Dieses Skelett wurde im Frühjahr 2021 im Leinfelder Baugebiet Schelmenäcker gefunden. Foto: ArchaeoBW GmbH/Landesamt für Denkmalpflege

Im Frühjahr 2021 wurde ein Skelett im Untergrund eines Leinfelder Neubaugebiet gefunden. Eine wissenschaftliche Untersuchung in Konstanz soll nun mehr Erkenntnisse über den Fund liefern. Beispielsweise wie alt die Knochen ganz genau sind.

Leinfelden/Konstanz - Noch immer weiß man nicht viel über jenen Menschen, dessen brüchige Knochen Mitarbeiter einer Spezialfirma im Frühjahr vergangenes Jahr im Untergrund des Leinfelder Neubaugebietes Schelmenäcker gefunden haben. Eine gerade laufende wissenschaftliche Untersuchung soll das ändern. „Das Skelett befindet sich derzeit zur anthropologischen Bearbeitung in Konstanz“, schreibt eine Sprecherin des Stuttgarter Regierungspräsidiums auf Nachfrage unserer Zeitung. „Es werden Proben für eine Radiokarbonbestimmung entnommen“, erklärt sie.

Mit der sogenannten C-14-Methode kann das genaue Alter des Skelettes bestimmt werden. Das Verfahren beruht darauf, dass ein Mensch solange er lebt, Kohlenstoff aufnimmt. Nach dem Tod ist das dann nicht mehr der Fall.

Scherben aus der Jungsteinzeit

Zur Erinnerung: Keramikscherben aus der Zeit von 5000 vor Christus, Spuren von 35 Langhäusern – den in der Jungsteinzeit typischen Gebäuden – wurden bei den archäologischen Rettungsgrabungen aus der Erde gegraben. Kurz vor Abschluss der Arbeiten war der Spezialfirma dann noch ein Überraschungsfund gelungen. Die Arbeiter sind auf ein Skelett gestoßen, bei dem es sich ersten Erkenntnissen nach um die menschlichen Überreste einer erwachsenen Frau handelt. Bestimmte Winkeln im Beckenknochen ließen zumindest darauf schließen, wie Jörg Bofinger, Referatsleiter für Operative Archäologie am Landesamt für Denkmalschutz des Stuttgarter Regierungspräsidiums unserer Zeitung damals erklärte. Die Tote muss in der frühen Jungsteinzeit gelebt haben und vor etwa 7000 Jahren auf der Seite liegend mit angezogenen Knien beerdigt worden sein.

Daten zu Geschlecht und Sterbealter

Ob die Knochen aber tatsächlich zu einer Frau gehörten, wann genau sie verstorben ist und wie alt die Tote geworden ist, soll nun geklärt werden. Ein Anthropologe des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart nimmt die Knochen unter die Lupe. Er wird Daten zu Geschlecht und Sterbealter erheben. „Die absolute Datierung des Fundes wird eine genauere chronologische Einordnung ermöglichen“, erklärt die Sprecherin des RP. Denn obwohl eine Feuersteinklinge und ein kleines Gefäß neben den Knochen im Erdreich lagen, wurden offenbar „keine Beigaben mit ins Grab gegeben, deren Datierung nähere Auskunft über das Alter des Skelettes hätten geben können“, wie die Sprecherin erklärt.

Erste Gespräche zu einer Ausstellung

Möglicherweise werden die archäologischen Funde aus dem Neubaugebiet auch in einer Ausstellung in Leinfelden-Echterdingen zu sehen sein. Das Landesamt für Denkmalpflege zeigt sich jedenfalls offen, der Stadt bei der Realisierung einer kleinen Schau beratend zur Seite zu stehen. Erste Gespräche habe Referatsleiter Jörg Bofinger dazu bereits mit Benjamin Dihm, dem Ersten Bürgermeister von Leinfelden-Echterdingen, geführt. Zunächst sei seitens der Stadt jedoch zu klären, in welchem Rahmen eine solche Ausstellung stattfinden könne, erklärt die RP-Sprecherin.

„Bezüglich einer Ausstellung gab es bereits im April 2021 Überlegungen“, schreibt Bürgermeister Dihm unserer Zeitung auf Nachfrage. Diese seien allerdings wegen der Coronapandemie zur Zeit nicht umsetzbar. Wenn die Umstände es wieder zulassen, werde die Stadt Leinfelden-Echterdingen die genauen Details einer Ausstellung mit dem LAD besprechen.