In der Zentralbibliothek der Landeskirche an der Balinger Straße in Möhringen sind historische und moderne Lesezeichen zu sehen. Die Ausstellung wurde von Studenten der Hochschule der Medien organisiert.
Möhringen - Wer in Bibliotheken und Archiven in alten Bücher blättert, findet so einiges: eine Stimmgabel, eine gepresste Edelweißblüte, ein Fleißbildchen, eine Haarnadel und noch unendlich viel mehr. Diese Dinge erzählen Geschichten, es sind vergessene Erinnerungsstücke, und es sind Lesezeichen. Derjenige, der das Buch einst in den Händen hielt und darin las, legte die Gegenstände zwischen die Seiten, um die Stelle zu markieren, bei der er stehen geblieben war. Im Fachjargon spricht man von so genannten Non-Lesezeichen – also Lesezeichen, die eigentlich gar keine sind. Solche Erinnerungsstücke aber auch viele originäre Lesezeichen sind derzeit in dem Räumen des Archivs und der Zentralbibliothek der Landeskirche zu sehen. Es sind Fundstücke aus den kirchlichen Büchern aber auch von Privatpersonen gesammelte Andenken.
Studierende der Hochschule der Medien (HdM) haben die Lesezeichen gesichtet, geordnet und in mehreren Vitrinen arrangiert. Die Professorin Susanne Speck hat das Projekt geleitet. Fünf Studierende aus den Studiengängen Bibliotheks- und Informationsmanagement sowie Informationsdesign haben mitgemacht.
Die Geschichte des Lesezeichens
Zu der Vernissage kam eine kleine, dafür aber um so interessiertere Gruppe. Andreas Lütjen, der stellvertretende Direktor des Archivs, sprach von einer Ausstellung über die kleinen Gedankenstützen. Die Studentin Christina Gärtner sprach über die Geschichte der Lesezeichen. Demnach gibt es diese bereits seit dem Mittelalter. Früher waren sie freilich individuell und sehr aufwendig gestaltet und meistens standen auf ihnen biblische Texte.
In der modernen Zeit sind Lesezeichen industriell produzierte Massenware. Teilweise sind sie auch ein Werbemittel. Die Studierenden zitierten aus Karl-Heinz Steinbeißers Buch „Lesezeichen sammeln“: „Handel und Industrie haben bereits früh erkannt, wie effizient sich Lesezeichen als Werbeträger eignen und deshalb schon ab etwa 1890 im großen Stil Reklamelesezeichen zur Firmen- und Produktwerbung eingesetzt.“
Nur noch wenige Gelantinebildchen
Heute sind Lesezeichen aus Papier, aus Leder oder aus Stoff. Manchen genügt gar ein Blatt Klopapier. Früher waren die Gedankenstützen aber oft kleine Kunstwerke, wie beispielsweise die Gelatinebildchen. Sie wurden auch Anhauchbilder genannt. Denn wenn man die Blättchen anhaucht, wölben sie sich oder rollen sich ein. Kurze Zeit später sind sie aber wieder glatt. Um 1870 kamen die ersten Gelatinebilder in den Handel, heute gibt es sie im Internet zu ersteigern. Sie wurden bis Mitte des 20. Jahrhunderts produziert. Das haben die Mitglieder der Projektgruppe recherchiert. Die Gelatinebilder sind sehr dünn und empfindlich. Darum sind nur wenige in einwandfreiem Zustand erhalten geblieben. Ein paar sind in der Ausstellung im Möhringer Archiv zu sehen.
Ebenfalls in den Vitrinen zu sehen sind Lesezeichen aus Papierkanevas. Das ist ein gitterartig maschinell ausgestanzter Karton, der bestickt und mit Seidenbändern versehen wurde. Die Hauptproduktionszeit lag zwischen 1885 und 1910.
Die Studenten haben viel gelernt
Die Studenten haben in ihrem Seminar viel gelernt. „Ich habe gar nicht gewusst, dass Lesezeichen schon vor so langer Zeit erfunden wurden und dass es so viele verschiedene Arten gibt“, sagte beispielsweise Rahel Ghebreselasie.
Die Ausstellung
Lesezeichen ist noch bis zum 13. März in den Räumen des Archiv und der Zentralbibliothek der Landeskirche an der Balinger Straße 33/1 zu sehen. Geöffnet ist montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei. Weitere Informationen
stehen im Internet unter der Adresse https://lesezeichenimraum.wordpress.com.