Hier wurde Jahrhunderte lang hart gearbeitet: Die historische Schmiede aus dem Jahr 1688 ist ein magischer Ort. Foto: factum/Weise

Es war kein leichtes Leben als Schmied. Ein Besuch in der historischen Schmiede in Remseck-Neckargröningen erinnert an die Zeit, als die Hufeisen noch am offenen Feuer gehämmert wurden.

Remseck - Das Navigationsgerät im Auto arbeitet glücklicherweise zuverlässig. Kurz nach dem Abbiegen in die Wasenstraße in Remseck-Neckargröningen erreicht man tatsächlich und ohne sich zu verfahren die Hausnummer 61, in der sich die historische Schmiede befindet. Auf den ersten Blick erkennt man allerdings nicht sofort, was sich hinter der Fassade verbirgt, schließlich nimmt die ursprüngliche Werkstatt nur noch einen kleinen Teil des Hauses ein, und das ganze Ensemble liegt recht unscheinbar mitten im Wohngebiet.

„Das alte Haus wurde abgerissen und das neue im Jahr 2012 darauf gebaut“, erzählt die Archivarin Anke Steck, die regelmäßig durch die Schmiede führt. Die Schmiede selbst aus dem Jahr 1688 steht unter Denkmalschutz und darf von keinem Bagger angerührt werden.

Eintauchen in eine völlig fremde Welt

Dass dies so ist, ist ein wahres Glück – denn wer einmal das zumindest im Erdgeschoss noch schiefe Gebäude betreten hat, taucht ein in eine völlig andere Welt. Die Decke und Wände sind rußgeschwärzt, ein alter Kittel und eine Mütze aus Leder hängen am Haken an einem Balken. Ein Blasebalg und eine Schöpfkelle liegen in einer Ecke, auf der Esse liegen noch Reste von Holzkohle und Asche – es scheint fast, als sei der Schmied mal eben nach draußen zu einem Päuschen gegangen und habe nur mal eben das Werkzeug beiseitegelegt.

Ein Holzklotz steht da, der unebene Steinboden weist zahlreiche Macken und Vertiefungen auf, eine alte, rußgeschwärzte Ölkanne steht auf der Werkbank, alte Sicherungen stecken in der Wand. Rostige Hämmer, Ketten und Zangen hängen an einer Wand, in selbst zusammengehauenen Holzkistchen auf uralten Holzregalen liegen zahllose, rostige Nägel. Kein Zweifel: Wer hier einmal gearbeitet hat, war ein ordnungsliebender und gründlicher Mensch, hier hat alles seinen Platz.

Der Enkel des alten Schmieds beherrscht das Handwerk

Zuletzt war dies der Schmied Walter Suckert, der im Jahr 1984 in die Räume eingezogen war, um hier bis zu 400 Jahre alte Originalrüstungen zu reparieren und zu restaurieren. Daneben schuf er nach alten Vorbildern auch Nachbildungen. „Er war der letzte Plattner seines Standes, bevor er 2001 die Schmiede verließ“, erzählt Anke Steck. Nun hoffe man, dass sein Enkel, der das Handwerk des Schmieds ebenfalls beherrsche, die alte Werkstatt hin und wieder öffne, um den Menschen die Kunst von damals zu zeigen. Steck: „Er hat uns versprochen, dass er das macht. Es würde uns natürlich sehr freuen.“

Das Haus stammt aus dem Jahr 1688

Die Werkstatt zeigt nicht nur, wie ein Schmied gearbeitet hat, sondern auch, dass es keine leichte Arbeit gewesen sein muss. „Hier drin war es sehr heiß, und die wenigen Fenster waren ja auch nicht besonders groß“, erzählt sie den Kindern. Immerhin war der Schmied damals einer der wichtigsten Handwerker im Dorf, schließlich entstanden alle Gerätschaften, die aus Eisen waren, unter seinem Hammerschlag.

Einer dieser wichtigen Männer war Hans Jerg Krauss, der in diesem Haus 1688 die Schmiede eröffnete und zugleich Gerichtsmitglied war – er muss also ein angesehener Mann gewesen sein. Viele Jahrzehnte lang folgten ihm seine Nachfahren in dem ehrbaren Handwerksberuf und erlebten auch schwere Hochwasser, wie etwa das im Jahr 1824. Eingeritzte Wasserstandsmarken am Haus zeugen noch heute von der dramatischen Flut. Im Jahr 1980 kaufte die Gemeinde schließlich das Anwesen.

Die Archivarin Anke Steck ist froh, dass die Schmiede auch heute noch in ihrem Originalzustand erhalten ist. „Es gibt nichts Originalgetreueres, als Kinder ein Museum zu zeigen und sie vor allem Dinge anfassen zu lassen“, sagt sie. Ihre Überzeugung: Nur so lernen sie auch und interessieren sich für die Dinge, die in ihrem Alltag nicht mehr vorkommen.

Alle Ausflugstipps „Urlaub zu Hause“ finden Sie unter www.stuttgarter-zeitung.de/familientipps

Weitere Informationen

Adresse
Die historische Schmiede befindet sich im unteren Teil eines neuen Hauses mitten im Wohngebiet in der Wasenstraße 61 im Remsecker Teilort eckargröningen. Praktisch: Dort kann man auch parken und anschließend über die Neckarbrücke zum Neckarstrand laufen oder im Biergarten direkt am Neckar etwas essen und trinken.

Öffnungszeiten
Das Museum ist normalerweise zwar geschlossen, Führungen für Familien oder kleinere Gruppen können aber jederzeit vereinbart werden. Eine Führung dauert etwa eine Stunde. Auch Kindergeburtstage können in der Schmiede gefeiert werden. Der Eintritt ist frei. Zu einer Führung sollte man möglichst keine helle Kleidung tragen, da alle Gegenstände sowie die Wände rußgeschwärzt sind.

Informationen und Kontakt
Beim Stadtarchiv der Stadt Remseck gibt es nähere Informationen zur alten Schmiede, dort können auch die Führungen vereinbart werden unter der Telefonnummer 07 146 / 810 375 und per Mail an steck@remseck.de.