Die Sonnenhungrigen genießen die Aussicht im Biergarten auf der Karlshöhe. Unsere Bildergalerie zeigt eine Auswahl der schönsten Außengastronomien in Stuttgart. Foto: Anja Treiber

Nach zwei verregneten Monaten genießen die Stuttgarter endlich das schöne sonnige Wetter im Freien. Nicht nur die Inhaber der Biergärten in der Innenstadt atmen auf.

Innenstadt - Ein toller Sommer könnte die Saison noch retten“, sagt Volker Wunder, der Inhaber des Biergartens auf der Karlshöhe. Vor allem die letzten beiden Maiwochen hat das Wetter nicht mitgespielt. „Da haben wir so gut wie gar nicht offen gehabt“, sagt Wunder. Weil es gerade an den Feiertagen geregnet hat, die sonst Rekordumsätze auf der Karlshöhe garantieren, konnte der Biergarten seit April nur 70 Prozent der sonst üblichen Biermengen umsetzen. Ähnliche Probleme kennen die Betreiber des Biergartens im Schlossgarten und des neuen Gastronomieangebots am Höhenpark Killesberg.

Stefanie Benzing, Mitinhaberin des Scholz am Park im Norden sagt: „Eine größere Katastrophe wäre kaum denkbar gewesen.“ Die Vergleichswerte für den Killesberg fehlen im ersten Jahr zwar, aber im Scholz am Marktplatz, dessen Mitbetreiberin sie ist, ist der Umsatz im Vergleich zu früheren Jahren deutlich eingebrochen. „Der Verlust ist nicht mehr aufzufangen“, sagt Stefanie Benzing. Gerade der Frühling sei die Hauptsaison für die Freiluftgastronomie, denn im Hochsommer wollten die Gäste erst in den Abendstunden wieder draußen Platz nehmen. Betroffen sei insbesondere der Sektlieferant. „Denn Lust auf einen Hugo oder einen Sprizz hat man nur, wenn die Sonne scheint.“ Andererseits lief der Eisverkauf trotz der niedrigen Temperaturen im April und Mai gut, und an den Wochenenden kamen auch jene, die einen Spaziergang durch den Killesbergpark machten, im Lokal vorbei. Die größte Herausforderung jedoch sei in den vergangenen Wochen der Dienstplan für die meist fest angestellten Mitarbeiter gewesen. Manche seien in den Urlaub geschickt worden und es wurden keine Überstunden gemacht.

Besonders schmerzlich waren die verregneten Feiertage

Sonja Merz, die Betreiberin des Biergartens im Schlossgarten, hat während der Schlechtwetterperiode ihre fest angestellten Mitarbeiter mit den Vorbereitungen für ihr Bierzelt auf dem Volksfest beschäftigt. „Das haben wir jetzt eben vorgezogen. Außerdem haben wir den Kinderspielplatz vergrößert. Arbeit findet man ja immer“, sagt sie. Besonders schmerzlich sei es gewesen, dass das Oster- und das Pfingstfest sowie die Feiertage im Mai verregnet waren. An den Wochenenden strömen sonst die Massen in den Biergarten, weil dort sonntags Bands auftreten. „Von sechs Musikveranstaltungen mussten wir im Mai vier absagen“, zählt Sonja Merz auf.

Seit die Wettervorhersagen besser sind und die Sonnenschirme nicht mehr als Regenschutz benutzt werden, sei die Stimmung unter den Mitarbeitern richtig gut, erzählt Sonja Merz und hofft jetzt auf ein stabiles Azorenhoch: „Das könnte unseren Umsatz noch retten.“ Auch 2012 sei nicht besonders gut gewesen. „Aber da hat die Europameisterschaft unsere Bilanz wieder ausgeglichen“, sagt Sonja Merz rückblickend.

Noch haben die Gastronomen die Saison nicht abgeschrieben

„Es passiert ja immer wieder, dass das Wetter einige Zeit nicht mitspielt“, sagt Volker Wunder. Er spricht aus Erfahrung. Mit einem Wasserschaden hatte Inhaber des Biergartens auf der Karlshöhe aber auf der Anhöhe nicht gerechnet. „Die Brunnen auf der Terrasse hat es so voll geregnet, dass das Wasser übergelaufen ist und in unseren Keller gelangte“, erzählt Wunder. Doch er nimmt die Misere mit dem Wetter gelassen. „Vergangenes Jahr hatten wir Mitte Juli erst 60 Prozent unseres üblichen Jahresumsatzes erwirtschaftet, das Minus in den letzten sechs Wochen der Saison aber noch aufgeholt“, sagt der Gastronom. Insofern ist diese Saison längst nicht für ihn gelaufen, sie fängt erst richtig an.

Schon die vergangenen Tagen haben gezeigt, dass die Menschen nach draußen streben, sobald sich die Sonne über Stuttgart zeigt. Zumindest für den heutigen Freitag und den morgigen Samstag verspricht die Wettervorhersage Sonnenschein. Darüber freuen sich im übrigen auch viele Studenten, vor allem diejenigen, die als Aushilfskräfte im Biergarten Geld verdienen wollen. „Einige Mitarbeiter konnten wir in unserer Bar in der Eberhardstraße, dem Marshallmatt, einsetzen“, sagt Wunder. Die studentischen Aushilfskräfte mussten jedoch auf ihren Einsatz im Biergarten warten. Abgesprungen ist aber keiner. „Die waren wirklich sehr geduldig“, sagt Wunder. Er selbst hat die heftigen Regentage im Mai schon fast verdrängt und ist optimistisch, dass die weitere Saison besser verläuft.