Die Vorlagen für die Langspielplatte „Miles Davis Live“ von 1971. Foto: factum/Weise

In der Ausstellung „Cover Art – eine aussterbende Gattung?“ zeigt der Ludwigsburger Kunstverein Werke von Mati Klarwein bis Andy Warhol. Manche Plattenhüllen haben heute Seltenheitswert und bringen ihren Besitzern jede Menge Bares.

Ludwigsburg - Auch wenn es sich beim Plattencover stets um ein aussagekräftiges Produkt der Popgeschichte gehandelt hat, heute wirken viele davon wie Relikte aus einer völlig fernen Welt. Seit ihrem ersten Erscheinen in den fünfziger Jahren sind gleich mehrere Revolutionen über sie hinweggegangen. Oder vielmehr über das Objekt, das diese kunstvoll gestalteten Hüllen attraktiver machen sollten: große Vinylscheiben oder die später üblichen kleinen Silberlinge. Während die Langspielplatte gerade eine kleine Renaissance erlebt, wird die CD, die sie einst verdrängt hat, von Streamingdiensten ins Abseits manövriert. In einer neuen Ausstellung im Ludwigsburger Kunstverein im Kulturhaus MIK sind 55 Gemälde, Fotos oder Zeichnungen versammelt, die als Vorlagen für teilweise legendäre Cover dienten.

„Außergewöhnliche künstlerische Covergestaltungen hatten einen großen Wiedererkennungswert und sorgten für einen lang anhaltenden Bekanntheitsgrad der Alben“, sagt Andrea Wolter-Abele, die Kuratorin der Ausstellung „Cover Art – eine aussterbende Gattung?“. Zu sehen sind Werke von Gestaltern wie Wes Benscoter, Dirk Bonsma, Daniel Richter, Andy Warhol oder Mati Klarwein. So unterschiedlich die einzelnen Künstler sind, so weit liegen die musikalischen Strömungen auseinander, für die sie ihre Fertigkeit eingesetzt haben: Rock, Jazz, Heavy Metal oder Punk.

So manches hat längst den Status von Ikonen erreicht: Etwa die Collagen, die Mati Klarwein für legendäre Platten wie Santanas „Abraxas“ oder Miles Davis’ „Bitches Brew“ gestaltet hat. In der Ausstellung ist die Coverillustration zu sehen, die er für „Miles Davis Live“ von 1971 arrangiert hat. Oder die Zeichnung, mit der Klaus Voormann der Beatles-LP „Revolver“ 1966 ein Gesicht gegeben hat. Zuletzt war sie im Jahr 2010 anlässlich einer Erinnerung an die Gründung der Beatles 50 Jahre zuvor als „Spiegel“-Titel wiederbelebt worden.

Immer wieder reizte die Arbeit am Plattencover auch längst hoch angesehene Künstler wie Andy Warhol oder A. R. Penck: Der eine hat die Vorlage für die Rolling- Stones-LP „Sticky Fingers“ geliefert (die mit dem Reißverschluss!). Wer davon noch ein Original besitzt, kann es mittlerweile für einige Tausend Euro verkaufen. Nur das Cover wohlgemerkt, denn es ist von Warhol.

Penck, einer der Neuen Wilden in den achtziger Jahren, hat sich nicht auf die bildnerische Gestaltung beschränkt, er hat auch selbst die Musik dazu beigesteuert: gemeinsam mit den Künstlerkollegen Markus Lüpertz und Jörg Immendorff. „TTT“ hieß das Projekt des Trios mit dem heftigen Mal- und Musik-Gestus.

Stellvertretend für den Bereich Heavy Metal werden in der Ludwigsburger Schau Werke von Wes Benscoter gezeigt. Der US-amerikanische Illustrator „ist durch seine Cover-Kunstwerke für Heavy-Metal-Gruppen wie Cattle Decapitation, Slayer, Kreator, Vader und viele andere bekannt geworden“, sagt die Ausstellungsmacherin Wolter-Abele. Nicht nur in der Art der Zeichnung und ihrer Farbgestaltung, auch im Sujet verweisen diese Cover auf das Selbstverständnis der jeweiligen Band: Düsternis herrscht vor und die Darstellung von ritueller Gewalt.