Esmeralda Conde Ruiz’Mehrkanal-Installation „24/7“ ist für Hartgesottene. Foto: /Stefanie Schlecht

Wie Künstler und Forscher kongenial zusammenwirken, zeigt die Schau „Schaufler Lab@Schauwerk“ – Kunst trifft Wissenschaft“.

Wie verändert Künstliche Intelligenz Kultur und Gesellschaft? Vier Künstler des Schaufler Lab@Schauwerk sind der Frage mit originellen Ansätzen nachgegangen. Das Lab ist eine Kooperation der Sindelfinger Schaufler Foundation und der TU Dresden, in dem Wissenschaftler und Künstler zusammenwirken.

 

Zwischen 2020 und 2024 hat das auf dem Campus Dresden beheimatete Lab sechsmonatige Stipendien an die Künstler vergeben. Initiiert hatten die Kooperation der Stiftungsvorstand Ingo Smit mit Hans Müller-Steinhagen, ehemaliger Rektor der TU Dresden, der im Kuratorium der Stiftung sitzt.

Abgedrehte Idee

Der Künstler Anton Ginzburg, in Petersburg geboren und in New York lebend, widmet sich Computergrafik, Multimedia-Technik und Mathematik und verknüpft diese mit kunsthistorischen und kulturellen Bezügen. Das Betonformstein-System der Dresdner Maler Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht aus den 60ern und das Funktionsmodell des Sehens des Drucktechnikers Harald Küppers haben via Computeralgorithmen ihren Niederschlag in lang gestreckten geometrischen Farbkompositionen gefunden.

Eine abgedrehte Idee steckt hinter Ginzburgs schwarzen, dynamisch gekurvten 3D-Druck-Skulpturen: Für diese hat er die Stimmen aus den zwei ikonischen Filmen „Trainspotting“ und „American Psycho“ einer so genannten Sentimentanalyse unterzogen. Ein Algorithmus verwandelte dann die ausgelesenen Stimmungen in eine Form. Anton Ginzburg wählte zwei Filmstills aus und verwandelte sie in 3D-Druck-Skulpturen.

Eine dynamisch gekurvte 3D-Druck-Skulptur von Anton Ginzburg /Foto: Frank Kleinbach

Christian Kosmas Mayer aus Sigmaringen, der in Wien lebt, stützte sich für seine Installationen auf archäologische Forensik, Sprachkommunikation und Akustik. Ihn beschäftigte die Frage des Weiterlebens nach dem Tod und den Umgang mit menschlichen Relikten, wie Mumien, vor dem Hintergrund des Kolonialismus. In der ägyptischen Mythologie ist für den Eingang ins Jenseits die menschliche Stimme entscheidend – deshalb gab Mayer einer Mumie aus dem Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen quasi ihre Stimme zurück. Er entwickelte einen künstlichen Sprachtrakt nach dem Modell der Mumie, nahm dessen Laute auf und schuf aus diesen eine Komposition irgendwo zwischen Sphärenklängen und einem wehklagenden Chor von Verblichenen.

Für Hartgesottene ist die Mehrkanal-Installation mit dem Titel „24/7“ der Komponistin und audiovisuellen Künstlerin Esmeralda Conde Ruiz aus Spanien, die in London lebt. Sie hat den ohrenbetäubenden Krach der TU-Server-Farm aufgenommen, die Töne nachsingen lassen und in eine sechsteilige Komposition mit Lichtstimmungen verwandelt. Die Subwoofer und Scheinwerfer sind in weißen Zellen versteckt. Wo hört die menschliche Stimme auf, und wo fängt die Technik an?, fragt sich der überwältigte Besucher.

Die nächste Förderung steht bevor

Was wiederum die Berliner Filmkünstlerin Rosa Barba schaffen wird, steht noch in den Sternen. Doch ihre Völker verbindende Videoarbeit „Inside the Outset: Evoking a Space of Passage“, die sie 2021 auf Zypern geschaffen hat und nun im Schauwerk zeigt, lässt Spannendes erwarten.

Sie baute in der Pufferzone der getrennten Insel ein Amphitheater mit einer Leinwand mit zwei Schauseiten. In ihr Video flossen Naturimpressionen, Computerkarten, die Bauarbeiten am Theater und Unterwasseraufnahmen eines Schiffswracks der beliebten Handelsroute ein.

Es folgt übrigens eine zweite dreijährige Förderungsphase des Schaufler Lab@Schauwerk. Das Thema wird dann lauten: Datenwelten. Die erste Künstlerin steht bereits fest: Es handelt sich um die Berlinerin Lena von Goedeke.

Die Ausstellung wird an diesem Sonntag eröffnet. Die Vernissage beginnt um 11.30 Uhr. Die Schau ist bis zum 27. April 2025 zu sehen. Die Öffnungszeiten sind mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr.