Die Knaupwiesen als Arbeitsplatz: Günther Schwarz war früher Förster. Heute erzählt er hier Touristen von der Natur. Foto: factum/

Fast 14 Kilometer Rundweg mit Aussicht über Wiesen und durch Wälder: Günther Schwarz will die Knaupwiesen am Herzog-Jäger-Pfad bei Waldenbuch bewahren und sie erlebbar machen. Geht beides zusammen?

Waldenbuch - Günther Schwarz hat graue Haare und große Hände. Wenn er redet, formen sie Kreise und Wellen. Manchmal sieht es auch so aus, als ob die Hände sich an einer Baumrinde festkrallen. Oft geht es dabei um die Zukunft des Waldes und darum, wie man ihn bewahren könnte. Das fällt Schwarz nicht leicht. Denn der ehemalige Förster ist auch Touristenführer auf dem Herzog-Jäger-Pfad im Kreis Böblingen, wo er versucht, den Wald sowohl von schädlichen Einflüssen zu schützen als auch ihn für andere Menschen erlebbar zu machen. Kein einfaches Unterfangen in einer Zeit, in der Touristen die Natur zertrampeln und gleichzeitig ihren Wert stärker denn je anerkennen.

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Schwarz steigt die letzten Meter hinauf, dann steht er inmitten einer Lichtung, die zur einen Seite vom Wald umgrenzt ist. Violetter Blutweiderich reckt sich aus dem Gras in die Höhe. Daneben zartes Mädesüß, das säuerlich in der Nase liegt. Wie ein buntbefleckter Teppich sieht die Landschaft aus, mit Hügeln darauf, die herausragen und den Feldern ihren Namen geben: Knaupwiesen, gemäß den Knaupen, den Verdickungen, im Schwäbischen. Die kommen zustande, weil sich die Erde an bestimmten Stellen mit Oberflächenwasser vollsaugt und über Jahre Stück für Stück den Berg hinabrutscht.

Eine der vielfältigsten Wanderrouten in Süddeutschland

„Ist schön, oder?“, sagt Schwarz, stemmt die Hände in die Hüfte und blickt hinunter ins Tal. Wer hier einmal wandern geht, da ist er sich sicher, „wird sehr allergisch darauf reagieren, wenn die Natur zerstört wird“.

Der Herzog-Jäger-Pfad ist eine der vielfältigsten Wanderrouten in Süddeutschland. Bis zum 19. Jahrhundert war der umgrenzte Bezenberger Wald ein beliebtes Jagdgebiet von Württembergischen Fürsten und Adelshäusern. Daran erinnert heute noch der Name. 13,7 Kilometer lang, führt der Rundweg über Wiesen, durch Wälder, entlang des Naturschutzgebiets im Schaichtal, bis hinauf auf 450 Meter Höhe. Wer hier aufsteigt, sieht den Wald in seiner ganzen Pracht.

Aber so einzigartig die Knaupwiesen auch sein mögen – sie sind, wie der Rest des Waldes, durch den Klimawandel bedroht. „Der Wald in Bezenberg verändert sich zunehmend“, sagt Schwarz. Die anhaltende Trockenheit im Sommer und der Borkenkäferbefall von Fichten hinterlassen auch hier ihre Spuren. Bald könnten Risse im Boden auftreten und die Vegetation reduzieren.

Man kann die Natur nicht abschotten, sagt Schwarz

Schwarz glaubt: Um die Entwicklung zu verlangsamen und eines Tages sogar umzukehren, müssen Menschen den Wald erleben. Die Natur vor ungebetenen Gästen abzuschotten, sie vor Krawallmachern und Verschmutzern abzuriegeln geht heute nicht. „Es ist ein schmaler Grat, aber man muss den Menschen vertrauen“, sagt er. Seit er in Rente ist, führt Schwarz deshalb Touristengruppen entlang des Herzog-Jäger-Pfads und bringt den Wald ins Bewusstsein der Besucher. „Sie sollen sich erholen und den Wald entdecken.“

Zusammen mit dem Naturpark Schönbuch und der Stadt Waldenbuch am Fuße des Pfads wurde der Wanderweg erst im vergangenen Jahr als Premiumweg eingeweiht. Für einen solchen muss ein Großteil der Wege unbefestigt sein. Auch müssen Wanderer etwas über den Wald und die Natur lernen können. Das geschieht etwa durch Informationstafeln oder interaktive Stationen, bei denen Kinder Gegenstände ertasten können.

Ein rasanter Radler stört die Ruhe

Am Rande einer Apfelbaumwiese trifft Schwarz auf einen Jäger, den er noch von seinen Tagen als Förster kennt. Dem rundlichen Mann laufen Schweißperlen von der Stirn und seine beiden Hunde liegen angekettet, den Kopf auf ihren Pfoten.

Der Jäger und Schwarz unterhalten sich über das Wetter. Plötzlich fangen die Hunde heftig an zu bellen und reißen an ihren Ketten. Ein Fahrradfahrer flitzt den Hang hinunter. Schwarz breitet seine Hände aus, will dem Fahrer etwas hinterherrufen, hält sich dann zurück und schüttelt bloß resigniert den Kopf. „Manche lernen es einfach nie“, sagt er zum Jäger. Dieser beruhigt die Hunde und pflichtet Schwarz bei. „Aber besser, er fährt auf den Wegen und macht nicht abseits davon alles kaputt.“

Die Anfahrt mit dem VVS: