Die neue Ausstellung im Kunst-Werk Fellbach trägt den Titel „Pop-Pen erlaubt“. Ein Schelm, wer Frivoles dabei denkt. Sinnlichkeit ist aber trotzdem zu entdecken.
Ein Büchse Sardinen gehört bei Peter Böhm regelmäßig zum Abendessen. Ob ihm das so häufig wirklich schmeckt, ist die Frage – aber er braucht die leeren Dosen für seine Kunst. Darin arrangiert der Architekt, der auch Kunstgeschichte studiert hat, kleine Traumszenen. Hier die Nixe, die von wohl gerundeten Strandgängerinnen begafft wird, dort kleine Figürchen aus dem Modellbau, die Felsen erklimmen. Sogar Madonnas berühmter spitzbrüstiger BH ragt herausfordernd aus der Dose. In mehreren Schichten gießt Peter Böhm seine Fantasien in Epoxidharz in die Büchse. Zum „Pop-Pen“ greift er, um Vinyl-Schallplatten schrillbunt zu bemalen.
Topmodels der 1990er Jahre
Sinnlichkeit zieht sich seit jeher durch die gerne in Rottönen gehaltene Kunst von Birgit Unterweger. Seien es schöne Frauen wie die Topmodels der 1990er Jahre oder Blumen, die sie mit dem Fotoapparat malerisch in rätselhafte Fotopainting-Motive verwandelt. Durch die Bewegung der Kamera gelingt es ihr, jede feste Struktur aus dem Bild zu nehmen, vieldeutige Unschärfe ist das Ziel. „Ich versuche, den Betrachter zu irritieren“, sagt Birgit Unterweger. Eine Tulpe, umschlossen von einem schimmernden Behältnis: „Manche haben es schon als Vagina interpretiert“, erzählt die Künstlerin. Nicht nur die Kunst, sondern vor allem ihre Deutung liegt also durchaus im Auge des Betrachters.
Mit Supermodels wie Linda Evangelista oder Kate Moss hatte Birgit Unterweger schon zu tun, als sie noch mit ihrer Werbeagentur in London und New York tätig war. Ihre Werke mit den Ikonen der 1990er Jahre sind eine Hommage an diese Zeit, als die Stars noch „echt“ und nicht zigfach operiert oder zumindest auf den Fotos retuschiert waren.
Birgit Unterweger vergrößert digital als Siebdruck simulierte Schwarz-Weiß-Fotos der Schönen, koloriert mit Stift und Spritzpistole, klebt Papierschnipsel, Zeitungsausschnitt oder Zitronennetze auf die vielschichtigen Collagen und überzieht das Ganze mit Epoxidharz oder Wachs für den schimmernden Wow-Effekt. Neben den Porträts von Romy Schneider und Alain Delon laufen auf kleinem Bildschirm in Endlosschleife Szenen aus dem Filmklassiker „Swimmingpool“ – knisternde Sinnlichkeit in Reinform.
Illustrator für Magazine wie den „Rolling Stone“
Völlig gegensätzlich präsentieren sich die Arbeiten von Frank Maier. Der Grafikdesigner arbeitet als Illustrator für Zeitungen und Magazine wie den „Rolling Stone“. Zarte Linien und starke Farben, reduziert auf das Wesentliche, erinnern an die Pop-Art der 1970er Jahre. Ikonografisch skizziert er Stuttgarter Wahrzeichen wie Wilhelma, Killesberg und Weissenhof. Buchtitel wie „Die Blechtrommel“ und „Der Butt“ von Günter Grass, „Die Nashörner“ von Eugène Ionescooder Kafkas „Die Verwandlung“sind in ihrer Klarheit höchst plakativ und einprägsam.
Am Freitag, 28. März, um 19 Uhr wird die Ausstellung „Pop-Pen erlaubt“ im Kunstwerk Fellbach, Schorndorfer Straße 33, eröffnet. Zu sehen ist sie an den darauffolgenden Samstagen und Sonntagen jeweils von 14 bis 18 Uhr. Zur Finissage am Sonntag, 13. April, tritt um 16 Uhr der Elvis-Imitator Oliver Klein auf. Auch Elvis-Presley-Superstar hat Frank Maier mit wenigen Strichen fein stilisiert und plakativ im Bild festgehalten.