Der ehemalige Flughafen kommt unter anderem im Eingangsbereich und in der Männertoilette des Restaurants Check Inn groß heraus. Foto: factum/Granville

Der Gemeinderat fordert eine Arbeitsgruppe, die Ideen für das alte Empfangsgebäude entwickeln soll. Im Restaurant Check Inn sind bereits historische Fotos vom einstigen Landesflughafen und vom Zeppelin zu sehen.

Böblingen - Für Peter Conzelmann hat sich die Flughafenhistorie zu keiner guten Geschichte entwickelt. Im September war der Kulturamtsleiter vom Gemeinderat heftig kritisiert worden, weil er der Firma Dünkel fast 35 000 Euro dafür bezahlt hatte, historische Fotos vom Böblinger Flughafen im alten Empfangsgebäude ausstellen zu können. Die städtisch-private Zusammenarbeit hatte er zuvor nicht von dem Gremium absegnen lassen. Nun sind seine weiteren Vorschläge, wie dieser Teil der Böblinger Stadtgeschichte in und um das Gebäude herum besser präsentiert werden könnte, abgelehnt worden. Stattdessen setzten die Stadträte eine Arbeitsgruppe ein, die ein Konzept entwickeln soll.

Verwaltung hat vorauseilend gehandelt

Für Peter Conzelmann hat es sich am Anfang um „einen überschaubaren Auftrag gehalten“. Er sollte den Mitarbeitern von Andreas Dünkel das Angebot unterbreiten, dass die Stadt bereit wäre, die Darstellung der Flughafengeschichte im alten Empfangsgebäude finanziell zu unterstützen. Der Inhaber der Motorworld hatte das marode Holzhaus gekauft, renoviert und mit einem Anbau versehen. Dort wurden das Restaurant Check Inn sowie Tagungsräume eingerichtet. „Wir waren als Verwaltung vorauseilend“, räumte Tobias Heizmann am Dienstag in der Sitzung des Verwaltungs- und Kulturausschusses ein. Aber die Stadt sei vertraglich gebunden gewesen und die Mittel bereits genutzt, erklärte der Finanzbürgermeister. Außerdem hätten sie der Intention des Gemeinderats entsprochen, dass in dem Empfangsgebäude an die Stadtgeschichte erinnert werde.

Mehrheitlich stimmten die Stadträte der Ausgabe nun zu. „Was gelaufen ist, ist erledigt“, sagte Hans-Dieter Schühle. Mit den weiteren Vorschlägen von Peter Conzelmann waren aber sowohl der CDU-Fraktionschef als auch die Vertreter der anderen Parteien nicht zufrieden. Ein Display mit Broschüren zur Flughafengeschichte wollte der Kulturamtschef im Eingangsbereich des Hauses noch anbringen. Schilder in der Bahnunterführung und auf dem Flugfeld sollten auf das alte Empfangsgebäude hinweisen, die Historie auf Informationstafeln oder Stelen dargestellt werden. Eine Idee griff der Kulturchef aus dem Stadtplanungsamt auf: In die Bahnhofstraße sollen Bodenplatten mit Fotos eingelassen werden, drei davon könnten Motive aus den Zeiten des Flugbetriebs zeigen.

Der Gemeinderat erwartet einen großen Wurf

„Mir fehlt der große Wurf, der nicht teuer sein muss“, kommentierte Ingrid Stauss die Liste. Die Stadträtin der Freien Wähler forderte, dass sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen sollen und „ein gutes gemeinsames Konzept“ erarbeiten sollen. Dabei geht es den Freien Wählern und der CDU vor allem um die Beteiligung von Wilfried Kapp, Reinhard Knoblich und Hans-Jürgen Soostmann, die sich seit Jahrzehnten um die Aufarbeitung der Flughafengeschichte verdient gemacht haben. Die drei Rentner sollen sich mit dem Stadtarchivar Christoph Florian zusammensetzen, lautet der Beschluss des Gremiums. Jochen Reisch von den Grünen hätte die Aufgabe beziehungsweise die Moderation des Prozesses lieber an eine Agentur vergeben, scheiterte jedoch mit dem Ansinnen. „Man sieht lediglich Fotos, mir fehlt der kulturhistorische Anspruch“, erklärte er.

Peter Conzelmann erinnerte daraufhin die Stadträte daran, dass sein erster Vorschlag nach Amtsantritt vor elf Jahren die Einrichtung eines Flughafenmuseums war. Nun bekomme er für seine Vorschläge „ständig Watschen“. Dabei könne aus der Ausstellung im alten Empfangsgebäude „keim Museum mit Konzept und Ansatz“ werden. Es handele sich um ein Zweckgebäude, das von zwei Pächtern genutzt werde und in Privatbesitz sei. Zuletzt habe er aus dem Gemeinderat auch immer herausgehört, dass es in Böblingen eigentlich ein Museum zu viel gebe. „Wir sind die Letzten, die sich dem verweigern, aber wir brauchen einen klaren Auftrag“, sagte er.