Diese Knochen stammen wohl von einer Frau, die vor etwa 7000 Jahren in Leinfelden beerdigt wurde. Foto: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/ArchaeoBW

7000 Jahre hat das Skelett dieser Frau im Leinfelder Untergrund gelegen. Werden ihre Knochen nun bald in der Stadt ausgestellt?

Leinfelden-Echterdingen - Keramikscherben aus der Zeit von 5000 vor Christus, Spuren von 35 Langhäusern – den in der Jungsteinzeit typischen Gebäuden – und nicht zuletzt das Skelett einer Frau, die vor etwa 7000 Jahren auf der Seite liegend mit angezogenen Knien in Leinfelden beerdigt worden ist, haben Mitarbeiter einer Spezialfirma bei Ausgrabungen im Neubaugebiet Schelmenäcker gefunden. Das sind bemerkenswerte Funde, die zumindest dann, wenn im kommenden Jahr die Coronapandemie wieder etwas abgeklungen ist, auch der Öffentlichkeit präsentiert werden sollten. Der scheidende Stadtarchivar Bernd Klagholz rechnet damit, dass es dazu im Echterdinger Stadtmuseum eine Ausstellung geben wird. Zumindest sei eine solche Schau durchaus wünschenswert.

„Die Funde wären allemal würdig sie auszustellen“, sagte auch Kulturbürgermeister Carl-Gustav Kalbfell dazu am Dienstagabend am Rande einer Ausschusssitzung des Gemeinderates. Er reagierte damit auf eine Nachfrage von Wolfgang Haug, der nicht nur FDP-Stadtrat ist, sondern auch seit vielen Jahren ehrenamtlich das Echterdinger Stadtmuseum leitet. „Die Stadt hat für diese Ausgrabungen 800 000 Euro ausgegeben“, erklärte Haug. Das sei eine gewaltige Summe. Allein deshalb würde er darum bitten, dass der Gemeinderat und die Bürger die Funde auch zu sehen bekommen.

Eine Infobroschüre für alle

Diese Summe sei der Preis für die Ausgrabungen gewesen, stellt Kalbfell im Gespräch mit unserer Zeitung klar. Dadurch habe die Kommune keinerlei Anspruch auf die Scherben und menschlichen Knochen aus der Jungsteinzeit erworben, vielmehr handele es sich hier um ein öffentliches Kulturgut. Zuallererst werde Jörg Bofinger, Referatsleiter für Operative Archäologie am Landesamt für Denkmalschutz, am 18. Mai die Funde in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung vorstellen und dort auch über die 7000 Jahre alte Leinfeldenerin sprechen. Er und seine Mitarbeiter werden zudem einen ausführlichen, wissenschaftlichen Abschlussbericht erstellen. „Der ist dann eine Fundgrube für die Arbeit unseres Archivs“, sagt Kalbfell. Daraus wolle man eine Art Infobroschüre für die Bevölkerung erstellen.

Wenn es die Pandemie zulässt, soll zudem eine Infoveranstaltung mit Jörg Bofinger zu dem Thema organisiert werden. Angedacht ist auch, die zwei Jahre alte Infotafel, die bereits in Leinfelden über die Jungsteinzeit informiert, zu aktualisieren. Auch am Fundort selbst im Neubaugebiet Schelmenäcker soll eine weitere Infotafel aufgestellt werden.

Zu alledem würde dann freilich auch eine Ausstellung im Stadtmuseum passen. Noch aber kann Kalbfell nicht sagen, wann genau eine solche Schau in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt auf die Beine gestellt werden kann.