Die Heuss-Wanderausstellung ist noch bis 20. Juli im Rathaus zu sehen. Foto: Sybille Neth

Die Stiftung Theodor Heuss hat eine Wanderausstellung zu Heuss und seiner Ehefrau konzipiert. Zunächst ist sie im Rathaus zu sehen, danach soll sie an interessierte Schulen ausgeliehen werden.

S-Nord/S-Mitte - Der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland ist bis heute die Symbolfigur für den demokratischen Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg. Kaum einer seiner Nachfolger hat die Popularität von Theodor Heuss erreicht. Eine Wanderausstellung mit dem Titel „Demokratie als Lebensform“, die für Schulen konzipiert wurde, ist bis 20. Juli im zweiten Obergeschoss des Rathauses zu sehen und führt den Betrachter durch fünf Epochen deutscher Zeitgeschichte vom Kaiserreich bis in die 1950er Jahre. Präsentiert wird sie in Holzkisten.

Die Ausstellung ist auf Kisten verteilt

Dieses Gestaltungselement weist auf eine Passion von Heuss und seiner Ehefrau Elly Heuss-Knapp hin: Beide waren Anhänger des Deutschen Werkbundes und umgaben sich gerne mit schnörkellosem Design – wie auch die Einrichtung des Theodor-Heuss-Hauses auf dem Killesberg zeigt, in das Heuss 1959, sieben Jahre nach dem Tod seiner Frau, alleine einzog. Von 1918 bis 1933 war er Geschäftsführer und Vorstandsmitglied des Werkbundes gewesen. Das Konzept, Heuss in Kisten zu zeigen, ist also nicht nur praktischer Natur, obwohl letzteres durchaus auch der Fall ist, wie die Kuratorin der Ausstellung, Gudrun Kruip von der Theodor-Heuss-Stiftung, sagt. „So kann die Ausstellung ohne große Fachkenntnis auf-und abgebaut werden.“ Die Schau mit interaktiven Elementen sowie kurzen Texten und vielen Gegenständen aus Heuss’ Leben hat ihre Interessenten gefunden, noch bevor die Kuratorin dafür bei Schulen und Einrichtungen geworben hat. Auf der Warteliste stehen unter anderem auch zwei Schulen aus Stuttgart.

Auch die Werbefilme von Elly Heuss-Knapp sind zu sehen

Der frühere Landrat des Landkreises Reutlingen, Edgar Wais, gehörte zu den Vernissagengästen. „Ich habe als Student seine Reden gehört und die jungen Leute haben ihn damals bewundert“, sagt Wais über Heuss. Besonders interessant fand der mittlerweile pensionierte Wais die Magnettafel, an der die Besucher zu Beginn des Rundgangs „ihren Bundespräsidenten“ mit wünschenswerten Attributen ausstatten können. „Die Eigenschaften sind einer Umfrage von 1959 entnommen“, erklärt Gudrun Kruip. Darunter sind Merkmale wie „Er sollte ein guter Redner sein“ oder „er sollte Soldat gewesen sein“. „Man kann hier testen, wie unsere heutige Meinung zum Bild des Bundespräsidenten von damals passt“, sagt Wais und betont, dass der erste Bundespräsident viele Kanten hatte. „Vieles, was er gesagt hat, würde man so heute nicht mehr formulieren.“

Dazu gehört das Zitat „Ich bin der Kotzkübel der Demokratie“, das in der letzten Kiste der Ausstellung zu lesen ist. Sie zeigt Heuss als Bundespräsident. Auch die unverständliche Zustimmung des Liberalen 1933 zum Ermächtigungsgesetz wird in Dokumenten und Zitaten thematisiert.

Elly Heuss-Knapp hat ihre eigene Plattform erhalten. Eine Kisten mit Werbefilmen – zum Beispiel für Nivea-Creme oder Nivea-Zahnpasta. Zu hören sind auch ihre Werbespots, denn die spätere Präsidentengattin hat mit Musik die Rundfunkwerbung revolutioniert. Während des Nationalsozialismus, als Heuss seine Ämter verloren hatte, ernährte sie die Familie und wurde durch die Gründung des Müttergenesungswerks bekannt – und natürlich sind die Stoffblümchen ausgestellt, die damals jeder Spender als Dankeschön erhielt.