Der Chinesische Garten und das historische Karussell von Eliszi Böhm und Uwe Kircher sind beliebte Ausflugsziele. Foto: Susanne Müller-Baji

Wer wird schon verreisen, wenn er im Stuttgarter Norden lebt? Mit Tazzelwurm & Co, „Eliszi’s Jahrmarkttheater“ und dem Chinesischen Garten gibt es nicht nur zu Ostern viel zu erleben.

S-Nord - In der Blechlawine gen Süden zuckeln war gestern, wer schlau ist, bleibt in den Osterferien daheim und entdeckt die ungewöhnlichen Seiten ihrer Stadt: Nostalgisch und fernöstlich geht auch vor der eigenen Haustür – und oft ist an diesem Wochenende Saisonstart.

Der historische Jahrmarkt nahe des Aussichtsturms fällt wie eine Lichtspiegelung aus Kindertagen herüber: Die Orgel von Anno dazumal, der Duft frischer Waffeln, die aus Holz geschnitzten Karussellpferde – alles so wie früher. Eigentlich sogar schöner, weil einem nun ja die Eltern nicht mehr die dritte Fahrt ausreden. Dreh- und Angelpunkt des Jahrmarkttheaters sind Eliszi Böhm, Clownin und Puppenspielerin, und Uwe Kircher, Spezialist in Sachen historischer Fahrgeschäfte und ihrer Technik. Sie spielte vor rund 20 Jahren schon Kindervorstellungen auf dem Killesberg und sollte bei Regen ein Dach über dem Kopf haben. Er geriet eher zufällig an ein vormaliges Pferdekarussell und baute es zum Theaterzelt um.

Stummfilmvorführung mit Live-Musik

Über die Jahre kamen Jahrmarktsorgel. Schiffschaukel, Hutwurfbude, Waffelwagen und das Pferdekarussell hinzu – das Theaterzelt bleibt Herzstück der nun anlaufenden Kultursaison bei „Eliszi’s“: Mit Kabarett, Poetry Slam, Tangotreffen und Konzerten, einem „Lindy Hop-Schnup-perkurs“ beim Tanz in den Mai und mehr. Im September soll es erstmalig eine Stummfilmvorführung mit Live-Musik geben, verrät Eliszi Böhm ihr neuestes Vorhaben. Nostalgie pur, aber so schön.

Wer schon mal in Kindheitserinnerungen schwelgt: Ab diesem Wochenende dampft wieder das Killesberg-Bähnle durch den Höhenpark. Die erste Parkeisenbahn in Stuttgart gab es schon 1928 – im Affenparadies der Königs-Tierzucht, das sich am Kochenhof in Höhe des heutigen Parkhauses Rote Wand befand. In den Höhenpark wanderte sie 1939 zur Reichsgartenschau und kam erneut zur Bundesgartenschau 1950 zum Einsatz, zusammen mit dem Aussichtsturm und der zwischenzeitlich abgebauten Sesselbahn. Tazzelwurm & Co eröffnen an den Osterfeiertagen ihre Saison. Am Karsamstag verkehren die Dieselloks, laut Programm soll es am Vormittag die Möglichkeit geben, im Kleinbahnhof an der Stresemannstraße auf der Diesellok „Schwoabapfeil“ mitzufahren. Für den frühen Ostersonntagmorgen haben sich die Macher den „Häsle-Express“ ausgedacht: Dann macht die Bahn unterwegs Halt zum Osternestle-Suchen.

Kleinod der chinesischen Gartenkunst

Wem an den Feiertagen der Sinn nach neuen Horizonten steht, für den bietet der Chinesische Garten in der Panoramastraße eine Oase der Ruhe: Er war zur Internationalen Gartenbauausstellung 1993 ein Geschenk der Provinz Jiangsu an das Land Baden-Württemberg, wurde danach vom Rosensteinpark an den heutigen Standort verlagert. Die Anlage gilt als Kleinod der chinesischen Gartenkunst und ist im Grunde eine Übersetzung von Lyrik in Landschaft. So zitieren die Zeichen am Pavillon ein Gedicht aus der Tang-Dynastie: „Nicht nur Laute und Flöten, sondern auch Berge und Wasser ergeben eine schöne Melodie.“ Clevere lassen sich hier fotografieren und geben dann mit der Reise in den Fernen Osten an. Die ganz ohne Strapazen vor der eigenen Haustür verlief.