Die Ausstellungsmacher (von links) Barbara Sinner-Bartels, Merbold, Anger zeigen, wie man mit seinem Erbe Gutes tun kann. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Eine Ausstellung im Haus der Wirtschaft regt zum Nachdenken an, was man mit seinem Erbe Gutes tun kann.

Stuttgart - Wer hat ihn nun geprägt, den Spruch vom Apfelbaum, der noch im Angesicht des Weltuntergangs zu pflanzen wäre? Meist wird behauptet: Luther. Vereinzelt wird auch Eduard Mörike genannt. Der hätte sicher einen Brettacher-Setzling gewählt. So oder so: Der bekannte Satz steht geradezu synonym für die Hoffnung, dass nach dem Tode etwas von uns bleibt. So ist es nur folgerichtig, dass die Initiative „Mein Erbe tut Gutes“ ihn zum Motto für die Wanderausstellung „Das Prinzip Apfelbaum“ erkoren hat, die noch bis zum 15. April im Haus der Wirtschaft zu sehen ist.

„Wir wollen einen öffentlichen Dialog anregen und Berührungsängste abbauen“, erklärt Susanne Anger. Die Sprecherin des Zusammenschlusses gemeinnütziger Organisationen und Stiftungen ist überzeugt, die Frage danach, was wir der Nachwelt hinterlassen, sei aktueller denn je: „Noch nie wurde in unserem Land so viel Vermögen vererbt wie heute“, gibt sie zu bedenken.

Das Deutsche Institut für Altersvorsorge spricht von 2,6 Billionen Euro in diesem Jahrzehnt. Laut einer repräsentativen Umfrage kann sich jeder zehnte Deutsche im Alter ab 60 Jahren vorstellen, mit seinem Nachlass einen gemeinnützigen Zweck zu unterstützen. Betrachtet man die Gruppe der Kinderlosen, so ist es fast jeder Dritte. Oft schrecken Spendenwillige allerdings vor den bürokratischen Hürden zurück. „Mein Erbe tut Gutes“ will in solchen Fällen Ansprechpartner sein, eine Orientierungshilfe bieten und informieren.

Die Gedanken Prominenter zu Leben und Tod

Der Fokus der Ausstellung „Das Prinzip Apfelbaum“, die im Anschluss auch in Frankfurt, Hamburg und Düsseldorf zu sehen sein wird, geht über das Werben für die gute Sache hinaus. Sie zeigt ein Kaleidoskop prominenter Gedanken zu Leben und Tod. Die Fotografin Bettina Flitner hat elf so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Günter Grass, Reinhold Messner oder Richard von Weizsäcker fotografiert. Je ein Portrait und eine szenische Aufnahme bebildern Zitate der bekannten Köpfe.

Die Theologin Margot Käßmann steht im Bug eines Fischerboots vor Usedom. Der Regisseur Wim Wenders greift nach den Sternen, und der Politiker Egon Bahr betrachtet versonnen eine Fotografie von Willy Brandt. „Den Mut zu haben, das Undenkbare zu denken und auch danach zu handeln, ist das, was bleibt“, wird der Architekt der Ostverträge zitiert. Nicht das monetäre Erbe ist Thema der großformatigen Triptychen. Es geht um Werte und Gedanken von denen die Nachwelt zehren kann.

"Die Seele verströmen, bevor der letzte Atemzug verhaucht ist“

„Ich glaube, der Sinn des Lebens liegt darin, seine Seele zu verströmen, bevor der letzte Atemzug verhaucht ist“, sagt die Geigerin Anne-Sophie Mutter. Das hat ähnliches Potenzial wie das geflügelte Wort vom Apfelbaum. Ein Foto zeigt sie mit ausgebreiteten Armen im prächtigen Ambiente des Münchner Cuvillés-Theaters, als wolle sie abheben.

Neben solchen eindrucksvollen Inszenierungen dokumentiert die Ausstellung aber auch die Geschichten ganz unterschiedlicher Menschen, deren Letzter Wille es war, ihr Erbe gemeinnützig einzusetzen. „Es geht um das, was bleibt und das, was bleiben soll“, fasst Susanne Anger den Grundgedanken zusammen. Das fängt im Kleinen an, kann sich aber zu umfassenden Einsichten auswachsen. Astronaut Ulf Merbold etwa schilderte bei der Stuttgarter Vernissage den Blick aus dem All auf die Erde als Moment der Erkenntnis. Sein Fazit: „Es ist unsere ethische Pflicht, diesen Planeten für unsere Nachkommen in intaktem Zustand zu erhalten.“ Einen Apfelbaum zu pflanzen, könnte zumindest ein Anfang sein.

Begleitend zur Ausstellung ist der Band „Das Prinzip Apfelbaum“ im Vergangenheitsverlag erschienen. ISBN: 978-3864081828.