Johannes Schmied (links) und Mahmoud El-Dassouki besprechen in einem der Container der Ausstellung letzte Details der Vorbereitungen. Foto: factum/Bach

Am Samstag wird die Herrenberger Wanderausstellung Fluchtpunktpunktpunkt eröffnet. Sie soll die Reise eines Flüchtlings nachfühlbar machen.

Herrenberg - Absichtlich karg und trostlos sieht er aus, der mittlere Abschnitt der Ausstellung „Fluchtpunktpunktpunkt“. Darin: ein Stockbett, ein Spind, sonst nichts. Das Ensemble sei bewusst so gewählt, sagt Johannes Schmied vom Herrenberger Stadtjugendring, der für die Ausstellung, die derzeit vor der Stadthalle aufgebaut und am Samstag eröffnet wird, verantwortlich zeichnet. In dem eigens für diesen Zweck umgebauten Frachtcontainer, der an beiden Seiten mit Erweiterungen ausgestattet worden ist, können Besucher sich auf eine Reise begeben – auf die Reise eines Flüchtlings. Daher die karge Einrichtung des Raumes, der einem Wohncontainer für Flüchtlinge nachempfunden ist, wie sie in Deutschland genutzt werden. Der Authentizität wegen stammt die Einrichtung aus Landeserstaufnahmestellen. „Und hier soll man sich sicher fühlen“, sagt Schmied mit kritischem Blick.

Im Vorraum sieht der Besucher zunächst einen Film, der Szenen einer fiktiven Flucht zeigt. Konzipiert und gedreht hat ihn Mahmoud El-Dassouki, ein 18-jähriger Abiturient aus Herrenberg, dessen Herz an der Filmerei hängt. Dass sein Werk Teil der Ausstellung ist, findet er „ein cooles Ding“. Gedreht wurde der rund dreiminütige Film in und um Herrenberg, auch die Laiendarsteller stammen von dort.

Die Ausstellung soll wandern

Die Ausstellung ist aus dem Projekt „Lampedusa calling“ hervorgegangen und wurde von Vertretern des Herrenberger Stadtjugendrings, der Volkshochschule, des Vereins KuKuk Kultur und der Stadt konzipiert. Bei der detaillierten Gestaltung haben Jugendliche geholfen. In einem Begegnungscontainer, der bald neben dem Ausstellungscontainer stehen soll, finden bis Samstag, 21. April, mehr als 25 Veranstaltungen zu den Themen Flucht und Integration statt. Am Mittwoch, 18. April, etwa berichtet der Kapitänleutnant Stefan Siegmann dort um 19 Uhr von der EU-Operation „Sophia“, die Flüchtlinge im Mittelmeer rettet. Am Samstag, 14. April, beginnt um 17.30 Uhr ein Training gegen Hasskommentare, und am Dienstag, 17. April, gibt Johannes Frühbauer von der Stiftung Weltethos aus Tübingen um 19 Uhr ein Seminar zum Thema Weltreligionen. Wenn die Ausstellung in Herrenberg endet, soll sie aber nicht eingemottet werden. Stattdessen mausert sie sich zur Wanderausstellung. Als feste Stationen stehen bereits Jena, Stuttgart und Freiburg auf dem Plan, weitere sollen folgen.

Ausstellung: Nach der feierlichen Eröffnung am Samstag, 7. April, um 16 Uhr sind die Container, die vor der Stadthalle in der Seestraße 29 stehen, bis Samstag, 21. April, täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet. Sie sind barrierefrei und kostenlos zugänglich. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist ebenfalls kostenfrei.