Vom 6. Februar an stechen im Hauptbau des Residenzschlosses auch Piraten in See – zumindest welche aus dänischem Hartplastik. Foto: factum/Granville

Anfang Februar startet die neue Lego-Ausstellung im Ludwigsburger Residenzschloss. Nach dem Besucher-Erfolg im vergangenen Jahr läuft die Schau nun sogar noch länger – und zeigt zudem ganz neue Welten.

Ludwigsburg - Es ist Volksfestzeit in Klötzingen. Auf dem Festplatz mitten in der Stadt bauen die Schausteller ihr großes Karussell auf, vor dem Bierzelt sitzen die Menschen in der Sonne und genießen ihre Maß, in der Geisterbahn gruseln sich Kinder und Eltern gleichermaßen vor Skeletten und Vampiren. Nur wenige Meter daneben greift Gene Simmons, Frontmann der Rockband Kiss, auf der großen Bühne vor tausenden begeisterten Fans in die Saiten seiner E-Gitarre.

Die Lego-Bauer haben eine komplette Kleinstadt entworfen

Was in der Realität wohl nie so nahe beieinander stattfinden würde – in Klötzingen ist es möglich. Denn Klötzingen besteht, der Name deutet es an, komplett aus Lego-Steinen. Seit wenigen Wochen entsteht die kleine Kunststadt in den Räumen des Ludwigsburger Residenzschlosses. Dafür haben Volker Beker und sein Team von den Klötzlebauern aus Ulm in monatelanger Kleinarbeit nicht nur den Festplatz, sondern eine komplette Stadt aus den bunten Teilen zusammengesteckt. Mehrere Meter misst ihr Nachbau der Kleinstadt, inklusive Bahnhof, Industriegebiet, Feuerwache und Stadtpark, bevölkert von dutzenden kleinen Einwohnern. Beker und seine 25 Mitstreiter bauen keine vorgefertigten Sets zusammen, wie sie im Spielwarenhandel zu kaufen sind. Viele Modelle sind Eigenkreationen, die mit viel Fantasie in den Köpfen der Klötzlebauer entstanden sind.

Bereits im vergangenen Jahr waren die Lego-Männchen zu Gast im Residenzschloss, nun feiern sie gewissermaßen ein Comeback – und bleiben überdies länger. Bereits am 6. Februar, und damit vor Beginn der Faschingswoche, öffnet die Ausstellung. Im Vorjahr ging es erst nach Ostern los. Der Grund für die Verlängerung sind auch die guten Besucherzahlen. Rund 20 000 Gäste wollten im vergangenen Jahr die bunten Baustein-Welten sehen. „Das hat uns schon überrascht“, sagt die stellvertretende Leiterin der Ludwigsburger Schlossverwaltung, Birgit Strobel. Vor allem seien Besucher ins barocke Ambiente gekommen, die dorthin ohne die Klötzchen eher nicht gefunden hätten. Schon im Herbst habe man sich daher auf eine Wiederholung verständigt, sagt Strobel, „mit komplett neuen Modellen“.

Rund 100 000 Euro hat das „Baumaterial“ gekostet

Für Volker Beker ist das Lego-Bauen mittlerweile mehr Beruf als Hobby. In den Sommermonaten betreibt der Ulmer einen Handel mit Ersatzteilen und Second-Hand-Klötzchen, im Winter tourt er mit seinen Ausstellungen durchs Land: Bruchsal, Ulm, Ludwigsburg. Vom dänischen Unternehmen wird der gelernte Kaufmann dabei nicht unterstützt, obwohl er auch eine Art Markenbotschafter ist. Im Gegenteil: den Baustoff für ihre Modelle mussten die Ulmer Lego-Ingenieure komplett selbst anschaffen. Den einen oder anderen Rabatt im Legoland Günzburg gebe es, sagt Beker, aber nichts umsonst. 100 000 Euro, so schätzt er, habe allein das Material für die aktuelle Schau gekostet.