Altes, schweres Handwerk: das Treideln Foto: Tourismus Baden-Württemberg

Dichter Wälder, wildes Rauschen: der untere Neckar ist ein Fluss der Kontraste. Auf den Höhen thronen Schlösser und Burgen, durch das Tal schlängeln sich Schluchten. Diese Landschaft faszinierte schon den Ritter Götz von Berlichingen, der lange auf Burg Hornberg lebte. Hier kann man noch heute stilvoll absteigen.

An der Grenze

Der Neckar fließt durch Baden-Württemberg. Klar, wo auch sonst? Nun, ein kleines Stückchen fließt er durch das benachbarte Hessen und zwar nach seinem Eintritt in den Odenwald. Bei Hirschhorn wird der Fluss kurz hessisch, um dann nach Neckarsteinach die Landesgrenze zwischen Baden-Württemberg und Hessen zu bilden. Um an den Unterlauf des Neckars zu gelangen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Besonders romantisch ist es, mit dem Schiff von Heidelberg aus, vorbei an der imposanten Benediktinerabtei Stift Neuburg, bis nach Neckargemünd zu tuckern. Weil es viele Schleusen gibt, dauert die Fahrt rund eine Stunde: www.weisseflottehd.de. Was unter Umständen schneller geht, ist die Anreise mit der Bahn: www.bahn.de

 

Leben am Fluss

Dass das Leben nah am Wasser nicht nur idyllisch ist, davon kann man sich in Neckargemünd ein Bild machen. Ein Hochwasserpfad führt auf einer Strecke von rund 2,5 Kilometern an den Flüssen Neckar und Elsenz entlang und erläutert auf zehn Tafeln die Entstehung des Naturphänomens Hochwasser sowie seine Auswirkungen für die an der Mündung der Elsenz in den Neckar gelegene Stadt Neckargemünd. Besonders viele Hochwassermarken gibt es an den Schiffer- und Fischerhäuschen. www.neckargemuend.de.

Berg und Burg I

Die Burg- und Schlossdichte im unteren Neckartal ist enorm. Am bekanntesten ist sicher das Schloss Heidelberg, aber auch in der Umgebung gibt es viele stattliche und sehenswerte Anlagen. Rund vier Kilometer entfernt von Neckargemünd liegt die Bergfeste Dilsberg. Die Burg am Ortsende bildet zusammen mit dem überschaubaren historischen Ortskern Dilsberg eine Art romantisch-mittelalterliches Gesamtkunstwerk. Von einer Neckarschleife umschlossen, reiht sich in dem kleinen, erhöhten Ort Fachwerk an Fachwerk, ein Haus schöner und putziger als das andere. Nach einigen steilen Gässchen hat man dann die Burg erreicht. Von der 16 Meter hohen Burgmauer hat man einen herrlichen Blick über das ganzen Neckartal, den Odenwald und den Kraichgau. Doch Dilsberg bietet auch das andere Extrem, nämlich einen knapp 80 Meter langen, begehbaren unterirdischen Brunnenstollen. Lange Zeit dachte man, dass er als Fluchtweg diente, neueren Erkenntnisse zufolge wurde er aber zur Zufuhr von Frischluft angelegt. Wer ihn besucht, sollte keine Platzangst haben: Er ist niedrig, eng, feucht. Der Kontakt mit Decke, Wänden und Wassertropfen ist nicht zu vermeiden. Der Stollen ist nur im Sommer geöffnet, im Winter hausen hier seltene Fledermausarten. www.burgfeste-dilsberg.de

Auf dem Pfad der Flussgeschichte

Seit einigen Jahren gibt es im Neckartal den „Eberbacher Pfad der Flussgeschichte“. Nirgendwo hat die Historie des Neckars so markante und vielfältige Spuren hinterlassen wie in Eberbach. Der rund zehn Kilometer lange, attraktive Wanderweg führt durch die historische Altstadt bis hinauf auf eine Vielzahl sogenannter Umlaufberge: zum Beispiel den Hungerbuckel oder den Ohrsberg.

Wildromantischer Fluss Foto: Tourismus Baden-Württemberg

Diese Berge wurden einst vom Neckar umflossen und sind später zu Land geworden, da der Fluss einen anderen Lauf nahm. Wer mehr möchte, als wandernd die Landschaft zu genießen, sondern auch verstehen will, wann der Neckar wo geflossen oder versandet ist, der kann sich im Naturparkzentrum Neckartal-Odenwald schlau machen. Dort wird die Entstehungsgeschichte des Neckartals und das oftmals recht merkwürdige geologische Vokabular verständlich aufbereitet und begreifbar gemacht. Und wer immer noch nicht genug hat von Geschichten um und übers Wasser, kann an der rund zweistündigen Führung „Altes Handwerk am Wasser“ teilnehmen. Die Teilnehmer erfahren, wie sehr das Wirtschaftsleben in Eberbach vom Neckar und dem Odenwald geprägt wurde. Und sie lernen eine Vielzahl an typischen, größtenteils aber schon ausgestorbenen Berufen kennen wie zum Beispiel Flößer, Küfer, Gerber, Reifschneider, Rindenklopfer oder Treidler. www.eberbach.de. Satt werden und müde ins Bett sinken kann man dann im gemütlichen Hotel Karpfen am schönen Marktplatz in Eberbach. www.hotel-karpfen.de

Im Glas

In einer Gegend, die so sehr vom Wasser bestimmt ist, ist es nicht verwunderlich, dass man hier auch ein Wasser-Tasting mit einem Wassersommelier erleben kann. Maik Schneckenberger, Leiter eines Getränkemarktes, kam über das Bier zum Mineralwasser: „Ein Bier ist immer nur so gut wie das Wasser, mit dem es gebraut wird“, sagt Schneckenberger. Der junge Mann ließ sich zum Wasser- und Biersommelier ausbilden und verblüfft nun die Teilnehmer seiner Workshops durch profundes Wissen über die Zusammensetzung, die Wirkung und den Geschmack verschiedener Mineralwassersorten. Was zunächst langweilig klingt, ist ein höchst aufschlussreiches Erlebnis: denn tatsächlich schmeckt kein Wasser wie das andere. Ein Wasser ist mild, weich, perlend, ein anderes kräftig, mineralhaltig, sprudelnd, dem einen schmeckt dies, dem anderen das, dem einen mundet ein Wasser aus Slowenien besonders gut, ein anderer würde es am liebsten wieder ausspucken. Man lernt: Nicht nur Bier und Wein, auch Wasser ist Geschmackssache. Wer das bei einem Wasser-Tasting ausprobieren will oder sich wegen gesundheitlicher Probleme beraten lassen möchte, kann sich an Maik Schneckenberger wenden: ms.biersommelier@web.de.

Berg und Burg II

Einen echten Burgherrn kann man in Neckarzimmern antreffen: Auf der 1184 zum ersten Mal urkundlich erwähnten Burg Hornberg lebt Baron Dajo von Gemmingen-Hornberg mit seiner Familie. Der gelernte Winzer und studierte Weinbauer verwaltet nicht nur die riesige Ruine, sondern kümmert sich auch noch um das dazugehörige Weingut, welches als ältestes in Baden-Württemberg und zweitältestes weltweit gilt. Und Führungen macht der Baron, der verblüffende Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Thomas Thieme hat, auch noch. Man kann ihn alles fragen, sein Wissen über die Burg und die angrenzenden Ländereien ist lückenlos.

Das Panorama-Restaurant auf Burg Hornberg Foto: Tourismus Baden-Württemberg

Mancher Gast hat das Glück, von dem nahbaren Baron auch noch durch die Privaträume geführt zu werden. Der berühmteste Bewohner der Burg war Götz von Berlichingen, er hat hier 45 Jahre lang gewohnt. Die originale Ritterrüstung ist im Burgmuseum ausgestellt. Nach so viel Historie kann man sich im Restaurant stärken, und wer bleiben will, kann im Hotel übernachten. Der Blick vom Panorama-Restaurant über das Neckartal ist sensationell, das Essen ausgezeichnet. Und in den Turmzimmern des Hotels kommt man sich trotz moderater Preise vor wie ein Burgfräulein. www.burg-hornberg.de