Viele Bilder erinnern an das alte Gerlingen. Foto: factum/Granville

Otto Schöpfer, Erich Dommes, Reinhold Goes: Im Rathaus hängen Werke von drei Künstlern aus dem Ort.

Gerlingen - Gerlingen war ein Dorf, mit Gänsen auf der Straße, handwagenziehenden Bauersfrauen, abgeernteten Feldern, blühenden Bäumen und novembernebelverhangenen Gassen. Solche Motive aus alten Zeiten sind im Rathaus zu besichtigen. Der ehemalige Bürgermeister Albrecht Sellner hat eine Ausstellung zusammengestellt mit Werken dreier Künstler, die sich ihrem Lebensort widmeten.

Der Kunstfreund Sellner hat aus der städtischen Sammlung und den Nachlässen der Künstler eine Schau zusammengestellt, die nicht nur der Motive wegen für Liebhaber der Stadt interessant ist. Sie zeigt auch, wie ausgebildete Künstler in früheren Jahrzehnten gearbeitet haben – mit Tusche und Aquarell, also den Techniken, die einerseits Präzision im Strich verlangen und andererseits Freiheit im künstlerischen Ausdruck und auch mal den Einsatz des breiten Pinsels erlauben.

Gründer des Stadtmuseums

Otto Schöpfer war Lehrer in Gerlingen und Stuttgart und Künstler zugleich. Er beschäftigte sich mit der Heimatgeschichte und gründete das Stadtmuseum. Er aquarellierte und fotografierte, wurde zum Ehrenbürger ernannt. „Viele seiner Bilder und Zeichnungen haben auch künstlerischen und dokumentarischen Wert, weil die meisten alten Häuser und Gassen längst Neuem weichen mussten“, hielt Sellner fest. Aber auch Atmosphärisches fasziniert: zum Beispiel das Haus im Morgenlicht.

Bühnenbildner am Staatstheater

Sellner kannte auch Erich Dommes, der 1934 nach Gerlingen gekommen war und als Bühnenbildner am Staatstheater in Stuttgart arbeitete. Er malte Porträts: machtvoll in Öl, oder auch zart als Aquarell – Beispiele sind der Feuerwehrkommandant Fritz Häcker oder die junge Frau Helene Weidle. Großartig auch das Werk vom Baum auf dem Schlossberg – lichtdurchflutet und fein einerseits, aber auch schon vergröbernd, abstrahierend und in die freie Interpretation des Sujets abgleitend.

Reinhold Goos, 1923 geboren, war der jüngste des Trios, er starb vor 20 Jahren in Gerlingen. Sellner beschreibt ihn als liebenswürdig, friedliebend, aber auch verträumt. Er malt großflächige Aquarelle, konturiert mit feinstem Tuschestrich, lässt das Wasser fließen oder trägt, eigentlich entgegen jeder Regel des Aquarellierens, die Farbe dick auf. „Seine Liebe galt der engeren Heimat, seinem alten Dorf“, hat Albrecht Sellner festgehalten.