Chris Ares, ein rechter, nationalistischer Rapper mit kurzem Draht zur Identitären Bewegung, wie er sich auf Youtube präsentiert. Foto: Screentshot/ Youtube

Ohne soziale Netze wäre es undenkbar, dass Tausende Rechte in Chemnitz mobilisiert werden können. Der Fall um ein Video des rechten Rappers Chris Ares zeigt, dass die Google-Tochter Youtube keine Antwort darauf hat.

Chemnitz - Szenen, wie wir sie am Sonntag in Chemnitz erleben durften, wären ohne soziale Netzwerke und andere Online-Plattformen undenkbar. Im Fall des rechten Rapper Chris Ares aus dem Münchner Speckgürtel zeigt sich, wie Rechte mobil machen – und wie die Internetgiganten dagegen vorgehen können. Der Musiker hatte seine Fans in einem Youtube-Video dazu aufgerufen, sich an den Ausschreitungen zu beteiligen, weil der Staat seine Bürger angeblich nicht beschützen könne.

In dem Clip ruft Chris Ares, der während der Aufnahme in einem Auto sitzt, offen zu den rechten Protesten in Chemnitz auf und verbreitet Unwahrheiten. So sei der Anlass für die Messerattacke, die von Rechten für ihren Aufmarsch instrumentalisiert wurde, angeblich sexuelle Belästigung einer Frau gewesen. Außerdem spricht Ares von zwei Toten. Beides ist laut Polizei und sächsischem Innenministerium falsch.

Stand Mittwochnachmittag haben den Film bereits 435.000 Menschen gesehen. Obwohl das für ein Video mit chemnitzer Kontext enorm viel ist, befindet sich das Video nicht mehr in den Charts – also der Seite, wo die meistgesehenen Videos zu einem Thema auftauchen und dann noch öfter gesehen werden. Ares ist sich sicher, dass Youtube ihm seinen angeblichen Internet-Hit kaputt gemacht habe, absichtlich.

Algorithmus schert sich nicht um Inhalte

Die Google-Tochter weist den Vorwurf von sich. Ein Sprecher des Mutterkonzerns erklärt, dass die Charts von einem Algorithmus erstellt werden und der Clip automatisch aus der Rangliste gepurzelt ist. Händisch habe niemand eingegriffen.

Prinzipiell gebe es zwei Kategorien, nach denen Youtube Videos sperrt. Erstens die Youtube-Richtlinien, die etwa pornografischen Inhalten zuwiderlaufen. Zweitens strafrechtlich relevante Inhalte, wobei es sich häufig um das Zeigen verfassungsfeindlicher Symbole oder um Volksverhetzung handelt. Youtube beschäftigt Juristen, die das bewerten. Im Fall von Ares’ Video kamen sie offenbar zu dem Schluss, dass der Inhalt dahingehend unproblematisch ist.

Chris Ares macht weiter

Ein aktueller Bericht der Video-Plattform liefert Einblicke in die Umsetzung des Netzdurchsungungsgesetzes und der damit einhergehenden Eindämmung von problematischem Filmmaterial. Demnach komme Youtube der Forderung nach, „offensichtlich rechtswidrige“ innerhalb von 24 Stunden zu löschen – die Prüfung von grenzwertigen Inhalten nehme bis zu sieben Tage in Anspruch.

Und Chris Ares? Der Rapper mit engen Verbindungen zur laut Verfassungsschutz rechtsextremen Identitären Bewegung lässt sich nicht beeindrucken und stellt ein Video nach dem anderen zum Themenkomplex Chemnitz ins Netz. Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Ares mit sozialen Netzwerken aneinandergeraten ist: Nur wenige Wochen zuvor hatte auch Facebook seine Privat- und Künstlerseiten gesperrt.