Am Donnerstag wehten in den Stuttgarter Terminals die roten Fahnen. Ist nun eine Wiederholung geplant? Foto: dpa

Zwei Streiktage hat es vorige Woche schon gegeben – an diesem Dienstag rollt die nächste Welle: dann nicht nur in Frankfurt, sondern an insgesamt acht Airports bundesweit. Auch der Betrieb in Stuttgart könnte gegen Ende der Woche noch einmal beeinträchtigt werden.

Stuttgart - Die Gewerkschaften weiten ihren Arbeitskampf der Luftsicherheitsassistenten noch einmal aus: War für diesen Dienstag zunächst nur von Streiks in Frankfurt die Rede, werden nun sieben weitere Airports von ganztägigen Arbeitsniederlegungen der Fluggast- und Warenkontrolleure tangiert sein: München, Hamburg, Bremen, Dresden, Erfurt, Hannover und Leipzig/Halle. Flugstreichungen könnten bis zu 180 000 Fluggäste betreffen, schätzt der Flughafenverband ADV. Es sei „unverantwortlich, Streiks bis zum Exzess auszudehnen“.

So geraten Verdi und der Beamtenbund verstärkt in die Kritik. „Wir stehen zur Tarifautonomie, und dazu gehört das Arbeitskampfrecht der Tarifpartner, das in bestimmten Situationen einen Warnstreik umfassen kann“, sagt Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Luftverkehrswirtschaft (BDL). Doch nun werde das Instrument ad absurdum geführt. „Das ist kein Warnstreik mehr, das ist völlig unverhältnismäßig.“

Flughäfen eng miteinander verknüpft

In Frankfurt sollen bis zu 3000 der bundesweit 23 000 Beschäftigten an diesem Dienstag zwischen zwei Uhr früh und 20 Uhr die Arbeit niederlegen. Allein diese Protestaktion dürfte sich deutlich auf den internationalen Flugplan auswirken. Wie eng die Flughäfen verknüpft sind, hat sich längst gezeigt: Am vorigen Montagmorgen hatten Verdi und der Beamtenbund einen vierstündigen Ausstand in Berlin-Tegel und Schönefeld organisiert. Es folgte am Donnerstag ein ganztägiger Warnstreik in Stuttgart, Düsseldorf und Köln-Bonn.

Verdi fordert den Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) auf, das Tarifangebot nachzubessern. Ansonsten seien „weitere Streiks nicht ausgeschlossen“, sagte ein Sprecher unserer Zeitung. In den Belegschaften am Stuttgarter Flughafen wird darüber spekuliert, dass es am nächsten Freitag zu einem zweiten Warnstreik kommen könnte. Die Passagier- und Gepäckkontrollen sind eigentlich eine hoheitliche Aufgabe des Bundes. Doch setzt die Bundespolizei dafür private Sicherheitsfirmen ein – in Stuttgart die Frasec im Bereich der Fluggastkontrolle (Paragraf 5 des Luftsicherheitsgesetzes) und die Securitas bei der Personal- und Warenkontrolle (Paragraf 8). Etwa zwei von drei Beschäftigten sollen sich dem Vernehmen nach am Donnerstag an den Streiks beteiligt oder krankgemeldet haben. Der Flughafen-Betreiber setzte zwar Dutzende eigene Beschäftigte ein, die das Durcheinander nicht verhindern konnten.

17,16 Euro die Stunde für eine Anlerntätigkeit

In Stuttgart beträgt der Grundlohn der Passagier- und Gepäckkontrolleure – eine sogenannte Anlerntätigkeit – 17,16 Euro je Stunde, in den neuen Ländern 14,70 Euro. Hinzu kommen Zuschläge für die Arbeit am Sonntag (40 Prozent), Feiertag (100), in der Nacht (15) und für Mehrarbeit (25 Prozent). In der Warenkontrolle werden 15,78 Euro gezahlt. Seit 2011 sei das Gehalt schon um 47 Prozent gewachsen, moniert der BDLS. Die Gewerkschaften verlangen nun einen einheitlichen Stundenlohn von 20 Euro im Bereich der Passagier-, Fracht-, Personal- und Warenkontrolle. Die nächste Verhandlungsrunde steht am 23. Januar in Berlin an.