Bürgermeister Boris Seitz auf dem Ponton der Anlegestelle für Ausflügler, die mit dem Kanu in Mundlesheim festmachen. Foto: Werner Kuhnle

In Mundelsheim können künftig Ausflügler an einem Ponton beim Freibad Halt machen. Die 3500-Seelen-Gemeinde will das Flussufer aufwerten. Weitere Projekte zur Naherholung sind schon geplant.

An diesem grauen, aber milden Frühlingstag posiert der Mundelsheimer Bürgermeister auf dem neuen Neckar-Ponton fürs Foto. Der Blick von Boris Seitz schweift in die Ferne. Der Mann der von sich sagt, er habe ein Faible für Wasser, schaut in Richtung der Weinberge im Steilhang, die malerisch am Flussufer liegen. Boris Seitz ist seit 2018 Schultes der 3500-Seelen-Gemeinde im Kreis Ludwigsburg, seither befasst er sich während der Sitzungen im Gemeinderat immer wieder auch mit dem Neckar. Der Fluss, sagt er sinngemäß, solle künftig eine noch wichtigere Rolle spielen – für die Bürger des Orts aber auch für die Besucher aus nah und fern, die für einen Tagesausflug oder für ein bisschen länger nach Mundelsheim kommen. Der Neckar habe großes Potenzial.

Wie viel hat der Ponton gekostet?

Der Ponton, auf dem Seitz steht, hat rund 10 000 Euro gekostet und soll in den nächsten Wochen freigegeben werden. Noch fehle das Okay des Statikers, das sei aber reine Formsache. Die Anlage am Ufer gleich neben dem Mundelsheimer Freibad sei vorgesehen für Ausflügler, die mit dem Kanu kommen, so Seitz. Aber, keine Frage, es sei auch vollkommen okay, sich auf dem Ponton schlicht niederzulassen und an einem warmen Tag die Beine im Neckar baumeln zu lassen.

Anna Bröll, die Chefin des Kanuverleihs Die Zugvögel aus Bietigheim, hat die Gemeinde Mundelsheim und ihren Bürgermeister kürzlich bei einem online-Meeting der Neckar AG in den höchsten Tönen gelobt. Andere Teilnehmer stimmten mit ein in das Loblied. In Mundelsheim, so hieß es, hätten die Kommunalpolitiker immer auch den Fluss im Blick. In dem kleinen Ort würden seit Jahren Projekte realisiert, die das Ufer zugänglich machten.

Ein „Sitzufer“ soll auch noch angelegt werden

Die Neckar AG hat sich im Zuge der Vorbereitung auf die Internationale Bauausstellung in der Region Stuttgart, die IBA’27, gegründet und trifft sich mehrmals im Jahr. Anna Bröll sagt mit Blick auf Mundelsheim: „Wir sind glücklich, dass wir unsere Touren jetzt auch bei der neuen Kanu- und SUP-Station in Mundelsheim anbieten können.“ Die Boote ihres kleinen Unternehmens könnten in dem Ort von Mai an immer feiertags und an den Wochenenden ausgeliehen werden. Die Strecke auf dem Neckar mit Start in Mundelsheim sei sehr schön, die Paddler können beispielsweise die Hessigheimer Felsengärten vom Wasser aus erkunden. Boris Seitz erzählt bei dem Treffen vor Ort am Flussufer, dass im Laufe dieses Jahres gleich neben dem Ponton noch ein „Sitzufer“ angelegt werden solle, mit rund 15 Bänken aus Beton und einem „freundlichen und einladenden Zugang“ zum Neckar, zum Verweilen und Tagträumen.

Seit Ende März sei der Biergarten direkt am Ufer wieder geöffnet, immer an den Wochenenden. Der Ponton und die Umgestaltung des Ufers sind Teil das Landschaftsparks Neckar, insgesamt seien über mehrere Jahre verteilt rund 400 000 Euro investiert worden, eine gewaltige Summe für den kleinen Ort. Etwa 150 000 Euro bekomme die Kommune vom Verband Region Stuttgart. Zum Mundelsheimer Landschaftspark gehört auch der Kinderspielplatz, der im August 2022 gleich neben dem Biergarten eröffnet worden ist.

Sogar der Pfarrer paddelt regelmäßig auf dem Neckar

In Mundelsheim haben längst nicht nur der Bürgermeister und ein paar Gemeinderäte ein Faible für ihren Fluss. Wer beim Freibad am Ufer steht, sieht auf der anderen Seite des Neckars mehrere kleine Boote liegen, die Bürgern aus dem zu Mundelsheim gehörenden Weiler Schreyerhof gehören. Seitz erzählt, immer wieder ruderten ein paar Bewohner der Siedlung über den Neckar, um in den Hauptort zu gelangen. Das sei allemal schneller als mit dem Auto. In Schreyerhof wohnten auch zwei junge Männer, beide Mitglied bei der DLRG, die im Sommer – wenn sie ins Freibad wollen – flugs hinüber kraulen auf die andere Seite des Neckars.

Der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Mundelsheim Christopher Reichter ist auch so ein Neckar-begeisterter Bürger und sagt: „Ich liebe es, mit dem eigenen Kajak früh morgens auf dem Neckar unterwegs zu sein: Hier kann ich ungestört paddeln, Podcasts hören, Predigtideen sammeln – und das alles inmitten der Schöpfung.“ Für ihn seien der Fluss und die grandiose Umgebung „ein Stück Himmel auf Erden“. Selbst im Winter paddelt der Gottesmann gelegentlich auf dem Neckar, im Frühling, Sommer und Herbst indes öfter, „mindestens einmal die Woche“, am liebsten in aller Herrgottsfrühe und „am besten vor 6 Uhr, wenn der Tag noch frisch ist“.

Der Neckar als „Sportplatz“

Der Fluss
 Der rund 360 Kilometer lange Neckar entwässert mit seinem annähernd 14 000 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet den zentralen Teil Baden-Württembergs. Der Neckar entspringt im Naturschutzgebiet Schwenninger Moos im Schwarzwald und mündet bei Mannheim in den Rhein. Von Plochingen bis Mannheim ist der Neckar schiffbar. Der Name Neckar ist keltischen Ursprungs und bedeutet wildes Wasser oder auch wilder Geselle, er stammt von dem ureuropäischen Wort „nik“ ab, welches losstürmen bedeutet.

Der Sport
 Vielerorts auf dem Neckar wird Kanu gefahren. Im Schwarzwald ist der Fluss stellenweise ein reißender Gebirgsbach, ab Plochingen müssen Kajakfahrer wegen der großen Schiffe Obacht geben und möglichst immer nah am Ufer paddeln. Die Behörden raten ab vom Baden und Schwimmen im Neckar, denn das Wasser sei zu dreckig. Dennoch wird im Neckar geschwommen.