerkuppe rot leuchten lässt.

Dann komponiert er die Schärfen zusammen, und lässt die Aufnahmen in Stuttgart auf Leinwand drucken und auf Holzrahmen spannen. Immer wieder lässt er sich Farbauszüge schicken, damit beim Druck nichts schiefgeht.

Andreas Sporn kann auch das ganz große Besteck auspacken. Früher hat er für die Automobilbranche gearbeitet und in eigens gemieteten Hallen Kaskaden von Scheinwerferlicht auf Fahrzeuge geworfen. Doch mit dem Vordringen der digitalen Fotografie beziehungsweise mit der digitalen Fotokomposition war diese Technik nicht mehr gefragt, und Sporn musste sich nach neuen Märkten umsehen, die er immer noch in der Industrie- und Personenfotografie findet.

Der Ansatz ist didaktisch

Zur Galerie in Herrenberg ist er über die rührige Volkshochschulleiterin Elena Hocke gekommen. In der Vergangenheit hatte er mit ihr zusammen ein Buch über den Maler Jerg Ratgeb gemacht. Elena Hocke hält trotz der widrigen Bedingungen in der Pandemie an ihrem Konzept fest, alle zwei Monate die Volkshochschule mit einer neuen Ausstellung zu bestücken. Ihr Ansatz ist durchaus didaktisch, denn sie begreift die Ausstellungen als Schule des Sehens, die allen Künsten in diesem Bereich offen steht, sei es Malerei, Fotografie oder Grafik. Das Gebäude der Volkshochschule selbst ist geschlossen, die Ausstellung kann deswegen nur im Internet besichtigt werden. Doch wer sich für einen Kurs in der Volkshochschule anmeldet, kann das Gebäude betreten und hat so die Chance, diese Ausstellung wie auch die anderen Gemälde in den Fluren des Gebäudes in der Tübinger Straße 38-40 ausgiebig zu betrachten. Die Bilder hängen bis zum 5. Februar, dann werden sie von der nächsten Ausstellung abgelöst, einer Retrospektive der Malerin Gabriele Pfaus-Schiller zu ihrem siebzigsten Geburtstag.