Ohne Wasser sind wir alle nichts, sagt die Künstlerin Foto: Nina Ayerle

Die Künstlerin Poonam Choudhry zeigt diese Woche im Lindenmuseum ihre Ausstellung „Universe’s water“. Es ist die dritte Ausstellung von Choudhry, die sie im Rahmen des „Indian Summer in Stuttgart“ macht.

Stuttgart - Mit Wasser aus dem Rhein, der Donau, dem Neckar und dem indischen Fluss Ganges hat Poonam Choudhry ihre Ausstellung „Universe’s water“ im Lindenmuseum eröffnet. Während der kleinen Zeremonie mischte sie das Wasser aller Flüsse miteinander. „Alles soll zusammenfließen. Das ist ein gutes Omen“, sagte die gebürtige Inderin. Damit wolle sie genau wie mit ihrer Ausstellung eines symbolisieren: „Ohne Wasser sind wir alle nichts“, sagte sie.

„Universe’s water“ ist die dritte Ausstellung von Choudhry, die sie im Rahmen des „Indian Summer in Stuttgart“ macht. Die 48-Jährige lebt seit sie vier Jahre alt ist in Stuttgart. Mit ihren Eltern zog sie damals von Neu Delhi nach Büsnau, was für die Inderin ein ziemlicher Kulturschock war. „Ich war sehr indisch erzogen“, sagt sie. Lange habe sie sich fremd gefühlt im Ländle.

Mehr Heimatgefühle im Alltag

Inzwischen hat Choudhry einen deutschen Ehemann, lebt und arbeitet in Stuttgart-Mitte und hat die schwäbische Mentalität längst verstehen und schätzen gelernt. Noch immer hat sie einen engen Bezug zu Indien. „Wenn ich in Delhi lande, bin ich zu Hause“, sagt sie. Für mehr Heimatgefühle in ihrem Alltag hat die 48-Jährige angefangen, indische Tänze zu lernen. Nebenbei hat sie eine Ausbildung in indischem Tempeltanz gemacht. „So bin ich zur Kunst gekommen“, erzählt sie. Sie habe Fotos von ihrer Tanzlehrerin gemacht und Textilentwürfe auf sie projiziert. Gezeichnet habe sie davor schon immer wieder gern.

Eigentlich ist Choudhry Designerin. Nach dem Abitur studierte sie an der Stuttgarter Kunstakademie Textildesign. Mit ihrem Mann betreibt sie ein Designbüro, entwirft unter anderem Konzepte für Räume nach der indischen Lehre „Vaasten“. „Das ist das indische Pendant zu Feng Shui“, erklärt sie.

Im Jahr 2006 habe sie dann die Indienwoche entdeckt, die alljährlich rund um das indische Filmfestival stattfindet und von Honorarkonsul Andreas Lapp organisiert wird. Ihre erste Ausstellung habe sie mit zwei Künstlerinnen zusammen gehabt, sagt sie. Später habe sie immer bei der Eröffnungsveranstaltung des indischen Sommers in den Räumen von Konsul Lapp ausgestellt.

„Ich habe ohne Regeln gearbeitet“

Begonnen hat Choudhry mit gezeichneten Tanzfiguren. Mehrere Stücke von Eric Gauthier habe sie angeschaut und anhand von Fotos, die sie während der Vorführungen gemacht hatte, Zeichnungen angefertigt. Die zeigte sie in ihrer ersten Ausstellung im Lindenmuseum.

Lange war die Kunst nur ein Hobby von Choudhry. Ihren Beruf als Designerin ordnet sie nämlich nicht in die künstlerische Ecke ein. „Ich bin da nicht so frei wie in meiner Kunst“, begründet sie ihre Einstellung. Sie arbeite nach Aufträgen, erstelle Konzepte, die vom Kunden so gewünscht werden. Ihre Ausstellung zum Thema Wasser im Lindenmuseum wiederum habe sie alleine gemacht. „Ich habe ohne Regeln gearbeitet und ohne irgendeine Anleitung“, sagt sie. Und genau das sei für sie Kunst.

Wann die Kunst in ihrem Leben vom Hobby zum Teilzeit-Beruf wurde, weiß die 48-Jährige noch ganz genau. Eine lange, schwere Krankheit hat sie dazu bewogen, einiges in ihrem Leben zu überdenken. „Ich wollte endlich all die Dinge tun, die ich mich vorher nicht getraut hatte oder aus zeitlichen Gründen immer verschoben habe“, erzählt sie. Seitdem schreibe sie Bücher, sie male mehr, arbeite kreativer. Und auch wenn es auf und ab gehe liebe sie ihren Beruf. Die indischen Tänze hat sie zurückgestuft und macht nun mehr Yoga. „Irgendwann muss jeder anfangen ein spirituelles Leben zu führen“, sagt die Künstlerin. Denn seit ihrer Krankheit weiß sie, dass jeder Ruhe in sich selbst finden muss, um für das Leben gewappnet zu sein. Diese Ruhe finde sie beim Malen. Die Spiritualität lebe sie in ihren Arbeiten aus. „Bei meinen Bildern ist unter der Oberfläche immer noch etwas zu erkennen“, sagt sie.