Herrlich gelegen ist die Sulzburg am Anfang des Lenninger Tals. Foto: Harald Flößer

Die Sulzburg ist erst im 18. Jahrhundert zur Ruine geworden. 1966/67 wurde sie umfassend gesichert und restauriert.

Ob sich die in herrlicher Umgebung gelegene Sulzburg nicht zu einem Touristenmagneten, einer Art Phantasialand, umgestalten ließe? Solcherlei Begehren habe es vor nicht allzu langer Zeit tatsächlich gegeben, erzählt eine Mitarbeiterin aus dem Lenninger Rathaus. Aus dem Vorhaben wurde natürlich nichts. Denn erstens ist die Gemeinde gar nicht Eigentümerin der Ruine. Und zweitens kann sich beim Landkreis Esslingen, dem die Anlage gehört, niemand vorstellen, das historische Erbe für so einen Rummel zu vermarkten. Allenfalls Trauungen werden dort erlaubt. Bogenschützen dürfen regelmäßig Wettbewerbe veranstalten. Ansonsten ist die Sulzburg ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, Geschichtsbewusste oder Leute mit romantischer Ader. Gerne trifft man sich im Vorhof an einer Feuerstelle mit Bänken zum Grillen.

Was ist das Besondere an dem Denkmal? Der Name der Burg geht auf das sumpfige Gelände rund um den Sporn zurück, auf dem die Herren von Neidlingen die Anlage um 1300 hatten errichten lassen. Sie zähle zu den am längsten bewohnten mittelalterlichen Burgen, so Kreisarchivar Manfred Waßner. Erst im 18. Jahrhundert sei sie zur Ruine geworden. Bis ins 16. Jahrhundert war sie im Besitz der Adelsfamilie Speth. Danach war sie Sitz der Adelsfamilie Schilling, die sie im 16./17. Jahrhundert noch erweitern ließ.

Wie wurde die Burg zuletzt genutzt? 1712 gelangten die Burg und die zugehörigen Güter an die Adelsfamilie von Mentzingen, die zeitweise als Hofmeister der Herzogin Magdalena Sybille von Württemberg gedient hatte. Auf der Burg wohnte ein Verwalter. Als 1725 der letzte Burgvogt starb, war die Burg dem Zerfall ausgesetzt. Nur auf Einspruch des württembergischen Finanzbeamten in Kirchheim konnte der vollständige Abbau der Gebäude durch den Pächter 1751 verhindert werden. Der Verfall der Burg wurde dadurch aber nicht aufgehalten. 1819 verkaufte die Familie von Mentzingen die Ruine und die Schlossgüter an den Unterlenninger Schultheiß Johann Caspar Dangel als Beauftragten der Gemeinde, von welcher sie wiederum mit dem zugehörigen Fischwasser in der Lauter 1825 an den Verwaltungsaktuar Gottlieb Sigel aus Oberlenningen verkauft wurde. Bis zum Kauf durch den Landkreis Nürtingen im Jahr 1965 blieb die Ruine im Besitz der Familie Sigel.

Was ist heute noch zu sehen? Eine zwei Meter dicke Schildmauer schließt die Vorburg nach Norden hin ab. Innerhalb der Vorburg standen ein großes Wirtschaftsgebäude mit Scheuer, Küche, Ställen und Gewölbekeller und ein Wagenhaus. Dahinter liegt der innere Zwinger mit Originalpflaster. Die Kernburg selbst hat eine Fläche von 19 mal 23 Metern und ist von einer bis zu zwei Meter starken Mauer umschlossen. Sie ist in einen älteren und einen neueren Wohnbau aufgeteilt, dazwischen ist ein kleiner Hof mit Zisterne. Nach Süden ist die Kernburg durch eine Zwingermauer und einen Graben geschützt. Im Süden befand sich das ehemalige Burgtor des Mittelalters; das in die nördliche Schildmauer gebrochene Tor stammt aus dem 17. Jahrhundert. Der Unterkunftsraum mit Aussichtsterrasse ist bei der Restaurierung 1966/67 hinzugekommen, die Burg hatte ursprünglich keinen Turm.

Wie kam es zum heutigen Zustand? Als besserer Schutthaufen präsentierte sich die Sulzburg in den 1960er Jahren. Otto Holder aus Unterlenningen, der als Sonderling galt, hatte sich zum Ziel gesetzt, den traurigen Zustand zu ändern und das geschichtliche Erbe der Gemeinde zu restaurieren. Mit vielen Mitstreitern, auch vom Schwäbischen Albverein und der Feuerwehr, gelang es Holder, die Ruine wiederauferstehen zu lassen. Ein vor etwa zehn Jahren erschienener Bildband, herausgegeben von Wolfgang Randecker, Helmut Köble und Wolfgang Guse, dokumentiert dieses Gemeinschaftswerk. Zunächst mussten die Mauerreste freigelegt werden, was sehr arbeitsintensiv war. Zahllose Freiwillige schufteten, gruben Baumstümpfe aus, karrten Berge von Dreck weg. Einmal kam auch das Küchenteam des Kreiskrankenhauses Kirchheim vorbei mit einem schmackhaften Gruß vom damaligen Nürtinger Landrat Ernst Schaude. Nach rund eineinhalb Jahren waren die Arbeiten 1967 abgeschlossen.

Welche Attraktionen sind sonst noch in der Umgebung geboten? Wer mit der Familie und Kindern anreist, findet auf dem nahe gelegenen Sulzburghof viel Unterhaltung, aber auch eine Einkehrmöglichkeit. Auf Wunsch finden Hofführungen statt. Dort kann man beispielsweise den Kuhstall besichtigen oder bekommt Einblicke in die Produktion landwirtschaftlicher Produkte. Nur einen kurzen Spaziergang entfernt vom landwirtschaftlichen Betrieb ist ein Maislabyrinth. Im Lenninger Tal gibt es etliche Wanderwege. In Sichtweite der Burgruine ist die Burg Teck. Nur ein paar Kilometer sind es zum Freilichtmuseum in Beuren, wo es während der Sommerferien auch Mitmachaktionen und Führungen für Familien gibt. Beispielsweise am Samstag, 10. September, gibt es um 14 Uhr eine Themenführung zum Thema „Geißhirtle, Krälesbinder und Apfelschnitz – Geschichten rund um die schwäbischen Streuobstwiesen“. Am Sonntag, 11. September, geht es um 15 Uhr um „Hausgeister! Fast vergessene Gestalten“. Florian Schäfer, Künstler und Sagensammler, führt durch die Ausstellung.