Martina Feth lädt in ihrer Ausstellung im Fellbacher Kunstvereinskeller zu „Shinrin Yoku“ ein. Was sich dahinter wohl verbergen mag? Bei der Vernissage am Freitag gibt es Antworten darauf.
Martina Feths Skulpturen und Bilder sind einfach erfrischend. Da steht er in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit, der König des Waldes. Man kann ihn übers Sofa hängen, aber mit dem „röhrenden Hirsch“, dem Sinnbild des Spießbürgertums der aufstrebenden Bundesrepublik, hat er wenig gemein. Akribisch und in mehrfachen Schichten hat Martina Feth das stolze Tier, die Farne und Baumstämme in Acryl auf die Leinwand gebracht. Klassisch wirkt die Komposition und trotzdem sehr modern, das Geweih ist angeschnitten, der Hirsch leicht aus der Bildmitte verschoben.
Kunst mit der Kettensäge
Die Künstlerin, gelernte Lithografin, beeindruckt aber nicht nur eindimensional, auch ihre Skulpturen wie beispielsweise der „Pelikan“ oder der „Tänzer“ sind sozusagen Platzhirsche. Mit der Kettensäge aus einem vielfältig verästelten Stück vom Baum oder Wurzelstock geschnitten, wirken die Figuren filigran und wie mitten in der Bewegung festgehalten – trotz des groben Werkstoffs und der brachialen Bearbeitungsweise.
Martina Feth präsentiert ab diesem Freitag im Keller des Kunstvereins ihre zweite Einzelausstellung. „Shirin Yoku“ hat sie sie überschrieben, das heißt auf japanisch Waldbaden.
Ihre Baumscheiben, deren Risse oder Kanten sie mit feinsten Blattgoldfetzchen besetzt hat, erinnern ebenfalls an eine japanische Technik, dem „Kintsugi“, wo Zerbrochenes repariert und die entstandenen Narben mit echtem Gold überzogen werden. „Mir hat der Gegensatz gefallen, die massiven Holzscheiben und das feine Blattgold, das sich in jedem Windhauch bewegt“, sagt Martina Feth. Diese Werke bringen einiges auf die Waage, die Scheiben sitzen auf einer schwarzen Hintergrundplatte, ebenfalls aus Holz, und die farblich perfekt abgestimmten Metallrahmen sind gewiss auch keine Leichtgewichte.
Auf Korsika hat sie Holzstücke gefunden, in denen sie Fische erkannt hat, und der Flügel schwingende Pelikan, den sie einem Block Ahornholz entlockte, begeistert mit seiner Leichtigkeit. Gleich wird er abheben und mit dem schon geöffneten Schnabel in die Fluten hinab stoßen.
Kunstwerke aus Verpackungspappe
33 Werke, die meisten aus den vergangenen zwei Jahren, zeigen die Vielfalt der künstlerischen Arbeit von Martina Feth, die sich in unterschiedlichen Kursen, unter anderen Aktzeichnen und Steinbildhauerei, fortgebildet hat. Im Eingangsbereich hängen fünf Tonziegel des alten Dachs der Lutherkirche, die sie teils märchenhaft dekoriert hat, auch schlichte Netze aus Verpackungspappe, im Ursprung ja ebenfalls Holz, verwandelt sie in Kunstwerke.
Rainer Knubben wird bei der Vernissage am Freitag, 4. April um 19.30 Uhr ins Werk einführen, er kann jedoch nicht persönlich anwesend sein, sondern wird virtuell zugeschaltet. Dafür muss der Hirsch zunächst verhüllt werden. Für ein Bild der Ausstellung dürfen die Besucher am Abend der Vernissage den Namen finden, auf kleinen Klebe-Etiketten werden die Ideen zunächst gesammelt. Bis zur Finissage am 13. April (14 bis 18 Uhr), ist zur selben Uhrzeit am Wochenende 5./6. April geöffnet, am 11. April gibt’s eine Weinprobe (Anmeldung erforderlich), am 12. April den Kunstgenuss zur Marktzeit von 10.30 bis 13 Uhr und von 16 bis 19 Uhr des selben Tages werden Aperitivo, Wein und Tapas gereicht.