Sängerin mit reichen Farben: die Sopranistin Emma Moore Foto: HWA

Die Internationale Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart hat ein Literatur-Konzert zur Ausstellung „Poesie der Farbe“ in der Staatsgalerie Stuttgart gestaltet.

Stuttgart - Bilder sind nicht laut, Klänge sind nicht blau. Verschiedene Künste über Begriffe wie Dynamik, Tempo oder Farbe oder zusammenzubringen, ist ein Unterfangen, das zum Scheitern verurteilt ist, dabei aber ausgesprochen unterhaltsam sein kann. Ein solches Unterfangen hat am Donnerstagabend die Internationale Hugo-Wolf-Akademie bei einem Konzert zur Ausstellung „Poesie der Farbe“ in der Staatsgalerie Stuttgart gewagt.

Der Versuch ist immerhin ex negativo gelungen. Nachdem Peter Kurth zurückhaltend und mit freundlichem Understatement vorgelesen hatte, welche Eigenschaften und Empfindungen Goethe (in seiner Farbenlehre), August Macke und Franz Marc mit den Farben Blau, Rot und Gelb verbanden, sang die australische Sopranistin Emma Moore (in rotem Kleid), mehr getragen und vorangetrieben als nur begleitet von Klara Hornig am Flügel (blaues Kleid, offenbar unpraktisch), Lieder von Richard Strauss bis Samuel Barber, deren Texte voller Farben sind. Für die Brücke zwischen Musik und Kunst sorgte allein die Sprache; Kurth las Erhellendes, Schönes und auch Lustiges unter anderem von Else Lasker-Schüler, Eduard Mörike, Edgar Allan Poe und Ernst Jandl.

Der Rest war Musik, die für sich alleine auch schön war. Emma Moore, die gemeinsam mit ihrer Klavierpartnerin 2014 den zweiten Preis beim Liedwettbewerb der Hugo-Wolf-Akademie gewann, verfügt über genug von dem, was man in der Musik als Farbe bezeichnet, und entsprechend reich wirkte ihre Gestaltung . Präzise Tonvorstellung und eine sehr feine Art der Textbehandlung überzeugten nachhaltig und ließen gelegentliche Grobheiten bei Verzierungen oder bei der manchmal nicht ausreichend differenzierten Vokalfärbung vergessen. Wolfgang Rihms wundervolle Vertonung von Caroline von Güterrodes „Hochrot“ war die Krönung des Abends: So tief, so spannend in der Beziehung zwischen Poesie und Musik muss ein Lied sein. Und wenn es doch rote Klänge geben sollte, dann waren sie hier zu hören.