Idyllisches und ruhiges Fleckchen: die Ruine Nippenburg bei Schwieberdingen Foto: Simon Granville Foto:  

Malerisch gelegen, durch viel Engagement erhalten und als schöne Zwischenetappe für Wanderungen oder Radtouren zu empfehlen: die Ruine Nippenburg in Schwieberdingen.

Ein steinernes Brücklein führt über den Burggraben. Eine mächtige, im 15. Jahrhundert erbaute Burgscheuer steht erhaben im südlichen Vorhof. Dann der Blick auf malerische Mauern, die sich die Natur zum Teil zurückerobert hat: Hier atmet ein Ort Geschichte. Die Nippenburg bei Schwieberdingen gehört zu den ältesten in der Region Stuttgart. Viel besichtigen kann man auf der Ruine zwar nicht, einen Besuch ist das Gemäuer trotzdem allemal wert.

Was weiß man über die Geschichte? Die Nippenburg wurde im 9. Jahrhundert erbaut und erstmals im „Codex Hirsaugensis“ erwähnt: „Als 1160 Berwart unterhalb der Nippenburg dem Kloster zugut eine Mühl erbaute“ steht dort geschrieben. Oberhalb der Glems auf einem Bergsporn gelegen, drei Seiten durch Abgrund und Sumpf geschützt, die vierte Seite durch eine mächtigen Schildmauer und Burggraben: Derart gegen Feinde geschützt, wurde sie wahrscheinlich als Stammsitz des niederadeligen Geschlechts der Nippenburger gebaut. Im „Württembergischen Urkundenbuch“ wird das Geschlecht der Herren von Nippenburg 1275 erstmals urkundlich belegt, als ein Ritter namens Fridericus de Nippenburc als Zeuge in einer Urkunde genannt wurde. Zerstört oder niedergebrannt wurde die Burg offensichtlich nie: Im 17. und 18 Jahrhundert verfiel sie und wurde als Steinbruch genutzt, weil sie ihre Schutzfunktion verloren hatte und stattdessen nebenan ein Schloss mit Wirtschaftshof und Park entstanden war.

Wem gehört die Burg? Friederike Julianne von Stockheim, Enkeltochter von Anna Benedikta von Nippenburg, brachte die Burg und Gut 1685 als Mitgift in die Ehe mit dem Grafen Ernst Ludwig Leutrum von Ertingen ein. So kam das Anwesen in den Besitz der Grafen Leutrum. Ihnen gehören die Ruine, das Schloss und das Gut heute noch. Die Ruine ist frei zugänglich, im Gegensatz zu dem privat genutzten Schloss.

Welche Sagen ranken sich um die Burg? Schauerliche Vorstellung: Im sumpfigen Gelände des Glemstals unterhalb der Nippenburg sollen bei einer Schlacht sämtliche Krieger im Moor untergegangen sein. Auch Spukgeschichten erzählte man sich über die Nippenburg, wie in Klaus Grafs Buch „Sagen aus der Region Stuttgart“ nachzulesen ist. Ein Graf namens Hans soll dort sein Vermögen vergraben und nach seinem Tod weiterhin darüber gewacht haben. Auch soll in früheren Zeiten immer wieder ein Reiter ohne Kopf gesehen worden sein, mit Pferden, denen Geister Zöpfe in Schwanz und Mähne geflochten hatten. Und nächtens war man besser beraten, den Weg nach Schwieberdingen ganz zu meiden: Denn nach Einbruch der Dunkelheit, so die Sage, gehe der Käppelesgeist von der Burg nach Schwieberdingen hinab. Käppele wurde das alte Wachttürmchen der Nippenburg genannt.

Wann wurde die Ruine hergerichtet? In den 1960er und 1970er Jahren reifte der Plan, das in desolaten Zustand geratene, einsturzgefährdete Gemäuer zu sanieren. In den Jahren 1979 bis 1984 wurde es restauriert – vor allem auf Initiative des Umweltschützers und Heimatgeschichtlers Helmut Theurer hin, der die Erhaltung zusammen mit Graf Leutrum von Ertingen anstieß. Er schrieb mit seiner Frau Maria auch ein Buch über die Geschichte und Geschlechter der Nippenburg. Die Kosten für die Rettung der Ruine übernahmen damals das Landesdenkmalamt, die Gemeinde Schwieberdingen, Graf Leutrum und der Landkreis Ludwigsburg. Dem 2012 verstorbenen Helmut Theurer zu Ehren wurde an der Burgruine 2013 eine Gedenktafel angebracht und eine Goldakazie gepflanzt. Auf der Tafel steht auch ein Zitat von Theurer: „Die Nachwelt wird uns nicht nach Megawattleistungen und Autobahnkilometern bewerten, sondern danach, wie viel Natur wir unseren Kindern zurückgelassen haben.“

Was kann man dort machen? Vorsichtig auf alten Mauern klettern, wunderschön picknicken – vor allem an lauen Sommerabenden –, sonnenbaden oder, wie manche Besucher, einfach mit Decke, Lesestoff und Verpflegung ruhige Stunden auf dem Gelände genießen.

Was lohnt sich in der Nähe? Die Nippenburg liegt am wunderschönen, landschaftlich abwechslungsreichen Glemsmühlen-Rad-und-Wanderweg zwischen Glemseck bei Leonberg und Markgröningen-Unterriexingen. Er ist rund 40 Kilometer lang, bis auf einen Anstieg bei Talhausen ziemlich mühelos zu befahren und führt an mehreren hübschen Mühlen vorbei. Über sie und die Mühlengeschichte im Glemstal allgemein kann man sich anhand von Infotafeln ein Bild machen. Im Mühlenladen der Nonnenmacher-Mühle unterhalb der Burgruine werden Mehle, Gries, Hirse und andere dort produzierte Produkte angeboten. Ebenfalls unterhalb der Nippenburg, nämlich am Schwieberdinger Bahnhof, startet der neue Art-Loop-Skulpturenradweg, der über 35 Kilometer im Stroh- und Heckengäu in die Eberdinger Ortsteile Nussdorf und Hochdorf über Hemmingen wieder nach Schwieberdingen führt.

Was gibt es noch Besonderes? Direkt neben der Ruine liegt seit 1994 eine ausgedehnte Golfsportanlage mit einem von Golfidol Bernhard Langer gebauten 18-Loch-Meisterschaftsplatz inklusive künstlich angelegter Seen. Bekannt wurde das 90 Hektar große, einst landwirtschaftlich genutzte Areal durch das von 1995 bis 1997 ausgetragene Profiturnier German Open oder das internationale World Final, das Mercedes-Benz jahrelang auf der Anlage von Golf Nippenburg veranstaltet hat.

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Wo kann man sich stärken? Einkehren kann man zum Beispiel im Restaurant der Golfanlage Nippenburg – es steht nicht nur Golfern, sondern der Allgemeinheit offen. Wem es nach Abkühlung ist: In Schwieberdingen hat das Eiscafé Valerio leckere Sorten im Angebot. Mit dem Eis kann man sich dann gegenüber auch direkt an die Glems setzen.

Wie kommt man hin? Ein Stück weit den Berg hinauf muss man schon zu Fuß marschieren oder radeln: Direkt zur Ruine fahren können Besucher nicht. Ein perfekter Ausgangspunkt ist die Haltestelle Schwieberdingen der Strohgäubahn (Regionalbahn RB 47): Kurz nach dem Bahnhof geht’s direkt bergan Richtung Nippenburg. Auch verschiedene Buslinien halten am Schwieberdinger Bahnhof (504, 531) oder im Ort. Wer mit dem Auto anreist, etwa über die B 10, findet in der Nähe des Bahnhofs oder auch beim Golfplatz diverse Parkmöglichkeiten.

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Auf Keltenspuren und auf dem Gefängnisberg

Serie
 Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Service
  In der Nachbarschaft gibt es weitere Sehenswürdigkeiten: Zum Keltenmuseum in Hochdorf/Enz sind es nur wenige Kilometer, geöffnet ist es mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Ebenfalls nah: der geschichtsträchtige Hohenasperg mit dem Gefängnismuseum, das donnerstags bis sonntags und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr auf hat. www.keltenmuseum.de www.hdgbw.de/ausstellungen/hohenasperg .