Franziska Harich vom Naturschutzzentrum Schopfloch zeigt sich entzückt vom geglückten Wildkatzen-Schnappschuss. Foto: Horst Rudel

Eine Sonderschau im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb gewährt einen Einblick in das heimliche Leben der Pirschkünstler auf vier Pfoten. „Trittstein“-Biotope sowie „grüne“ Korridore und Wegenetze sollen die Verbreitung der Tiere erleichtern.

Lenningen - Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftswerk des Landesverbands im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), des Naturparkzentrums Stromberg-Heuchelberg mit Sitz in Zaberfeld und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg. Sie haben das „Rettungsnetz Wildkatze“ sozusagen in drei Tranchen aufgespannt, und zum Auftakt brachte der BUND bereits im September drei untersetzte, wigwamähnliche Informationsgestelle samt Plakatposter des grau-schwarz gestreiften Waldbewohners in Stellung.

Die Ausstellung wird „nachgerüstet“

Da das anfängliche Arrangement im Vortragssaal des Schopflocher Naturschutzzentrums (NAZ) indes noch reichlich verloren wirkte, hat die Geschäftsführerin Franziska Harich – mit Erfolg – bei der pädagogisch ausgerichteten „Wildkatzenwelt“ des Stromberg-Parks und bei der FVA um weitere Exponate nachgesucht. Am 10. Oktober wird jetzt mit einem Tierpräparat, einem Wildkatzen-Puzzle und Bildsequenzen zu den äußerst heimlichen Pirschern auf vier Pfoten nachgerüstet. Die Freiburger lassen eine sogenannte Lockstab-Installation folgen, bei der in natura die Katzen mittels Baldriantropfen unwiderstehlich dazu animiert werden, ihre genetische Visitenkarte abzugeben. Vom 16. Oktober an soll dann aller Voraussicht nach die „Nachrüstung“ abgeschlossen sein und bis zum 25. November großen und kleinen Besuchern offenstehen.

Die im Vergleich zur gewöhnlichen Hauskatze kräftigere Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) galt seit Beginn des vorigen Jahrhunderts im deutschen Südwesten als ausgestorben, da sie als vermeintlicher Nahrungskonkurrent des Menschen stark verfolgt wurde. Seit etwa 70 Jahren stehen die faszinierenden Schleicher, die nach BUND-Angaben vorwiegend Mäuse jagen, je nach Angebot freilich auch Insekten, Frösche, Eidechsen und Vögel erbeuten, unter strengem Schutz. Das hat laut Expertenmeinung der Spezies rein zahlenmäßig auf den Sprung geholfen, zugenommen haben seither freilich auch die Gefahren für ein auskömmliches Wildkatzendasein: Ausgeräumte Landschaften werden zusätzlich von Straßen, Autobahnen und Eisenbahnlinien durchschnitten, zudem dehnen sich unaufhaltsam Siedlungen und Gewerbegebiete aus.

Um den Tieren dennoch ein gedeihliches Fortkommen zu ermöglichen, haben verschiedene Naturschutzverbände mit Unterstützung von Ministerien und Behörden auf Landes- und Bundesebene schon vor Jahren spezielle Projekte und Aktionen gestartet. Dabei geht es vorrangig darum, typische Lebensräume der Wildkatzen so miteinander zu verknüpfen, dass die biologische Vielfalt und der genetische Austausch gewährleistet sind.

Korridore für die Wildkatze

So hat der BUND unterm Stichwort „Wildkatzensprung“ die Schaffung „grüner Korridore“ in Angriff genommen. Als markantes Beispiel gelten in diesem Zusammenhang Bemühungen bei Herrenberg und Nufringen im Kreis Böblingen, den Naturpark Schönbuch mit Ausläufern des Nordschwarzwaldes durch sogenannte „Trittstein“-Biotope so zu verbinden, dass der Wildkatzensprung längerfristig auch die großräumige Vernetzung von Schwarzwald und Schwäbischer Alb mit einschließt.

Axel Wieland, beim BUND-Landesverband als Projektleiter mit den Themen Waldbiotopverbund und dem Wildkatzen-Rettungsnetz befasst, setzt dabei insbesondere im Bereich Herrenberg auf eine in Planung befindliche Grünbrücke über die B 14. Ein weiterer „grüner Korridor“ wird von den Naturschützern zwischen dem Naturpark Stromberg-Heuchelberg, wo die Wild- oder Waldkatze eine „stabile Population“ (Wieland) aufweist, und dem Schwäbisch-Fränkischen Wald favorisiert.

Und auch das Schopflocher Naturschutzzentrum selbst leistet auf längere Sicht einen mittelbaren Beitrag zur Zukunftssicherung der Katzen – indem man mit der Naturschutzjugend des Nabu einen Arbeitskreis bildet, der unter dem Leitgedanken „Grünes Wegenetz“ Störfaktoren wie Verkehrswege, Sportstätten und Parkplätze, ja selbst Hochsitze, auflistet.

Schau und Buch zur Wildkatze

Ausstellung
Die Sonderschau „Rettungsnetz Wildkatze“, die bis zum 16. Oktober noch ergänzt wird, endet am 25. November.

Buch
Die Biologin Sabrina Streif hat das Buch „Wildkatzen – Rückkehr in unsere Wälder“ verfasst; es erscheint am 10. Oktober im Knesebeck Verlag und kostet 30 Euro.