Zumindest in Kleingruppen könnten die Profis des VfB Stuttgart schon bald wieder trainieren – Coach Pellegrino Matarazzo wird’s freuen. Foto: Pressefoto Baumann

Die Zeit im Homeoffice hat für die Fußballer des VfB Stuttgart wohl schon bald ein Ende. Per Ausnahmegenehmigung könnten die Profis unter Auflagen wieder trainieren. Eine Lex Fußball ist das aber wohl nicht.

Stuttgart - Nun also doch: Die Zeit des individuellen Trainings zuhause könnte auch für die Profis des VfB Stuttgart schon bald der Vergangenheit angehören. Schon in der kommenden Woche können die Fußballer des Zweitligisten wohl unter Auflagen auf den Trainingsplatz an der Mercedesstraße zurückkehren. Möglich macht das nach Informationen unserer Redaktion eine Ausnahmeregelung im Land Baden-Württemberg für Berufs- und Spitzensportler.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) würde den Spielbetrieb in der ersten und zweiten Liga gerne im Mai wieder aufnehmen. Neun Spieltage, ein Nachholspiel sowie die Relegationspartien müssen noch absolviert werden. Derzeit ist die Saison aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie ausgesetzt. Diese Auszeit hat die DFL in der vergangenen Woche bis 30. April verlängert. Danach soll – mit Geisterspielen – der Ball so schnell wie möglich wieder rollen.

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Ob das machbar und gesundheitlich vertretbar ist, ist noch offen. Klar ist: Wenn wieder gespielt wird, muss Chancengleichheit herrschen. Und die sahen vor allem die Vereine in Baden-Württemberg zuletzt in Gefahr. Während an zahlreichen anderen Bundesligastandorten das Training zumindest in Kleingruppen wieder aufgenommen wurde – zum Beispiel in Dortmund, Wolfsburg oder Bielefeld – sind die Sportstätten in Baden-Württemberg nach wie vor gesperrt. Und das ohne Ausnahmen. Doch das wird sich nun ändern.

Keine Lex Fußball

Weil die Trainingszentren von Berufs- und Spitzensportlern nicht als Freizeit- sondern als Betriebseinrichtung gesehen werden können, könnte auch beim VfB, beim Karlsruher SC, beim SC Freiburg, beim 1. FC Heidenheim, beim SV Sandhausen und bei 1899 Hoffenheim der Ball bald wieder rollen. In Wolfsburg heißt es in der Begründung der Ausnahme zum Beispiel: „Bei der VfL Wolfsburg-Fußball GmbH handelt es sich nicht um einen Verein, welcher das Ziel verfolgt, den Breitensport zu fördern, sondern um ein Unternehmen, dessen wirtschaftliche Existenz vom Fortbestand der körperlichen Leistungsfähigkeit und Einsatzfähigkeit der Spielerinnen und Spieler abhängt.“

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Die Hoffenheimer hatten bereits am Freitag angekündigt, das Training ab Montag im Clubzentrum in Zuzenhausen wieder aufnehmen zu wollen – in kleinen Gruppen und unter Einhaltung aller Vorgaben. Dafür gibt es wohl schon bald eine rechtliche Grundlage. Die vermutlich keine Lex Fußball ist.

Die Ausnahmeregelung wird wohl auch für alle anderen Sportarten und Mannschaften gelten, die Profisport bestreiten, auch die Einrichtungen der Olympiastützpunkte könnten punktuell wieder öffnen. Hier wie da wird wohl gelten, dass in kleinen Gruppen, zum Beispiel in Zweierteams, und zeitversetzt trainiert werden muss. Mit einem normalen Mannschaftstraining, wie es etwa im Fußball oder Handball üblich ist, hat das erst einmal weniger zu tun.

Neustart Anfang Mai?

Für einige Vereine ist eine Ausnahme nicht mehr wirklich relevant, weil die Saison in der jeweiligen Liga bereits abgebrochen worden ist – zum Beispiel im Volleyball. Im Handball dagegen wird noch überlegt, ob zumindest die Bundesliga den Spielbetrieb noch einmal aufnimmt. Die DFL will die Spielzeit in den ersten zwei Ligen dagegen auf jeden Fall zu Ende bringen – auch, um die Zahlung der Fernsehgelder zu sichern. Dass dies, wenn überhaupt, nur mit Geisterspielen ohne Zuschauer möglich sein wird, gilt als sicher.

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Nach Informationen des „Kicker“ soll die Saison am ersten oder zweiten Maiwochenende fortgesetzt und bis 30. Juni beendet werden. Für die Amateurligen wurde vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) bereits die Möglichkeit geschaffen, die Runde auch darüber hinaus fortzuführen. Die Bundesligen und alle anderen nationalen Ligen haben etwas Spielraum gewonnen, da der Europäische Fußballverband (Uefa) die EM ins nächste Jahr und die Partien der europäischen Clubwettbewerbe auf noch unbestimmte Zeit verschoben hat.

Thomas Hitzlsperger, der Vorstandsvorsitzende des VfB Stuttgart, hatte zuletzt auf eine von der DFL vorgegebene einheitliche Lösung zum Trainingsbetrieb gehofft. Diese hatte es bei der Mitgliederversammlung in der vergangenen Woche aber nicht gegeben. Die einzige Empfehlung, die es von der DFL gab: kein Mannschaftstraining bis zum 5. April. Da hatten viele Clubs aber bereits ein eingeschränktes Training wieder aufgenommen. Die bundesweit einheitliche Lösung gibt es auch vonseiten der Politik bislang nicht.

Zwist in Bremen

Zum Beispiel hatte der Bremer Innensenator Ulrich Mäurer noch vergangene Woche einen Antrag von Werder Bremen auf eine Genehmigung von Training am Montag kritisiert: „Das ist kein gutes Signal an die Republik, das ist ein Sonderweg.“ Für Anfang der Woche kündigte der SPD-Politiker eine Entscheidung an. Womöglich orientiert sich diese dann aber doch an der von Baden-Württemberg und anderen Bundesländern. Werder-Sportchef Frank Baumann klagte vergangene Woche ähnlich wie der VfB über die bundesweit ungleichen Regelungen: „Als Verein befinden wir uns in einem sportlichen Spannungsfeld, dass an anderen Standorten Training in größeren Gruppen möglich ist.“