Der Lokführer-Streik trifft Baden-Württemberg weniger heftig als erwartet. Viele hatten sich schon vorbereitet. Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) warnt aber vor einem Verkehrskollaps auf den Autobahnen.

Stuttgart - Der bundesweite Streik der Lokführer legte den Nah- und Fernverkehr am Mittwoch in weiten Teilen lahm, traf die meisten Reisenden im Südwesten aber nicht unvermittelt. Viele Pendler, Geschäfts- und Urlaubsreisende seien auf andere Verkehrsmittel umgestiegen, sagte eine Bahnsprecherin in Stuttgart.

In der Landeshauptstadt hatten laut der Gewerkschaft für Lokomotivführer (GDL) rund 50 Mitglieder gestreikt. In Baden-Württemberg waren es 350 Streikende, die ihrer Forderung nach fünf Prozent mehr Lohn und weniger Arbeitszeit damit Nachdruck verleihen wollen.

„Es geht hier nicht um das Ego von einem Claus Weselsky oder anderen Einzelpersonen“, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der GDL, Norbert Quitter, den Stuttgarter Nachrichten. Sondern Gehalt und Arbeitsbedingungen eines jeden Lokführers und Zugbegleiters im Lande seien Gegenstand. Am vergangenen Freitag waren die Tarifverhandlungen zwischen Bahn und GDL in der 16. Runde gescheitert. Der Arbeitskampf hat in der Nacht zum Mittwoch begonnen und soll an diesem Donnerstag um 21 Uhr wieder enden.

Zum siebten Mal innerhalb von zehn Monaten wirbelte der Ausstand der Gewerkschaft, in der vier von fünf Lokführern sind, somit den Tagesablauf vieler Baden-Württemberger durcheinander. Der Ausstand wirkte sich massiv auf den Straßenverkehr aus. Vor allem rund um die Landeshauptstadt stauten sich Autos zeitweise kilometerlang, wie die Polizei Ludwigsburg mitteilte: Auf der A 81 von Singen nach Stuttgart über mehr als 20 Kilometer.

Viele S-Bahnen in der Region fuhren indes häufiger als erwartet. Laut Bahn waren mehr als ein Drittel der Fernzüge in Betrieb. Der GDL-Bezirksvorsitzende Lutz Dächert hingegen sprach von 70 bis 80 Prozent Ausfällen.

Kritik löste der 43 Stunden dauernde Streik bei Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) aus. „Es darf nicht zu einem Verkehrskollaps kommen, weil viel Züge und S-Bahnen ausfallen“, so Kuhn.