Die Volksbank zeigt Werke des Künstlers Jörg Dieterich. Auf dem Foto sind die Witwe Eve Dieterich (l.) und die Vorstandsvorsitzende der Volksbank, Adelheid Raff ,zu sehen. Foto: Müller-Baji


Die Volksbank Zuffenhausen präsentiert in ihrer diesjährigen Jahresausstellung Werke von Jörg Dieterich.

Zuffenhausen - Immer wieder konzentrische, schwarz-weiße Kreise – sind sie nun Ausgangs- oder Endpunkt? Seit Freitag präsentiert die Zuffenhäuser Volksbank in der Jahresausstellung die Werke des 2008 verstorbenen Künstlers Jörg Dieterich. Der Rundgang wird zur Meditation – und wirft mehr Fragen auf, als beantwortet werden.

Es liegt eine Anmutung der 80er und 90er Jahren über dieser Werkschau, die Angelika Fischer und Martin Rexer vom Stuttgarter Kunsthaus Fischinger kuratiert haben. Die Assoziation mag von der verwandten Farbpalette herrühren: Die Nichtfarben Schwarz und Weiß gegen einige wenige Signalfarben. Oder hat das ungegenständliche Spiel mit den Gegensätzen etwas damit zu tun, bei dem Dieterich fein gesprühte Farbverläufe gegen harte Geraden und geometrische Formen stellt? Der Künstler ist konsequent: Seine Arbeiten sind allesamt unbetitelt. Hilfe kann der Betrachter aus dieser Richtung also nicht erwarten, er muss sich schon selbst auf die Arbeiten einlassen. Der Ausstellungsbesuch wird zur Expedition durch einen künstlerischen Kosmos.

Also geht man herum in den Bildwelten des Jörg Dieterich, klettert leiterartige Strukturen hinauf und erzielt Punktlandungen auf den erwähnten schwarz-weißen Zielscheiben. Man geht unter farbigen Sprühnebeln, stößt auf stilisierte Landkarten und Grundrisse und verliert sich trotzdem zwischen Form und Farbe. Die Gemälde des Künstlers seien „Altartafeln und Meditationstableaux“, brachte die Laudatorin und Kulturredakteurin Sibylle Maus diese Spurensuche bei der Vernissage auf den Punkt. Und sie erzählte, dass die konzentrischen Kreisformen sich im Spätwerk verändert haben:  „Zuletzt, als er schon krank war, waren sie sanft deformiert.“ Dieterich hat an der Stuttgarter Kunstakademie und an der Pariser Ecole des Beaux-Arts studiert. Ein Schwerpunkt seines Werks lag später in der Kunst am Bau, mit der er auch an vielen Orten in Stuttgart präsent war. Allerdings sind die Gebäude, die diese Arbeiten beherbergen, inzwischen vielfach in die Jahre gekommen, werden abgerissen oder baulich verändert. Was als besonders langlebige Kunstform galt, erweist sich heute als überaus bedroht. Manchmal werden solche Werke erhalten, wie etwa die Fresken des Feuerbacher Schoch-Areals oder das Relief „Weinfreude“ von der Killesberger Messe (wir berichteten). Manchmal verschwinden sie auch einfach ganz oder teilweise, wie Otto Herbert Hajeks Raumkonzept „Farbwege“ auf dem kleiner Schlossplatz in Stuttgart.

Auch in Jörg Dieterichs Fall ist vieles bereits verschwunden. In der Voba ist im Obergeschoss eine Aufnahme von einem Wandgemälde zu sehen, die unter den Vernissage-Gästen für Rätselraten sorgte: „Wir kennen das, wo ist das bloß“, fragten sich mehrere Besucher. Eve Dieterich, die Witwe des Künstlers, nahm an der Eröffnung teil, konnte aber auch nicht weiterhelfen: „Gott allein wollt’s wissen – das ist doch schon so lang her!“

Sperrig geben sich auch die grafischen Arbeiten, die im strengen Sinn nicht gezeichnet sind: Jörg Dieterich hat sie vielmehr in eine weiße Farbschicht über dem dunklen Untergrund eingekratzt. Was man darin erkennt, bleibt auch bei diesem Werkzyklus jedem selbst überlassen: Mal glaubt man einen Vogel zu sehen, ein ander Mal tauchen Schriftkürzel auf. Erklärungsversuche gab es übrigens auch schon zu Lebzeiten des Künstlers nicht. „Es existiert, es ist da: Das genügt!“ Dieses Zitat Dieterichs schwebt nun über allen seinen erhaltenen Arbeiten.

Info Die Werkschau von Jörg Dieterich ist bis 27. Januar 2017 in der Zuffenhäuser Volksbank, Unterländer Straße 58, zu den üblichen Schalteröffnungszeiten zu sehen.