Jong-Taek Woo aus Seoul und Harry Meyer aus Augsburg sprechen nicht dieselbe Sprache, ihre Werke aber schon. Foto: StZ

Beim Eislinger Kunstverein in der Alten Post begegnen sich Ost und West in einem spannenden Dialog.

Eislingen - Der intensive Geruch von Ölfarbe fällt als Erstes auf, wenn man die Alte Post in Eislingen betritt. Visuell bannt den Besucher als Erstes ein großformatiges Schwarz-Weiß-Bild. Der Geruch stammt von den poppigen Gemälden des Augsburger Künstlers Harry Meyer, das Schwarz-Weiß-Bild hat der koreanische Künstler Jong-Taek Woo geschaffen.

Gegensätze finden sich zum Dialog

Trotz des großen Formats muten die wild gestikulierenden Schwarz-Weiß-Aufträge eher puristisch und reduziert an. Ganz anders der dicke bunte Farbauftrag Harry Meyers. Er spart nicht, er kleckert mit der Paste und modelliert zentimeterdicke Topografien aus Öl und Pigment auf seine Bilder.

Der Gegensatz zwischen westlicher und fernöstlicher Malerei könnte kaum größer sein. Umso mehr verwundert der Titel dieser zweiten Ausstellung des Eislinger Kunstvereins in diesem Jahr: „Ost West – Ein Dialog zwischen Harry Meyer und Jong-Taek Woo“.

Tatsächlich eröffnen sich auf den zweiten Blick einige spannende Einblicke. Beide Künstler schauen hinter die Dinge. Meyer ist den Naturkräften auf der Spur, spürt vor dem Hintergrund einer landschaftsmalerischen Grundstimmung großzügig dem Gestus von Luftbewegungen und kosmischen Einflüssen nach, er erstellt Topografien des Lichts. Er steht jedoch ganz in der Tradition der westlichen Kunst, von Impressionismus und Expressionismus und ungegenständlicher Kunst.

Galerist hat die beiden Künstler zusammengebracht

Jong-Taek Woo steht für einen dem Fernen Osten so eigenen kalligrafischen Kunststil und verwandelt dessen Grundmotive in moderne Gesten. Sein Galerist, Klaus Bode, der im Übrigen in seinen Galerien in Nürnberg und Korea beide Künstler unter seinen Fittichen hat, vergleicht Woos Arbeitsweise mit der eines Jazzmusikers, der auch klassische Kompositionen modern und frei phrasiere.

Dabei arbeitet der 44-jährige Koreaner mit sehr traditionellen Materialien. Das Papier seiner bis zu drei auf zwei Meter großen Gemälde ist handgeschöpft. Die Pinsel und Quasten stellt Woo selbst her, ebenso die Farbe, deren Pigmente aus gebrannten und zerriebenen Pinienkernen oder Kaolin bestehen, die mit Kartoffelstärke gebunden sind. Seine Motive findet Woo im südkoreanischen Urwald. Im Atelier gibt auch er Lichtspuren und Naturgesten Gestalt.

Die Bilder sprechen dieselbe Sprache

So verbinden sich Ost und West wieder. In der Ausstellung des Kunstvereins, in der jedem Künstler auch ein eigenes Separee gewidmet ist, tritt dieser Dialog auf Augenhöhe überall dort zutage, wo Werke Meyers und Woos Seite an Seite präsentiert werden. „Wir können uns zwar miteinander nicht verständigen“, räumt Harry Meyer ein. Denn weder sei er des Koreanischen mächtig noch Jong-Taek Woo des Deutschen oder Englischen. „Aber unsere Bilder sprechen miteinander dieselbe Sprache von Natur und deren Kräften .“