Schnittige Rennautos, aber auch Alltagsfahrzeuge sind derzeit im Museum in Buoch ausgestellt. Foto: Gottfried Stoppel

Vom Mini-Mini bis zur Silberpfeil-Seifenkiste mit Scheibenwischermotor: Das Museum Hirsch in Remshalden-Buoch zeigt Autos, mit denen wohl schon jeder gespielt hat.

Remshalden - Beim Anblick eines orangefarbenen NSU Ro 80 gerät Christel Fezer ins Schwärmen. „So ein schönes Auto“, sagt die Vorsitzende des Heimatvereins Buoch. Und erzählt, ihre Familie habe im Laufe der Zeit gleich vier dieser Limousinen mit Wankelmotor gefahren – in Hellblau, Gelb, Rot und Silber. „Angefangen haben wir aber mit einem Prinz, und uns dann zum Ro 80 gesteigert“, sagt Christel Fezer. Beide Autos kann man nun, zusammen mit vielen anderen Klassikern, im Museum Hirsch in Remshalden-Buoch bestaunen – im Kleinformat, versteht sich.

Denn dort zeigt der Heimatverein Buoch unter dem Titel „Automobil im Spiel“ unzählige Modellautos der vergangenen Jahrzehnte – vom Trabbi bis zum Rennauto, vom Mini bis zum Umzugswagen. Die meisten sind aus Metall, einige wenige aus Holz oder Plastik gefertigt. Fast alle stammen aus der umfangreichen Sammlung von Roland Birkle aus Althütte. Beim Rundgang durch das Museum dürfte so ziemlich jeder und jede ein Modell entdecken, das er mal selbst gesteuert hat, sei es im Spiel oder in der Realität.

Silberpfeil mit Scheibenwischermotor

Wie ein Rennfahrer konnten sich Kinder am Steuer der Seifenkiste fühlen, die Emil Lang aus Schnait in den Siebzigern konstruiert hat. Das Modell in Silber ist ein Prachtstück, ein in Erfüllung gegangener Kindertraum, ausgestattet mit Rückspiegel, Blinklicht und herzförmigem Lenkrad. Vier Scheibenwischermotoren treiben das Miniauto mit einem Fahrgestell der Marke Kettcar an, die Kraftübertragung läuft via Fahrradkette.

In einer Vitrine dreht sich alles um Fahrzeuge, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen, eine weitere widmet sich dem Rettungswesen im weiteren Sinne: Abschleppwagen, Rettungs- und Polizeiautos und auch die Feuerwehr darf nicht fehlen. Neben Metallautos, die man fix und fertig erstehen konnte, sind einige Bausätze ausgestellt, etwa für einen „Schaum-Wasserwerfer“ oder einen „Tragkraftspritzenanhänger“, beide gedacht „für erfahrene Modellbauer“.

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A propos Bau: Auch dieses Gewerbe hat natürlich seinen Platz in der Ausstellung, Muldenkipper und Betonmischer inklusive. Das ganz normale mobile Leben eben, bei dem auch Pizzalieferanten und Rennfahrer, deren Fahrstil sich häufig ähnelt, nicht fehlen. Von der traditionsreichen Nürnberger Firma Schuco kann man sowohl Modellautos wie auch eine Modelleisenbahn bewundern. Zurück in die 1950er-Jahre geht es mit dem Varianto-System, damals der letzte Schrei. Die Züge und Autos konnten mithilfe eines Spiraldrahts gefahren und gelenkt werden. „Autos steuern sich selbst, das Zukunftssystem der Straße, keine Langeweile mehr“, verspricht ein Werbekatalog und preist für 7,25 Deutsche Mark eine automatische Kreuzung inklusive Verkehrspolizist an. Letzterer konnte sogar sein Sprechmikrofon anheben.

Der neueste Schrei der 1950er-Jahre

Etwas später waren dann die größtenteils aus Plastik gefertigten Tankstellen ein Hit im Kinderzimmer. Auch davon gibt es Beispiele zu sehen, inklusive Waschanlage und Autolift zum oberen Parkdeck, von dem man die Fahrzeuge hinunterfahren lassen konnte, um sie danach wieder per Kurbel einen Stock höher zu befördern. Zu sehen sind auch Spezialitäten wie Modelle der knallroten Londoner Doppelstockbusse namens Routemaster oder ein amerikanischer Schulbus in edler Goldlackierung, der nicht zum Fahren, sondern als schmückende Christbaumkugel gedacht ist.

Sieben Zwerge und ein gläserner Sarg

Echte Sammlerstücke und ebenfalls eher nicht für Kinderhände gedacht sind die Modelle aus der Hot-Wheels-Reihe des US-amerikanischen Spielzeugherstellers Mattel. Der setzte Laurel & Hardy ans Steuer eines Jeeps, bot ein Star-Wars-Auto in grüner Meister Yoda-Lackierung an und sah für Schneewittchen einen schwarzen VW Bus vor – die vermutlich einzig richtige Wahl, denn worin sonst lassen sich sieben Zwerge sowie ein gläserner Sarg verstauen?

Wo man Autos und mehr findet

Ausstellung
„Automobil im Spiel“ läuft bis zum 19. September. Die Ausstellung ist im Museum im Hirsch in Remshalden-Buoch, Eduard-Hiller-Straße 6, zu sehen. Der Eintritt ist frei. Die Öffnungszeiten sind sonn- und feiertags von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr. Für Gruppen öffnet das Museum auch zu anderen Zeiten, nach telefonischer Voranmeldung (0 71 51/717 84) oder einer E-Mail an cw@fezers.de.

Museum
Neben der Sonderausstellung hat das Museum im Hirsch auch eine Dauerausstellung zu bieten. Sie zeigt unter anderem Dichter, Autoren und Maler, für die der einstige Luftkurort Buoch ein beliebtes Ziel oder auch zeitweise ein Wohnort war. Außerdem sind Beispiele der „Rotbemalten“ oder „Schwäbischen Feinware“ gezeigt. Diese Keramik wurde vom 11. bis ins 14. Jahrhundert in Buoch hergestellt.