Die im Knastmuseum gezeigten Gegenstände locken nicht nur Schulklassen an. Foto: factum/Archiv

Im Ludwigsburger Strafvollzugsmuseum werden eine Guillotine, Richtschwerter und andere Tötungs- und Foltergeräte gezeigt. Lange war der Fortbestand der skurrilen Sammlung ungewiss. Jetzt haben die Stadt und das Land die Zukunft des Knastmuseums gesichert.

Ludwigsburg - Das Museum ist klein und die Sammlung eher skurril: Das Publikumsinteresse am Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg ist dennoch groß. Dass es auch den Geldgebern einiges wert ist, hat der fast ein Jahr dauernde Kampf um die Erhaltung der Dokumentation württembergischer Strafpraxis an der Schorndorfer Straße gezeigt: Sah es im Herbst 2016 so aus, als müsste das Museum aufgeben, steht dem Fortbestand nun nichts mehr im Weg. Das baden-württembergische Justizministerium und die Stadt Ludwigsburg schultern jährliche Zusatzkosten in Höhe von 12 000 Euro.

Land wirbt für Produkte aus Haftanstalten

Kein Zweifel, die Guillotine löst noch immer die größte Faszination auf Vereine und Schulklassen aus, die durch das seit 1988 bestehende Museum geführt werden. Neben allerlei Tötungs- und Foltergeräten aus absolutistischen Zeiten wie etwa einem Richtschwert, einem Prügelbock oder einer Zwangsjacke aus Leder, werden im Vollzugsmuseum auch Hinterlassenschaften aus der jüngeren Vergangenheit gezeigt: Etwa eine Kochplatte, die in der Stammheimer Zelle des RAF-Terroristen Andreas Baader stand oder ein Destilliergerät von Jan Carl Raspe, ebenfalls Mitglied der Rote-Armee-Fraktion. Dazu gehört seit einiger Zeit auch eine Präsentation von Produkten, die gegenwärtig von Häftlingen in baden-württembergischen Gefängnissen hergestellt werden.

Dieses Schaufenster im Museum soll auf Wunsch der Landesregierung vergrößert werden. Das heißt, im sogenannten vollzuglichen Arbeitswesen (VAW) hergestellte Waren wie Taschen, Möbel oder Spielzeug sollen stärker als bisher beworben werden. Womit sich das Justizministerium eine zusätzliche Legitimation für die ab sofort höhere Förderung des Erinnerungsortes im ehemaligen Gefängnis verschafft hat. Bezuschusst die Behörde schon bisher die Sammlung an der Schorndorfer Straße mit jährlich 20 000 Euro, so kommen nun weitere 6000 Euro hinzu.

Auch die Ludwigsburger Stadtverwaltung hat eine Aufstockung des Zuschusses um 6000 Euro in Aussicht gestellt – dem muss noch der Gemeinderat zustimmen. Schon bisher fördert die Stadt das Knastmuseum jedes Jahr mit 13 000 Euro. Die zusätzlichen 12 000 Euro entsprechen der Miete, die der Hauseigentümer, die Versicherungsgesellschaft Axa, verlangt.

Als das Land die Immobilie 1988 nach der Auflösung der Justizvollzugsanstalt verkauft hat, war ein Nießbrauchsrecht vereinbart worden. Auch wenn die Eigentümer mehrmals wechselten, konnte keiner von ihnen Miete verlangen. 2017 hat diese Klausel jedoch ihre Gültigkeit verloren, weshalb die Axa im Jahr zuvor Eigenbedarf anmeldete. Geplant war die Einrichtung einer Pflegestation, in Ergänzung zum Seniorenstift nebenan.

Doch keine Pflegestation im ehemaligen Gefängnis

Vermutlich hätten sich die Eigentümer nicht recht klar gemacht, welche Auflagen in einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem Jahr 1748 erfüllt werden müssen, meint Erich Viehöfer, der das Museum seit dessen Gründung leitet. „Es ist schwer zu sagen, was sich die Eigentümer gedacht haben“, sagt dagegen Heinz Layher, der Vorsitzende des Fördervereins Strafvollzugsmuseum. „Für uns ist wichtig, dass sie von der Idee Abstand genommen haben, hier eine Pflegestation einzurichten.“ Andernfalls hätte die Sammlung umziehen müssen. Im Gespräch waren der Hohenasperg, aber auch ein Museum im Kreis Ravensburg. Anlass genug für den Oberbürgermeister Werner Spec, sich für den Verbleib in Ludwigsburg stark zu machen. Doch auch als sich abzeichnete, dass das Museum an der Schorndorfer Straße bleiben könne, stand einer raschen Rettung die Geldfrage im Weg. Der Förderverein sah sich außerstande, etwas dazu beizusteuern. Der hat schon seine liebe Not damit, die Räume instandzuhalten und die Sammlung zu präsentieren. Umso erfreuter sind Layher und Viehöfer jetzt darüber, dass sie weiterhin vom Land und der Stadt unterstützt werden. „Auch wir sind sehr glücklich, dass das Museum bleiben kann“, sagt Peter Spear, der Sprecher der Stadt Ludwigsburg. „Wir sind froh, dass es weitergehen kann“, sagt Robin Schray vom baden-württembergischen Justizministerium. Der neue Vertrag sei unbefristet, das sei ein gutes Signal.

Der Museumsverein steht jedoch schon bald vor den nächsten Herausforderungen. Zunächst muss er einen Nachfolger für Viehöfer finden, der eigentlich schon seit zwei Jahren im Ruhestand ist. Außerdem muss er sich Gedanken über eine zeitgemäßere Präsentation der Objekte machen.