Zwei Besucher betrachten das Bild mit dem Titel Foto: Martin Bernklau

Schülerinnen des VHS-Malkurses von Dozentin Sabine Reiber zeigten im Augustinum ihre Arbeiten. Die Leiterin zeigte auch wesentliche Einblicke in den Prozess der malerischen Gestaltung.

Stuttgart-Sillenbuch - Begegnungen sind das im dreifachen Sinn, schöne Begegnungen: zwischen Künstlerinnen und Besuchern bei der Ausstellungseröffnung am vergangenen Freitagabend im Riedenberger Augustinum; dann bei den wöchentlichen Kursen der Malerinnen im dortigen Souterrain-Atelier; und schließlich als Thema für die Arbeiten dieser Kooperation von Volkshochschule (VHS) und Seniorenresidenz unter der Anleitung von Sabine Reiber, der dortigen Referentin für Kunst- und Kulturarbeit.

Nicht ohne Stolz stellte die Dozentin die Arbeiten ihrer zwölf Schülerinnen zunächst in einer Lichtbild-Präsentation vor, erläuterte sehr genau ihre ganz unterschiedlichen Techniken und bildnerischen Herangehensweisen. So konnte das Publikum im voll besetzten Augustinus-Saal nicht nur die einzelnen Bilder besser verstehen. Die Leiterin zeigte auch wesentliche Einblicke in den Prozess der malerischen Gestaltung, der Kunst-Werdung, und ließ dabei nicht nur die kundige Führung spüren, mit der sie den Kursteilnehmerinnen zur Hand geht, sondern auch die belebende Freiheit, die sie ihnen für ihre Kreativität lässt.

Mit Seidenpapier und Acrylfarben

Eine der magischsten Begegnungen in der Geschichte der Kunst hat sich die Malschülerin Christine Fengler ganz frei angeeignet: Den Ausschnitt aus Michelangelos Fresken in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans, wo der Finger Gottes dem Finger Adams, des gerade geschaffenen Menschen, in hauchfein zartester Berührung das Leben schenkt. Das epochale Motiv behält seine ganze Kraft auch in den Farbfeldern aus Acryl, die mit dem Zahnspachtel drum herum gefügt sind.

Das Titelbild der Ausstellung auf den Plakaten trägt den durchaus programmatischen Titel „Aufbruch – ein neuer Morgen“. Helga Seemann, eine langjährige Augustinum-Mitarbeiterin, die nach der Pensionierung zum Malkurs stieß, hat es 2006 mit Seidenpapier und Acrylfarben geschaffen – auf schlichtem Karton, wie ihre „Goldene Brücke“ aus dem Vorjahr auch.

Abstrakte Strukturen

Annemarie Eisen malt unter dem gemeinsamen Titel „Helligkeit“ ungeheuer dynamische, völlig abstrakte Strukturen in Acryl auf Papier, deren ruhige Farbbalance sie mit winzigen frechen Kontrasten in Spannung versetzt. Mit weich leuchtenden Pastellkreiden zeichnet Renate Bauer-Nitsche ihre „Rendezvous“ als zeitlose Szenen, während Alina Fink oder Anita Diecks deren Schauplatz in die Wüste oder nach Afrika verlegen. Bei Renate Riesle werden Begegnungen zu raumtiefen „Überschneidungen“ in Pastell.

Die Stimmungen von Landschaften fängt Karin Dobaisch in klassisch schönen Aquarellen ein, während Wassiliki Stamkopoulou farbstark und ornamental mit Acryl abstrakte Di- und Triptychons, Zwei- und Dreiteiler präsentiert. Angela Boßmann, die auch Strukturpaste einsetzt, und Margarete Nowag mit ihrem Faible für variierende Stempelformen, neigen beide eher auch mal dem Symbolistischen zu.