Es weihnachtet – nicht nur in hiesigen Landen. Foto: Factum-Weise/Andreas Weise

Andere Länder, andere Sitten. Wie feiern ausländische Sportlerinnen und Sportler des Gebiets Stuttgart/Filder Weihnachten? Und wie wird in deren Heimat gefeiert? Zehn bunt zusammengestellte Beispiele.

Es weihnachtet, nicht nur in deutschen Landen. Ein sportlicher Rundblick von Finnland über unter anderem Gambia und Costa Rica bis Portugal.

Jesse Hakkarainen

Finnland, Eishockeyspieler des Stuttgarter EC. Vorfreude auf Weihnachten, immer. Diesmal fällt sie bei Jesse Hakkarainen aber noch um einiges größer aus als sonst. Ein Jahr lang war er nicht mehr auf Heimatbesuch. Über mehrere Monate hat er seine Freundin nicht gesehen. Nun ist in Helsinki großes Hallo. Der Weltenbummler in Sachen Sport ist für ein paar Tage zurück. Am 24. gibt es ein traditionelles Programm: Erst Friedhofsbesuch. Kerzen werden aufgestellt. Dann Festessen in der Familie. Der finnische Klassiker: In den Ofen kommt „Joulukinkku“, ein mächtiger Schinken. Die Geschenke bringt der Weihnachtsmann „Joulupukki“, der der Legende nach auf einem Berg in Lappland wohnt. Ansonsten? Aus Hakkarainen bricht auch im Urlaub der Eishockeyspieler heraus. Er freut sich aufs Schlittschuhlaufen mit Freunden, draußen freilich nur in begrenzter Form. Dunkel wird es bei ihm Zuhause derzeit bereits gegen 15 Uhr.

Sarah Wells

Kanada, Basketballerin des MTV Stuttgart. Seit fünf Monaten lebt die 24-Jährige in Stuttgart. Aktuell hat sie für zwei Wochen Weihnachtsbesuch aus der Heimat. Eltern, Schwester und Großmutter sind aus Montreal eingeflogen. Der Vater bleibt sogar bis Ende Januar und wird noch ein paar Spiele der Tochter anschauen. „Ich werde ihnen alle schönen Weihnachtsmärkte zeigen, die mit der S-Bahn erreichbar sind, und am ersten Feiertag werde ich mit meiner Mutter und Schwester ein großes Festmenü zaubern“, sagt Wells. Ein Braten ist dabei nicht vorgesehen, stattdessen stehen diverse Gemüse und Salate auf dem Kochplan. Der überwiegende Teil der Verwandten ist nämlich Vegetarier. Eine Tradition aus der Heimat darf auch in Stuttgart nicht fehlen: „Ich habe in meiner kleinen Wohnung zwar kaum Platz dafür, aber ein schöner großer, glitzernder, bunt geschmückter Baum gehört für mich einfach zum Weihnachtsfest dazu“, sagt Sarah Wells.

Kimberley Zimmermann

Belgien, Tennisspielerin des TEC Waldau. Ein Wermutstropfen gleich vorneweg – aus der gemeinsamen Weihnacht mit Freund wird diesmal nichts. Während Letzterer, der Sportartkollege und Ex-Profi Yannick Maden, bei seiner Familie in Stuttgart weilt, macht der Noch-Profi Kimberley Zimmermann einen einwöchigen Abstecher zur eigenen Verwandtschaft nach Belgien. So ist das halt, wenn man einen eng getakteten Zeitplan hat. „Schade, ging aber organisatorisch nicht anders“, sagt Zimmermann, dies schon am zweiten Weihnachtstag erneut in den Flieger steigen wird, dann nach Australien, wo die Vorbereitung auf die Australian Open beginnt. Zuvor? Die 27-Jährige freut sich auf eine kurze Chillphase bei ihrer Tante, mit Papa und Oma, „gutes Essen“ inklusive. Dies bedeutet im Hause Zimmermann: Chapon, Hühnchen – nicht Raclette oder Fondue wie bei den meisten anderen Belgiern.

Despina Simanowski

Zypern, Volleyballerin des TSV Georgii Allianz. Aufgrund ihres deutschen Vaters hat die 20-Jährige Weihnachten bisher meistens nach hiesigen Traditionen gefeiert. Heuer, an Heiligabend, geht es für die Volleyballerin aber wieder einmal für zwei Wochen zur mütterlichen Verwandtschaft in die Region Limassol auf Zypern. „Als Kind habe ich dort an Weihnachten häufig bei 25 Grad meine Füße ins Meer gestreckt, während in Deutschland Schnee lag“, sagt die Nationalspielerin, die sich auf ein Fest mit rund 30 Verwandten nach griechisch-orthodoxen Ritualen und eine kulinarische Besonderheit freut: den Kuchen „Vasilopita“, in dem an Silvester, wenn es auch erst die Geschenke für die Kinder gibt, eine kleine Münze versteckt wird. Derjenige, der das entsprechende Stück bekommt, soll das ganze Jahr über Glück haben. „Ich habe es selbst noch nie erwischt, aber mein Vater schon mehrfach“, sagt Despina Simanowski.

Suwaibu Sanyang

Gambia, Fußballer des SV Bonlanden.Weihnachten? Im eigentlichen Herkunftssinn ist es ein Termin, der für den 26-Jährigen keine Bedeutung hat. Der Grund: Sanyang ist Muslim, so wie 90 Prozent aller Menschen aus seinem in Westafrika gelegenen Heimatland. Und dennoch: Gefeiert wird auch in Gambia. Ja, der 25. Dezember ist sogar offiziell eingetragener Feiertag. Muslime und Christen gehen dann gemeinsam auf die Straßen, und zwar bunt kostümiert. Während Umzügen ertönen Trommeln und wird gesungen. Freilich, Sanyang kennt dies nur noch aus ferner Erinnerung. Seit 2016 lebt er in Deutschland – während seine Eltern und sieben Geschwister weiter in Afrika sind. Der Fußballer selbst freut sich weniger aufs aktuelle Wochenende als eines später, nämlich Neujahr. Da will er mit Freundin und Freunden nach Stuttgart und soll zumindest in kulinarischer Hinsicht Heimatfeeling aufkommen: „Chakery“ darf dann nicht fehlen. Es ist eine Süßspeise mit Joghurt, Kokosnuss und Ananas.

Johan Vinterstad

Schweden, Tennistrainer des KV Untertürkheim. Donald Duck und Mickey Maus gehören mittlerweile zu schwedischen Weihnachten. „Viele sitzen am 24. Dezember Punkt 15 Uhr mit den Kindern vor dem Fernseher und schauen Walt Disney“, sagt Vinterstad lachend. Warum? Keine Ahnung, das habe sich so eingebürgert. Abends wird Julebord aufgetischt. Traditionelle schwedische Festtagsspeisen wie Julskinka (gekochter Schinken), Köttbullar (Fleischbällchen), Lachs oder etwa Rote-Bete-Salat kommen dabei auf den Tisch. Nicht fehlen darf Reisbrei. „Darin ist eine Mandel versteckt. Wer sie entdeckt, darf entweder als Erster die Geschenke auspacken oder im nächsten Jahr heiraten.“ Verheiratet ist Vinterstad seit dem Jahr 2000, die Geschenke wird er auch nicht als Erster auspacken. Grund: Er selbst feiert hierzulande. „Wir wechseln uns ab, einmal Schweden, einmal Deutschland.“ Heißt: „Raclette statt Julebord.“

Enrique Garcia

Costa Rica, Wasserballer des PSV Stuttgart. Das Outfit ist bereits getauscht. Kurze Hose und T-Shirt statt Pullover und Schal. Seit Mittwoch weilt Garcia auf Heimaturlaub in San Jose, gut 9000 Kilometer von Stuttgart entfernt. Countdown für das traditionell größte Fest des Jahres in Costa Rica. Für Garcia heißt das: Am 24. Dezember kommt die komplette Familie zusammen – 55 Personen. Großeltern, Eltern, Geschwister, Tanten, Onkel, Cousinen, Cousins. Gastgeber ist die Oma. Und die schwingt auch den Kochlöffel. Es gibt Tamales, eine Art „riesige mit Reis und Fleisch gefüllte Maultasche aus Maisteig“, wie Garcia erläutert, und Süßkartoffelpüree – Letzteres, zum Erstaunen von Garcias deutscher Freundin im vorigen Jahr, mit Marshmallows. Vor dem Essen wird ein Rosenkranz gebetet. Danach kommt „Santa“ und verteilt die Geschenke. Landestypisch verkleidet sich dafür ein Familienmitglied. Und tags darauf? Ab an den Strand. Aktuell meldet Garcia 25 Grad.

Lynn Schintgen

Luxemburg, Basketballspielerin des SV Möhringen. Die 23-Jährige befindet sich derzeit in ihrer Heimat und bereitet sich auf den Festschmaus vor. Soll heißen: In den Tagen zuvor etwas weniger und in Maßen essen. So kann die Studentin der Ernährungswissenschaften an der Uni Hohenheim „durchaus ein Auge zudrücken“, sagt sie, wenn sie an das kalorien- und umfangreiche Weihnachtsessen denkt. Es gibt Truthahn, Rotkohl und man höre und staune – auch Spätzle. Die Nachspeise hat es derweil in sich und ist traditionell: Bûche. Eine Art gedrehter Teig, sagt Schintgen, wobei mit Schokolade überzogen oder in Kaffee getränkt und mit Marzipan verziert“. Bevor es im Hause Schintgen an das Auspacken der Geschenke geht, wird seit vielen Jahren die„ganz besonders lecker, entweder selbe CD eingelegt: Die Weihnachtskollektion des 2011 verstorbenen Showmasters, Entertaine rs und Sängers Peter Alexander.

Ruslans Purins

Lettland, Fußballer des TSV Plattenhardt. Wie verbringt man drei Wochen Heimaturlaub? „Meine Kumpels und ich haben hauptsächlich zwei Interessen: Sauna und Fußballspielen in der Halle, und beides machen wir im Moment täglich“, sagt der 23-Jährige und lacht. Während 50 Prozent der Letten am 24. Dezember ein christliches Weihnachtsfest feiern, mit Baum, Blutwurst mit Sauerkraut, Pirogi (Speckkuchen) und dem Brauch des „Balkenziehens“, eines Eichenbalkens, der in Kostümen von Haus zu Haus gezogen wird, wird es für Purins erst nach Neujahr spannend. Er gehört der anderen Hälfte der Letten mit russisch-orthodoxem Glauben an, die bis zum 6. Januar (Christi Geburt nach Julianischem Kalender) 40 Tage lang fasten, dann aber richtig schlemmen: mit Fisch, süßem Brei namens Kutja, Schokolade und Nüssen, ehe der Tag mit einer Lichterprozession endet. Bis zur Rückkehr am 10. Januar in Plattenhardt soll alles gut verdaut sein.

Luis Miguel Rodrigues

Portugal, Fußballer des TSV Bernhausen. Da muss der Nachwuchs durch. Was auf den Tisch kommt? Keine Frage: natürlich Bacalhau. Es ist das für die Festtage portugiesische Traditionsgericht schlechthin. Stockfisch, dazu Kartoffeln und Gemüse – Letzteres „bei den Kindern nicht so beliebt“, weiß Luis Miguel Rodrigues und lacht. Schon das Kochen wird dabei zum Gemeinschaftserlebnis. Alle Anwesenden helfen mit. Zu Gast sind der 33-Jährige, seine Frau und die beiden Jungs (fünf und zwei Jahre) diesmal bei den Schwiegereltern in Stuttgart. An Heiligabend geht es zur Mitternachtsstunde gemeinsam in die Kirche. Christmette, ein klassischer Brauch. 85 Prozent aller Portugiesen sind römisch-katholisch. Der für die Kids spannendste Teil folgt tags darauf. Unterschied zu hiesigen Landen: Bescherung ist erst am ersten Weihnachtsfeiertag. Spätestens dann dürfte der Programmpunkt „Gemüse“ aufgewogen sein.