Vulkanischen Ursprungs und voll heißer Geschichtsmomente: die Limburg bei Weilheim Foto: Horst Rudel

Ihre Geburt war heiß. Und auch ihre Geschichte hatte viele hitzige Momente. Zwischendurch ist die Bedeutung der Limburg bei Weilheim zwar abgekühlt, aber sie hat noch viel zu bieten – keine Burgmauern, aber Natur, Kultur und jede Menge Aussicht.

Brodelnde Lava hat sie geboren. Ein unsympathischer Kannibale hatte sich oben eingenistet. Ein tragischer Bartträger fristete hier seine letzten Tage. Die Limburg bei Weilheim hat vieles gesehen. Leider ist sie selbst nicht mehr zu sehen. Denn von dem einst so stolzen Herrensitz sind keine Ruinen, Mauerreste oder Turmrelikte stehen geblieben. Doch die Stammburg der mächtigen Zähringer ist zwar nicht von einem Wassergraben, dafür aber von einem Ring aus Spannung und Natur umgeben.

Was machte der Kannibale denn da oben? Ein nimmersatter Menschenfresser soll einst auf dem Weilheimer Hausberg sein Unwesen getrieben haben. Diesem Feuer speienden Drachen mit gesundem Appetit wurde morgens und abends ein Bürger zum Vernaschen ausgeliefert. Die unglücklichen Opfer wurden durch das Los ermittelt. Als die Tochter des Kaisers an die Reihe kam und dem Lindwurm zum Fraß vorgeworfen werden sollte, sprengte laut der Sage ein Ritter in blinkender Rüstung herbei. Er meuchelte den Drachen und rettete die Prinzessin. Der Held könnte der danach spurlos verschwundene Erzengel Michael gewesen sein. Oder der heilige Georg, der die Kaisertochter zur Frau bekam. Die genaue Identität des Retters wurde nie geklärt.

Was erlebte der unglückliche Bartträger? Bertold I. mit dem Bart hatte kein glückliches Händchen bei der Wahl seiner Freunde. Der Fürst hatte sich um 1060 in 597 Meter Höhe mit der Limburg einen Stammsitz für sein einflussreiches Geschlecht der Zähringer errichten lassen. Doch im Investiturstreit, der von etwa 1073 bis um 1122 schwelenden Auseinandersetzung zwischen König und Papst um das alleinige Recht der Amtseinsetzung von Bischöfen und Äbten, wählte er laut historischen Quellen die für ihn falsche Seite. Er trat in Gegnerschaft zu Heinrich IV., unterstützte die Wahl Rudolfs zum Gegenkönig und wurde auf dem Reichstag in Ulm 1077 als Herzog abgesetzt. Über ihn wurde die Reichsacht verhängt, so dass ihn jeder hätte straflos töten können. Wohl frustriert und ernüchtert zog sich der Ex-Herzog auf seinen schwäbischen Besitz zurück. Doch kriegerische, königliche Truppen standen ständig vor seinen Toren. 1078 starb der Bedrängte auf der Limburg und wurde im Kloster Hirsau im Nagoldtal beigesetzt.

Was bedeutet der Ring der Spannung? Umgeben wird die Limburg von einem etwa 162 Hektar großen Naturschutzgebiet und einem 2004 eingerichteten Natur- und Kulturerlebnispfad. Der etwa drei Kilometer lange Rundgang führt um die Limburg herum, und elf Infotafeln über Geologie, Geschichte und Gewesenes verraten ein paar der Geheimnisse des Weilheimer Hausberges. Es gibt Interessantes zu Vulkanismus, Streuobstwiesen, dem Albtrauf, Lebensräumen, Tieren, Stadt- und Landesgeschichte, Weinbau oder Pflanzen zu erfahren. Der Berg ist zum größten Teil von Streuobstwiesen bedeckt, doch auf der Kuppe herrschen laut Erlebnispfad Magerrasen und vereinzelt Gehölzdickicht und Weinberge vor.

Wie prächtig ist die Limburg? Von dem Erlebnispfad aus führt ein ausgeschilderter Weg hinauf zur Limburg. Der Verlauf ihrer Grundmauern kann auf dem Bergkegel nur noch durch Erhebungen im Geländetief erahnt und verfolgt werden. Die Aussicht auf das Albvorland und die umliegenden Ortschaften aber ist traumhaft. Ein Zugang zu dem Natur- und Kulturerlebnispfad ist etwa über die Weinsteige möglich. Dort steht auch eine begrenzte Anzahl an Parkplätzen zur Verfügung. Nach einem etwa 500 Meter langen, moderaten Anstieg beginnt der Erlebnispfad.

Wie beständig war der adelige Stammsitz? Bertold mit dem Bart wird in einer Imagebroschüre der Stadt Weilheim als „eine der einflussreichsten Adelspersönlichkeiten“ seiner Zeit beschrieben. Er errichtete eine Burganlage und gründete eine Probstei in Weilheim. Doch seine Burg blieb nur für kurze Zeit der Stammsitz der Zähringer. Das Adelsgeschlecht verlegte bald darauf seinen Wirkungskreis in den Breisgau. In Südbaden und der Schweiz haben sich die Zähringer durch Stadtgründungen einen Namen gemacht.

Warum war die Geburt der Limburg heiß? Der kegelförmige Abschluss der Limburg ist vulkanischen Ursprungs. Nach Angaben einer Infotafel des Erlebnispfades ist der Berg „ein stehen gebliebener Pfropfen eines früheren Vulkanschlotes, ummantelt von Gestein des Mittleren Jura“.

Was ist von den Zähringern geblieben? Einiges. Weilheim ist Mitglied im Bund von zwölf Zähringerstädten in Deutschland und der Schweiz, die zum Besitztum der Herzöge von Zähringen gehörten. Am letzten Samstag im September wird der Zähringermarkt veranstaltet, bei dem Aussteller Genießerprodukte aus der Region feilbieten. Zum Programm gehören außerdem Musik, das Zähringer-Bier und mittelalterliche Spiele: „Das „Zähringer Gesindel“ unter der Leitung von Herzog Bertold I. und seiner Gemahlin Richwara unterhält das Volk mit mittelalterlichen Alltagsszenen und Kampfeinlagen der Zähringer Wachen, teilt die Stadt Weilheim mit.

Wie kulinarisch sind die Zähringer? Das Adelsgeschlecht, das seinen ersten Stammsitz in der Nähe von Weilheim errichtete, wird auch für Schmackhaftes in die Pflicht genommen. Zu ihren kulinarischen Highlights zählt die Stadt Weilheim das Zähringer-Bier und den Bertoldswein. Ohne Verweise auf die Zähringer müssen die Obstbrände aus dem Teilort Hepsisau und die Bätscher auskommen: „Das sind lokale kulinarische Spezialitäten aus dem Schwäbischen Albvorland. Sie bestehen aus einem Hefeteig, der vor dem Ausbacken mit einer Sauerrahmmischung bestrichen wird“,

Wie wandeln auf Spuren der Zähringer? Die Stadt Weilheim hält einen Tipp für eine Wanderung über 6,5 Kilometer mit einer Dauer von etwa zwei Stunden parat. Vom Parkplatz Alte Bissinger Straße geht es in Richtung Stadtmitte. Zwischen den Gebäuden der Bissinger Straße 25 und 29 verläuft die Route rechts hoch und dann links zur Mönchsteige. Weiter links auf dem Schotterweg wird durch die Streuobstwiesen bis zu den Weinbergen gegangen. Nach den Weinbergen geht es scharf rechts über den Grasweg zum Kazmaierweg auf den Gipfel.

Aus der Region

Serie
Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Anfahrt
Weilheim mit dem Ortsteil Hepsisau liegt nach Angaben der Stadt zwischen Streuobstwiesen und dem Albaufstieg am Fuße der Schwäbischen Alb. Günstige Verkehrsverbindungen führen von Kirchheim und Göppingen nach Weilheim. Vom Flughafen oder der Messe Stuttgart ist sie in nur 20 Autominuten erreichbar. Zur Naherholung lädt laut Stadt ein Wegenetz zum Wandern, Laufen und Radfahren ein.  Von der S-Bahn in Kichheim fahren nach Angaben der Stadt Busse im halbstündlichen Takt nach Weilheim und zurück. Bei der VVS können die Fahrpläne für die Linien 173, 174 und 175 kostenlos heruntergeladen werden.