Darf man das anfassen? Michael Blaise Strauch (schwarzes T-Shirt) erklärt Teilnehmern im Escape-Room die Regeln. Foto: Horst Dömötör

Im Escape-Room in Kornwestheim kommen Rätselfreunde auf ihre Kosten. Eine Stunde lang hat man Zeit, aus einem Raum zu entkommen. Teamarbeit, Köpfchen und vor allem Kommunikation führen dabei zum Erfolg.

Kornwestheim - Und dann fällt die Tür ins Schloss. Wir stehen allein in der Gasse. An den Wänden hängen Fahndungsplakate, zwei Laternen brennen an der Wand, im Halbdunkel sind Blutspuren an den roten Ziegeln zu erkennen. „Wie hat Jack the Ripper gesagt: London ist immer einen Abstecher wert“, hat Michael Blaise Strauch noch gesagt, bevor er uns allein gelassen hat.

Nun sollen wir ihn finden, den berüchtigten Serienkiller, der Ende des 19. Jahrhunderts in der englischen Hauptstadt sein Unwesen trieb und dutzende Frauen ermordet haben soll. Sämtliche Ermittler der Londoner Polizei seien bisher gescheitert, selbst die Spezialisten von Interpol hätten keinen Erfolg gehabt, hat uns Strauch erzählt. Immer wieder sei Jack in allerletzter Sekunde entkommen. Deshalb sind wir jetzt dran. Allerdings haben wir nur 55 Minuten Zeit.

Niemand darf den Raum verlassen

Sich in eine Kammer einsperren zu lassen, das klingt im ersten Moment nicht nach sonderlich viel Spaß. Im Falle eines Escape-Rooms ist das aber anders. Das Prinzip ist simpel: In einer kleinen Gruppe betritt man einen Raum. Sobald die Tür zugeht, tickt die Uhr. Verlassen darf den Raum dann niemand mehr. „Wer rausgeht, darf auch nicht mehr rein“, sagt Strauch. Deshalb hat er alle noch einmal auf die Toilette gebeten, bevor es losgeht. Außerdem hat er uns genau erklärt, welche Gegenstände wir benutzen dürfen, welche nicht. „Lampen sind nicht Teil des Spiels“, sagt er und grinst. „Ich hatte es schon oft genug, dass einer mit einer rausgedrehten Glühbirne da stand und gefragt hat: Und jetzt?“ Von den Glühbirnen lassen wir die Finger. Aber alle Regeln verinnerlicht haben wir trotzdem nicht, wie sich später herausstellen wird.

Jede Aufgabe führt zu einem neuen Rätsel

Ein Escape-Room ist ein Rätsel in sich. Jede Aufgabe, die gelöst wird, führt zu einem neuen Rätsel. Schlösser knacken, Wände nach Verstecken abtasten und Codes entschlüsseln. Wer gerne Detektiv spielt, für den ist ein Escape-Room genau das Richtige. Aber auch zum Teambuilding sei es ideal, versprechen die Veranstalter. „Zu uns kommen sowohl Firmen, als auch Privatleute“, sagt Strauch. „Das ist bunt gemischt.“ Logisches Denken und die Fähigkeit Dinge zu kombinieren sind im Escape-Room wichtig, aber auch Lust am Experimentieren. Wer sich scheut etwas auszuprobieren, der kommt in der Regel auch nicht weiter. Das A und O eines Exit-Spiels ist aber die Kommunikation: Ohne miteinander zu reden und Aufgaben zu delegieren geht es nicht. Deshalb können die Spiele auch nicht allein gespielt werden. Mindestens zwei Personen braucht es immer. Die Escape-Rooms in Kornwestheim sind für bis zu acht Spieler ausgelegt. Strauch empfiehlt für Jugendliche unter 16 Jahren eine erwachsene Begleitperson, auch wenn die Spiele so angelegt seien, dass sie prinzipiell jeder lösen könne.

Jack the Ripper ist schwer zu erwischen

„Viele Wege führen zum Ziel“, sagt Michael Strauch. Wir sind einen Schritt weitergekommen – allerdings mit unlauteren Mitteln. „Ich erklär’ euch später, wie es richtig geht“, sagt er über den Lautsprecher. Böse ist er uns nicht. „Im Endeffekt geht es darum, die Rätsel zu lösen“, meint Strauch später. „Und das habt ihr ja geschafft.“ Ohne die Hinweise wäre es uns aber wohl nicht gelungen. Denn im Escape-Room ist man nie allein, auch wenn es so scheint. Über eine Kamera beobachtet der Spielleiter das Geschehen im Raum. Die Spieler können eine begrenzte Anzahl von Tipps anfordern, wenn sie nicht weiterkommen. „Viele sind dafür aber zu stolz“, sagt Strauch. Deshalb schaffen es auch nur etwa die Hälfte der Gruppen, Jack the Ripper zu schnappen. Wem das nicht gelingt, der kann sich im „Tempel der Azteken“ daran versuchen, den verschwundenen Professor Cortés ausfindig zu machen.