In Schorndorf ist über die Bedeutung des Radverkehrs diskutiert worden. Foto: Pascal Thiel

Der Beitritt zum Verein „Fahrradfreundliche Kommune“ ist in der Daimlerstadt Schorndorf nicht unumstritten gewesen

Schorndorf - Ein kleiner Schritt, den Fahrradverkehr in der Daimlerstadt zu fördern, hat im Technischen Ausschuss des Schorndorfer Gemeinderats lange Debatten zur Folge gehabt. Nur mit einer knappen Mehrheit von zehn zu sieben Stimmen votierte das Gremium schließlich dafür, dass die Stadt Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen“ wird und dafür einen Jahresbeitrag von 2000 Euro bezahlt. Der Verein, der seinen Sitz im Stuttgarter Verkehrsministerium hat, unterstützt Kommunen dabei, Radfahrer besser hinsichtlich des Radwegebaus, der Verkehrssicherheit und des Radtourismus besser einzubeziehen. Die Nachbarstädte Waiblingen, Fellbach, Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) seien bereits Mitglied, hieß es in der Vorlage.

„Das Geld können wir und sparen“

Dennoch tat sich ein Teil der Stadräte schwer, die Notwendigkeit einzusehen. Der FDP/Freie-Wähler-Stadtrat Konrad Hofer etwa monierte, die Stadt müsse doch selbst in der Lage sein, ihre Radwege zu planen – und spitzte dies mit der Frage „Sind wir eigentlich Flaschen?!“ zu, die er mehrfach stellte. Er sei Anfang der 1980er Jahre einer derjenigen gewesen, die sich für die Einführung des ersten Radwegs eingesetzt hätten, sagte Hofer, der sich im Laufe seines Beitrags in Rage redete, weil er den Beitritt als zu teuer empfand. Sein Fraktionschef Peter Erdmann ergänzte, er glaube nicht, dass je der dominierende Anteil des Verkehrs per Rad abgewickelt werden könne. „Das Geld können wir uns sparen.“

Dank der E-Bikes werde das Fahrrad immer mehr zum Alltagstransportmittel, hatte der Oberbürgermeister Matthias Klopfer argumentiert. Wilhelm Pesch von der Fraktion der Grünen, die den Beitritt beantragt hatten, betonte, in Sachen Radverkehr habe sich viel verändert, die Stadt könne dafür „noch Nachhilfe brauchen“. Der SPD-Fraktionschef Thomas Berger bekannte, selbst zu erwägen, ob er nicht die 24 Kilometer Fahrstrecke zu seinem Dienstort in Göppingen mit dem Rad zurücklegen solle. Er sehe immer mehr seiner Kollegen, die dies so machten, sagte Berger.

Bei Konflikten pro Auto

Als sich dennoch zunächst keine Mehrheit für den Vorschlag abzeichnete, appellierte der Oberbürgermeister an die Ausschussmitglieder, ein Signal für die Förderung des Radverkehrs zu geben. „Immer, wenn es Konflikte gibt, wird in Schorndorf zugunsten des Autoverkehrs entschieden“, sagte Klopfer. Die knappe Mehrheit ermöglichten zwei Stadträte der bürgerlichen Fraktionen, die für den Beitritt stimmten, unter ihnen die CDU-Stadträtin Iris Greiner.

Im Schorndorfer Radwegenetz gilt einiges als verbesserungswürdig, was vor Kurzem erst eine Gruppe der lokalen Agenda öffentlich moniert hatte. Bei einem Test des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs im Jahr 2014 wurde die Radfreundlichkeit der Stadt mit einer Note von 3,8 bewertet – zwei Zehntel schlechter als der Schnitt von Städten dieser Größenordnung.