Ein 180-Grad-Panorama ist auf der Hiltenburg garantiert, über das Obere Filstal hinweg, das den Albtrauf „splittet“. Foto: Ines Rudel

Die Burgruine Hiltenburg bei Bad Ditzenbach ist zu allen Tageszeiten eine Oase der Ruhe – mit Blick auf den „doppelten Albtrauf“. In diesem Sommer kann dort sogar in einem besonderen Ambiente übernachtet werden.

Bad Ditzenbach - Es ist ein Naturschauspiel, das es selbst hier, auf dem Bergkegel bei Bad Ditzenbach, nicht jeden Abend zu sehen gibt. Orangerot verschwindet die Sonne hinter dem Leimberg. Kaum dass der leuchtende Ball untergegangen ist, nimmt der Himmel ein Stück weiter im Westen eine violett-rot-blaue Färbung an. Vom Kornberg und vom Boßler her zeigen Wolkenstreifen wie Leuchtpfeile in Richtung Hiltenburg, wo sich um diese Zeit normalerweise niemand mehr aufhält.

In diesem Sommer ist das anders – zumindest für all jene, die nach einem etwa 45-minütigen Aufstieg von Bad Ditzenbach aus oder nach einer Wanderung auf dem Löwenpfad Höhenrunde, die Nacht in aller Abgeschiedenheit verbringen möchten. Die Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf (Esa) hat ihren Schäferkarren, mit dem sie für gewöhnlich auf Touristikmessen für einen Besuch der Gegend wirbt, auf dem Areal der Ruine platziert und ebenso liebevoll wie kuschelig als Schlafzimmer für zwei Personen eingerichtet.

Was gebraucht wird, muss zu Fuß nach oben gebracht werden

Bettwäsche in Hellgrün und Weiß, karierte Vorhänge, Bilder und ein Alblöwe als Deko- oder Kuscheltier, ein Campinglicht, eine Taschenlampe, Infobroschüren und ein Gästebuch. Alles andere müssen die Besucher selber mitbringen: Wasser, ihr Vesper und was sie sonst noch für den Abend, die Nacht und für den nächsten Morgen brauchen. Im Rucksack wohlgemerkt, zu Fuß, über rund zwei Kilometer und 200 Höhenmeter bergauf. Freie Termine können unter der Telefonnummer 0 73 34 / 96 01 80 erfragt werden.

Werner Faber hat zwar noch nie auf der Hiltenburg übernachtet, den stetig ansteigenden Weg kennt er aber aus dem Effeff. Der 62-Jährige ist der Wegewart von Bad Ditzenbach, ist zuständig für die gut und gerne 100 Kilometer Wanderwege der Kommune sowie für deren Beschilderung und die sonstigen Einrichtungen am Wegesrand, etwa für die rund 250 Bänke und Tische.

Werner Faber kennt die Hiltenburg – und alle Wege drumherum

Die Kurgemeinde leistet sich diese „Stelle“, damit alles picobello ist – und vor allem so bleibt. „Ich weiß in der näheren Umgebung von keiner anderen Kommune, die das so macht, denn die ganze Pflege und die Beschilderung kosten ja auch Geld“, sagt Faber, der mindestens dreimal im Jahr sämtliche Wege inspiziert. Eine ausgewiesene Lieblingsstrecke hat der ehemalige Telekom-Techniker dabei nicht. Ob Höhenweg oder Maiweg, ob Nortelrunde oder Jubiläumsweg: Alle hätten ihren Reiz, sagt er.

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Zwei spezielle Punkte, die es ihm angetan haben, hebt er dennoch hervor. Die Kreuzkapelle, ein gutes Stück oberhalb des Ortsteils Gosbach und – selbstverständlich – die Ruine der Hiltenburg, die auf dem gut 700 Meter hohen Schlossberg steht und eine tolle Aussicht garantiert. Werner Faber lässt seinen Blick vom wiederaufgebauten Burgturm schweifen: vom Windpark bei Lauterstein im Osten bis weit hinüber auf die „andere Alb“ reicht der Panoramablick.

Immer mehr Menschen verfallen den Reizen der Alb

Der Begriff mag zunächst zwar verwirrend klingen. Er beschreibt das Landschaftsbild, das sich einem offenbart, aber ziemlich genau. Denn das obere Filstal und einige andere Einschnitte splitten den Albtrauf gewissermaßen auf, was von der Hiltenburg aus gleich in mehreren Facetten zu sehen ist.

Werner Faber hat diese Aussicht schon unzählige Male gehabt, genießt sie aber immer wieder aufs Neue. Alleine ist er damit längst nicht mehr. „Seit es den Albtraufgänger und die Löwenpfade als zertifizierte Routen gibt, hat die Frequenz an Wanderern deutlich zugenommen“, betont er und freut sich, dass immer mehr Menschen den Reizen der Schwäbischen Alb verfallen. Dass es zu viele werden könnten, glaubt er indes nicht: „Wir haben das Problem, dass zu wenig Gastronomie da ist. Vor allem von den einfachen Wirtschaften gibt es nicht mehr allzu viele.“

Ein blitzblanker Sternenhimmel – und Stille

Ein Problem, das die Schäferkarren-Gäste auf der Hiltenburg an diesem Abend eher wenig kümmert. Die Brotzeit aus dem Rucksack schmeckt nach allen Mühen umso besser. Den Genuss komplettieren zirpende Grillen und ein blitzblanker Sternenhimmel, der dazu verlockt, die Nacht im Freien zu verbringen. Allerdings ist die überdachte Schlafstatt halt um ein Vielfaches bequemer, so dass mit Rücksicht auf den Rücken nur wenig später Quartier bezogen wird.

Es ist still. Man hört – nichts. Im Wegsegeln denkt so mancher vielleicht noch an einst, als hier oben Ritter und Burgfräulein lebten – oder träumt, ganz banal, vom ebenfalls mitgebrachten Frühstück: im Sonnenaufgang, mit einer Aussicht, die man wieder für sich alleine haben dürfte.

Die Anfahrt mit dem VVS:

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